Neufahrn:Alles im Griff

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Mit einer groß angelegten Übung trainiert die Freiwillige Feuerwehr Neufahrn einen möglichen Einsatz nach einem Brand in der Traglufthalle für Flüchtlinge am Keltenweg

Von Birgit Grundner, Neufahrn

Großeinsatz am Keltenweg: Die Traglufthalle völlig verraucht, einige Personen womöglich noch in der Flüchtlingsunterkunft - das war jetzt das Szenario für eine groß angelegte Übung der Freiwilligen Feuerwehr Neufahrn. Für die Aktiven war es Arbeit unter neuen Bedingungen: In Traglufthallen muss immer leichter Überdruck herrschen, damit die Dachhülle nicht in sich zusammenfällt. Die Eingänge sind deshalb auch Schleusen mit jeweils zwei Türen. Eine besondere Herausforderung würden die Druckverhältnisse im Falle eines Brandes etwa beim Entrauchen mit Gebläsegeräten bedeuten. Doch Erfahrungsberichte, wie dabei genau vorzugehen wäre, gab es laut Kommandant Reinhold Kratzl noch nicht.

Deshalb hatte er nach einer Besichtigung der noch unbewohnten Halle entschieden, einen möglichen Einsatz - speziell die Entrauchung und die Personenrettung - auch in der Praxis durchzuspielen: "Ich möchte mich einfach vorbereiten." Dabei ging es auch um "Ortskunde" für die Aktiven in der Halle. Denn die 72 Meter lange und 36 Meter breite Unterkunft für bis zu 300 Menschen ist weit mehr als ein großer Raum mit Betten.

In einer Hälfte befinden sich rund 50 Abteile - jedes etwa 13 Quadratmeter groß - für jeweils sechs Betten. In der anderen Hälfte ist der Aufenthaltsbereich. Daneben gibt es zwölf Sanitär- und sechs Bürocontainer sowie im Freien auch Küchencontainer. Die 30 000 Kubikmeter Luft, welche die Halle tragen, werden stündlich durch ein Gebläse ausgetauscht. Stimmt der Luftdruck nicht mehr, "fällt die Halle zusammen", so Kratzl.

Die Dachhülle würde dann erst von Alutraversen aufgehalten und auf den Schlafboxen aufliegen. 2,50 Meter "lichte Höhe" würden zwar auch in so einem Fall bleiben, doch die Feuerwehr möchte es im Ernstfall gar nicht so weit kommen lassen. Tatsächlich hat sie bei der Übung einen Weg gefunden. Die Feuerwehrleute haben nicht nur an den Notausgängen an beiden Hallenenden, sondern auch in der Mitte der Unterkunft Belüfter aufgestellt und wissen jetzt, ab welchem Zeitpunkt sie die Ausgänge öffnen könnten, ohne dass es beim Entweichen der Rauchwolke Probleme mit der Hallenkonstruktion gäbe.

Mit Drehleiter, Rüstwagen samt Beleuchtungsanhänger und drei Löschfahrzeugen war die Feuerwehr zu der Übung angerückt. Unter den 36 Aktiven waren auch Atemschutzträger, die kontrollierten, ob in der mit Disconebel verrauchten Halle noch Menschen waren. Einige "vermisste Personen" - in diesem Fall Puppen - wurden ins Freie gebracht. Eben dafür sei auch die Ortskunde so wichtig, betont Michael Brandes, der ebenfalls aktiv beteiligt war: Im Ernstfall müsse man sich in der Halle schnell und auch bei schlechter Sicht orientieren können. Bei der Übung wurden zudem Löschschläuche ausgelegt. Die Türen einer Schleuse dürften dafür auch sehr wohl gleichzeitig einen Spalt offenbleiben, berichtet zweiter Kommandant Robert Friedrich: "Wir dürften aber auch ein Stück aus der Hallenplane rausschneiden."

Mit dem Ablauf der unangekündigten Übung war Kommandant Kratzl sehr zufrieden: "Alles hat gut geklappt", freut er sich. Er plant nun auch noch eine "Räumungsübung" in der Traglufthalle. Vom Hersteller, der Firma Paranet in Berlin, gibt es einen genauen Flucht- und Rettungsplan. Bei Paranet lobt man das große Engagement und das Interesse der Neufahrner Feuerwehr, eine spezielle Rauchübung habe man bisher noch nicht miterlebt. Zum Konzept für die Halle gehört auch, dass mindestens zwei der sechs Wachleute, die nach dem Einzug von Flüchtlingen rund um die Uhr anwesend wären, einen Kurs als Brandschutzhelfer absolviert haben müssen. Regelmäßiger Probealarm ist vorgeschrieben, immer dann, wenn mehr als 20 Prozent Neuzugänge in der Halle sind. Brandschutzordnung und -konzept werden auch noch von einem Sachverständigen geprüft.

Unterdessen ist weiter unklar, wann in die Traglufthalle Flüchtlinge einziehen werden. Vor einer Woche hatte die Regierung das Landratsamt informiert, dass bis auf weiteres keine Asylbewerber zugewiesen werden. Das liegt an den rückläufigen Flüchtlingszahlen und der Entscheidung des Kabinetts, Asylbewerber künftig länger in Erstaufnahmeeinrichtungen unterzubringen. Im Anschluss will die Staatsregierung vor allem auf Gemeinschaftsunterkünfte der Bezirksregierungen setzen.

© SZ vom 06.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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