Neufahrn:Der bayrische Tüftler

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Für Martin Ecker hat sich der Auftritt in der Sendung "Die Höhle der Löwen" gelohnt. Die Nachfrage nach seinem Klammergriff "Tragfix" ist groß. Auf der Erfindermesse in Nürnberg hat er dafür sogar eine Goldmedaille erhalten

Von Petra Schnirch, Neufahrn

Einen "Deal" hat Martin Ecker kurzerhand ausgeschlagen. Gelohnt hat sich der Auftritt in der Vox-Sendung "Die Höhle der Löwen" für ihn dennoch. "Danach war der Bär los", sagt er und lacht. Noch während der Ausstrahlung brach der Server seiner Internetseite drei Mal zusammen. In den Tagen danach klingelte fast ununterbrochen das Telefon, der Anrufbeantworter zeichnete Hunderte Nachrichten auf. Irgendwann sei er einfach nicht mehr hingegangen, erzählt Ecker. Zwei Mal am Tag fuhr er los, um die Bestellungen auf den Weg zu bringen. Drei Leute halfen beim Packen. Inzwischen ist es um den Tragfix wieder ruhiger geworden. An seine Erfindung aber glaubt der Grünecker mehr denn je.

Mithilfe der großen Klammer mit Griff lassen sich unhandliche Säcke, beispielsweise mit Mörtel oder Tierfutter, einfach verschließen und transportieren. Entwickelt hatte der Tüftler den Tragfix schon vor Jahren. Doch Anfang 2015 beschloss Ecker, der bis dahin als selbständiger Handwerker arbeitete, sich ganz auf die Vermarktung des Tragfix zu konzentrieren. Nebenbei war das nicht länger zu machen. Da kam die Einladung in die "Höhle der Löwen" gerade recht. Unternehmensgründer haben dort die Möglichkeit, ihr Produkt vorzustellen, potenzielle Investoren, allesamt bekannte Namen, entscheiden dann, ob sie sich an dem Geschäft beteiligen wollen.

Dass Ecker das Angebot von Teleshopping-Millionärin Judith Williams ausschlug, hat er "keine Sekunde" bereut, wie er sagt. Zunächst wollte sie für ein Investment von 150 000 Euro Anteile von 51 Prozent am Unternehmen, dann ging sie auf 26 Prozent zurück, forderte aber zusätzlich einen Euro pro verkauftem Tragfix. Sie hätte künftig sämtliche Entscheidungen blockieren können. Das wollte Ecker nicht. Selbstbewusst sagt der 51-Jährige, er wolle seine Firma nicht "verschachern". Vielleicht hatte er auch ein wenig Angst, von der Dynamik der Teleshopping-Kanäle verschlungen zu werden. Man könne ein Produkt auch "tot verkaufen", wirft er ein. Er sei eher bodenständig - und für langsames Wachstum.

Die Sympathien der Zuschauer hatte das bayerische Original mit den raspelkurzen Haaren in der Sendung schnell auf seiner Seite. Ecker kann so schnell nichts aus der Ruhe bringen, immer hat er eine flapsige Bemerkung parat. Wenn es um seine Erfindung, "sein Baby", geht, wird er aber zum Pedanten. Jedes Detail muss stimmen, der Tragfix muss gut in der Hand liegen, der Verschluss zuverlässig funktionieren und natürlich darf nichts absplittern. Eine große Firma habe den Griff bereits auf "Herz und Nieren" geprüft, schildert Ecker, unter anderem in ihrer Industriespülmaschine.

Obwohl er in den vergangenen Monaten mit der Präsentation auf Messen und mit dem Vertrieb beschäftigt war, bleibt Martin Ecker vor allem ein umtriebiger Tüftler. Mittlerweile ist ein "Tragfix pro" auf dem Markt, eine größere Klammer mit patentiertem mehrstufigen Verschlusssystem für dickere Säcke. Dafür ist Ecker auf der Erfindermesse in Nürnberg Ende Oktober mit einer Goldmedaille ausgezeichnet worden, was ihn sichtlich stolz macht. Auch ein ganz kleiner Griff gehört zur "Tragfix-Familie", davon existiert vorerst nur ein Prototyp.

Bisher koordiniert Ecker sein Geschäft von seiner Wohnung und einer Garage aus. Um mehr Platz zu haben, sucht er ein Haus, eventuell mit Werkstatt, in der Region. "Gerne auch renovierungsbedürftig", fügt er hinzu, denn er wolle mal wieder "mit den Händen arbeiten". Sein Geschäftspartner, der den Tragfix pro vertreibt, versucht gerade, ihn zu einem Umzug nach Nordrhein-Westfalen zu bewegen. Dort befindet sich auch das Familienunternehmen, das den Tragfix für ihn produziert. Aus Bayern aber will Ecker nicht fort: "Das ist meine Heimat".

Er weiß, dass es für ihn als Einzelunternehmer, der nicht groß Werbung machen kann, schwierig bleiben wird, seiner Erfindung zum Durchbruch zu verhelfen. Er musste bei Null angefangen, ohne Vertriebswege. Doch die Zahl der Erfolgserlebnisse steigt. Eine Gartencenter-Kette hat den Tragfix vor kurzem in ihr Sortiment aufgenommen. Ecker aber will, ganz und gar unbescheiden, dass der Tragfix einmal zu einem festen Begriff wird - ähnlich wie Tempo oder Nivea. Und er träumt davon, dass er sich irgendwann aus der Vermarktung herausziehen kann. Denn er hat noch einen ganzen Ordner voller Ideen.

© SZ vom 11.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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