Neufahrn:Der Traum vom Fliegen

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Die Bauarbeiten an der Sky-Diving-Anlage im Neufahrner Gewerbegebiet an der Bajuwarenstraße haben begonnen. Der später bläulich leuchtende Turm wird eine städtebauliche Marke setzen

Von Birgit Grundner, Neufahrn

Aus einem dicken Schlauch strömt unablässig flüssiger Beton. Arbeiter verteilen ihn zwischen den riesigen Stahlträgern in der 700 Quadratmeter großen Baugrube an der Bajuwarenstraße. 60 Zentimeter dick soll die Bodenplatte für die Indoor-Skydiving-Anlage samt 30 Meter hohem Turm werden - nach dem Spatenstich im Februar haben jetzt die Bauarbeiten begonnen. In fünf Monaten soll der Rohbau fertig sein und im Sommer 2017 Eröffnung gefeiert werden. Diesen Zeitplan gaben der Freisinger Architekt Martin Burzin und Projektleiter Aleksei Zaitcev bei einer Baustellenbesichtigung vor.

Dann könnten in gut einem Jahr die ersten Besucher in einem Windkanal den freien Fall beim Fallschirmspringen nachempfinden. Zum Komplex gehören ein Eingangsbereich samt Foyer und ein Café. Neun Millionen Euro steckt der russische Investor Alexander Parmanin in das Projekt. In St. Petersburg betreibt er eine solche Anlage. "Die ist 24 Stunden belegt", erzählt Aleksei Zaitcev. In St. Petersburg trainiert auch das Militär in der Anlage.

Soldaten haben sich für Mintraching noch nicht angemeldet. Mit großem Interesse rechnet Zaitcev auch hier, zumal ein täglicher 23-Stunden-Betrieb geplant ist. "Sportler kommen gerne nachts", weiß der Projektleiter. Er ist sich sicher, dass sie aus ganz Europa anreisen und Formationsflüge üben. Aber auch Anfänger können das Sykdiving ausprobieren "Theoretisch kann das mit Anleitung jeder", versichert Zaitcev. "Und wer es mal gemacht hat, kommt wieder und wieder." Der Traum vom Fliegen wird in dem 30 Meter hohen Turm erfüllt. Aus großen Turbinen links und rechts des Gebäudes kommt die Luft, die mit einer Düse beschleunigt und im Windkanal nach oben gedrückt wird.

Vorerst spielt sich freilich alles noch am und im Boden ab. Schicht um Schicht Beton wird aufgetragen, regelmäßig überprüft ein Statiker die Arbeiten. Bis zum fünften Turmstock hinauf werden allein 2500 Kubikmeter Beton verarbeitet. Der Turm wird mit seinen 30 Metern doppelt so hoch hinausragen wie das gegenüberliegende Gebäude der Firma Jungheinrich. Die Wände werden später von innen angestrahlt und von außen bläulich leuchten.

Mit dem Turm "setzen wir eine städtebauliche Marke", sagt Architekt Burzin. Das hatte im Vorfeld freilich zu Diskussionen geführt. Weil im Gewerbepark eigentlich keine so hohen Gebäude zulässig sind, hatte der Gemeinderat für das Skydiving-Areal einen "vorhabenbezogenen Bebauungsplan" aufstellen müssen. Unumstritten ist das Projekt nach wie vor nicht. Mintrachinger fürchten zum Beispiel Lärmbelastungen. Kritisiert wird auch der Energieverbrauch. Aber viele Gemeinderäte betrachten die Anlage direkt neben dem Kino und der geplanten Bowlinganlage vor allem als weiteren Schritt hin zum ersehnten Image-Wandel für die Gemeinde. Erklärtes Ziel ist es, künftig weniger als Logistik-Standort wahrgenommen zu werden und auch durch andere Branchen auf sich aufmerksam zu machen. Immer wieder wird dabei der Freizeitbereich genannt.

Skydiving ist ein eher ungewöhnliches Angebot. In Taufkirchen bei München baut der ehemalige Stuntman und Extremsportler Jochen Schweizer zwar gerade eine Erlebniswelt samt Skydiving-Turm. Ansonsten dürfte das Indoor-Skydiving-Angebot bei Mintraching bayernweit einmalig sein. Investor Parmanin plant unterdessen die gleiche Anlage bereits für Japan. Dort ist das Projekt noch aufwendiger: Die Anlage muss absolut erdbebensicher sein.

© SZ vom 20.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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