Neufahrn:Blick in die Vergangenheit

Abba Naor berichtet, wie er den Holocaust überlebte

Der 88-jährige Zeitzeuge Abba Naor war jüngst Gast am Oskar-Maria-Graf-Gymnasium (OMG). Im Publikum saßen nicht nur Neuntklässler des OMG, sondern auch etwa 170 Schüler der 9. Jahrgangsstufe der Imma-Mack-Realschule Eching, um mehr als zwei Stunden lang die ergreifende Geschichte eines Überlebenden des Holocausts zu verfolgen.

Angesichts der aktuellen fremdenfeindlichen Ereignisse in Sachsen und der ständig zunehmenden Gewaltbereitschaft von rechts sollte die gemeinsame Veranstaltung der beiden "Schulen gegen Rassismus und Schulen mit Courage" ein Zeichen gegen Fremdenfeindlichkeit in der Gesellschaft sein. Gleichzeitig sollte der gemeinsame Blick in die Vergangenheit, den Schülern die Möglichkeit bieten, aus der Geschichte zu lernen. Denn gerade die Zeit des Nationalsozialismus zeige der Nachwelt auf besonders bestialische Weise, welche Auswirkungen die Verbreitung von Terror, Hass und Gewalt haben können.

Als 13-Jähriger erlebte Abba Naor 1941 den Einfall der deutschen Wehrmacht in Litauen, wurde später in eines der Ghettos in Kaunas gebracht und er verlor seinen großen Bruder, der erschossen wurde. Später wurden Abba Naor und seine Familie ins KZ Stutthof bei Danzig deportiert und dort sah er seine Mutter mit seinem kleinen Bruder an der Hand zum letzten Mal. Das Kriegsende erlebte er in einem Außenlager des KZ Dachau. Abba Naor gelang es auf sehr eindrucksvolle Weise, die Aufmerksamkeit der Schüler zu wecken. Auch nach zwei Stunden wurde er nicht müde, die Fragen der sichtlich bewegten und interessierten Schüler mit großer Geduld, verschmitztem Charme und vor allem großer Bescheidenheit zu beantworten.

© SZ vom 22.03.2016 / wil - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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