Kunstfrevel in Wartenberg:Nepomuk von der Brücke gestürzt

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Der Heilige Nepomuk, als er noch an seinem Platz stand. (Foto: Kronseder/oh)

Unbekannte reißen die Bronzestatue aus der Verankerung und stoßen sie in die Strogen.

Von Florian Tempel, Wartenberg

Es ist ein Frevel in mehr als einer Hinsicht: Unbekannte haben in der Nacht auf Montag die Bronzestatue des Heiligen Nepomuk auf der Brücke über die Strogen in Wartenberg vom Sockel gelöst und ins Flussbett gestoßen. Es ist kaum zu glauben, dass jemand aus Mutwillen oder purer Zerstörungslust einen Brückenheiligen beschädigt und schändet. Johannes Nepomuk war ein böhmischer Priester und Märtyrer, der der Legende nach am 20. März 1393 in Prag erst gefoltert und anschließend von der Karlsbrücke in die Moldau geworfen wurde.

Darüber hinaus ist die Statue aber nicht nur die Darstellung eines heiligen Mannes, sondern auch ein wunderbares Kunstwerk der Bildhauerin und Grafikerin Christiane Horn, die es für den Markt Wartenberg 1993 geschaffen hat. Ihr in Bronze gegossener Nepomuk wurde genau am 600. Geburtstag des Heiligen auf der Strogenbrücke eingeweiht. Die 2001 im Alter von 44 Jahren verstorbene Künstlerin Christiane Horn lebte und arbeitete mit ihrem Mann Dirk Auf dem Hövel und ihren zwei Kindern in Wartenberg im Alten Schulhaus am Nikolaiberg. Ihre Plastiken strahlen oft Stärke und Selbstbewusstsein aus, doch gleichzeitig auch Verletzlichkeit und Nachdenklichkeit. Die Wartenberger Kunsthistorikerin Heike Kronseder charakterisiert Horns Nepomuk als eine besonders liebenswürdige und sympathische Heiligenfigur. Im Gegensatz zu den hageren Nepomuk-Darstellungen im Barock sei der Wartenberger Nepomuk doch ein "kleiner dicker und ganz netter bayerischer Brückenheiliger".

In der Polizeimeldung hieß es am Dienstag, der Schaden an der Statue könne bis zu 30 000 Euro betragen. So schlimm ist es aber wohl nicht gekommen. Das Wasser der Strogen sollte den Sturz von der Brücke abgedämpft haben. Die Statue wurde am Montagvormittag von Kräften der Freiwilligen Feuerwehr, Mitarbeitern des Wartenberger Bauhofs und der Firma Adelsberger geborgen. Mit einem Boot waren Feuerwehrleute auf die Strogen gefahren und hatten dem untergegangenen Nepomuk einen Gurt umgelegt. Mithilfe eines kleinen Autokrans wurde die Statue dann aus dem Fluss gezogen.

Auf den ersten Blick fiel nur eine Beschädigung ins Auge, berichtet Bürgermeister Christian Pröbst: Das Kreuz, das Nepomuk in der Hand hält, war verbogen. Wenn das alles sein sollte, wäre es gut ausgegangen. Ein Fachmann müsse die Statue jedoch erst noch auf ernsthaftere Beschädigungen wie Haarrisse untersuchen. Offenbar ist die Statue durch Hin-und-her-Bewegen aus ihrer Verankerung gelöst worden. Es gibt keine Spuren, dass Werkzeuge benutzt worden sind. Was Bürgermeister Pröbst zu schaffen macht, ist, "dass das schon seit Wochen so geht". Fast an jedem Wochenende werde in Wartenberg etwas kaputt gemacht, beschädigt oder beschmiert. Die Marktgemeinde hat für Hinweise auf die Täter, die den Nepomuk in die Strogen gestürzt haben, eine Belohnung von 500 Euro ausgelobt. Die Polizei Erding bittet um Hinweise unter Telefon 08122/9680.

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