Lengdorfer Bürgerheizung:Kuschelige Wärme aus der Biogasanlage

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Aus Biogasanlagen soll die Wärmeversorgung für Lengdorf kommen. Eine Genossenschaft setzt sich für die Verwirklichung des Projekts ein. (Foto: Renate Schmidt)

Eine noch zu gründende Genossenschaft will Lengdorf mit Regionalwärme versorgen, wenn es genügend Anschlusswillige gibt. Das Leitungsnetz soll die Erdgas Südbayern bauen.

Von Thomas Daller, Lengdorf

Die nächsten Wochen werden spannend für Lengdorf: Denn dann entscheidet sich, ob die geplante Regionalwärme genügend Anschlusswillige findet, um einen wirtschaftlichen Betrieb gewährleisten zu können. Dahinter steckt eine Genossenschaft, die sich in Gründung befindet. Die Wärme soll von zwei bestehenden Biogasanlagen kommen, außerdem soll ein Hackschnitzel-Heizkraftwerk gebaut werden. Als Partner hat die Initiative die Erdgas Südbayern (ESB) gewonnen, die das Leitungsnetz bauen will. Wenn alles nach Plan läuft, soll im kommenden Jahr mit dem Bau begonnen werden.

Bereits 2015 gab es erste Überlegungen, in der rund 2900 Einwohner zählenden Gemeinde Regionalwärme aufzubauen. Das Konzept zielte allerdings nur auf wenige größere Abnehmer wie Schule, Sportheim, Rathaus und dergleichen und hielt einer strengen Kalkulation nicht stand. Bei der Kommunalwahl 2020 machte man sich jedoch erneut über eine nachhaltige Wärmeversorgung Gedanken und die Sache begann Fahrt aufzunehmen.

Je mehr Leute mitmachen, umso sicherer ist die Rentabilität gewährleistet

Zielsetzung war eine Genossenschaft, deren Mitglieder Interesse an einem Anschluss haben. Diese höhere Anschlussdichte sollte die erforderliche Rentabilität gewährleisten. Zwei der drei Biogasanlagenbetreiber in der Gemeinde musste man nicht lange überzeugen, auch der dritte wäre gerne dabei gewesen, aber sein Standort lag zu weit weg. Ausgehend vom kalkulierten Wärmebedarf errechnete man, dass man damit den Bedarf zu 80 Prozent decken könne; die fehlenden 20 Prozent soll eine Hackschnitzelheizung liefern, die man bauen will. Hinzu kommt noch ein Spitzenlastkessel, der Versorgungslücken schließen soll. Diese Energiezentrale, die auf 1,5 Millionen Euro veranschlagt ist, soll an der Straße Richtung Furtarn gebaut werden, ein Grundstück dafür hat man bereits gefunden.

Ursprünglich wollte die künftige Genossenschaft das Leitungsnetz selbst bauen und betreiben. Dieser Teil des Plans stammt allerdings aus der Zeit, als die Zinsen günstig waren. Angesichts der aktuellen Entwicklungen hielt man es aber für klüger, einen Partner dafür ins Boot zu holen. Diesen fand man in der Erdgas Südbayern (ESB). Die ESB ist auf der Suche nach neuen Geschäftsfeldern, nachdem der Gasmarkt vor unsicheren Zeiten steht. Außerdem verfügen viele Städte und größere Kommunen bereits über ein Nahwärmenetz, in Lengdorf kann man nun Erfahrungen sammeln, wie es in kleineren Gemeinden läuft. "Die ESB sagt, sie glaubt an das Projekt", sagte der Vorsitzende der Genossenschaft Regionalwärme Lengdorf, Franz Obermeier.

Die Genossenschaft kümmert sich um die Energieversorgung, die ESB um das Netz und die Hausanschlüsse

Die Vereinbarung sieht nun so aus, dass die Genossenschaft sich um die Energieversorgung kümmern soll. An der Energiezentrale soll ein Wärmemengenzähler eingebaut werden, um den Netzbetrieb und die Hausanschlüsse kümmert sich die ESB. Wobei die Preise von der Energiezentrale "durchgereicht werden", sagte Obermeier.

Die ESB will in den kommenden Wochen unter den 150 Mitgliedern der Genossenschaft sowie weiteren Lengdorfern für Hausanschlüsse werben. "In einem knappen Monat kann man eine Tendenz erkennen, ob genügend mitmachen oder nicht", sagte Obermeier. Wenn, wie erhofft, genügend Anschlusswillige dazu bereit sind, folgen Nägel mit Köpfen: Die in Gründung befindliche Genossenschaft wird dann ihr Konzept und die Berechnungen dem Genossenschaftsverband vorlegen, der die Wirtschaftlichkeit prüft. Anschließend erfolgt der Eintrag in das Genossenschaftsregister.

"Wir drängen die ESB, dass sie im Frühjahr oder Sommer 2023 mit dem Bau des Netzes beginnt", sagte Obermeier. "Wenn man zu lange wartet, sind die Zahlen nichts mehr wert. Sogar die Fördersituation ändert sich aktuell alle drei Monate." Die Wärmelieferung soll bereits im Winter 2023/24 erfolgen, wenn alles glatt läuft. Wobei Obermeier, der beruflich als Automatisierungstechniker mit Steuerungsanlagen arbeitet, vor zu viel Optimismus warnt: Pumpen und die erforderliche Technik seien derzeit stark gefragt, mit Lieferengpässen werde wohl auch die Regionalwärme beim Bau ihrer Anlage rechnen müssen.

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