Nahtlos anpassen:Baum für Baum

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Das Staatliche Bauamt sucht Ausgleichsflächen für die umstrittene Umfahrung von Forstinning

Bäume zu pflanzen gilt als Ausweis des Optimisten - oder als Aufgabe einer Behörde. Etwa des Staatlichen Bauamtes in Rosenheim, dort sucht man derzeit Flächen, auf denen künftig Bäume wachsen, die den Ebersberger Forst vergrößern sollen. Allerdings nicht aus reiner Freude an bewaldeter Landschaft, sondern als Ausgleichsflächen für die geplante Umfahrung in Forstinning.

Diese wäre die erste neue Straße durch den Forst seit Jahrhunderten, die Verkehrswege durch das Waldgebiet wurden in der Vergangenheit zwar gelegentlich ausgebaut, ihr Verlauf blieb aber immer gleich. Nicht so bei der im Norden des Forstes geplanten Trasse. Sie soll den Ortsteil Schwaberwegen vom Durchgangsverkehr auf der Staatsstraße 2080 entlasten. Dazu ist eine Art Bypass geplant. Er würde im Norden zwischen der Ortschaft Moos und dem Gewerbegebiet an der A94 von der jetzigen Staatsstraße Richtung Westen abzweigen, nach Süden zur Münchner Straße/EBE5 verlaufen und diese etwa 100 Meter östlich von Niederried kreuzen. Danach sieht der Entwurf einen Bogen südlich Schwaberwegen in Richtung der Staatsstraße vor.

Dieser letzte Streckenabschnitt der Umfahrung ist hochumstritten - aus mehreren Gründen. Zum einen verliefe die neue Straße relativ nahe am westlichen Ende Schwaberwegens vorbei, eine Aussicht, die den Bewohnern dort wenig gefällt. Zum anderen läge der größte Teil dieser Südschleife im Wald, und dass der dafür weichen müsste, wird sowohl von Umweltschützern als auch Erholungssuchenden heftig kritisiert. Die Gegenposition nehmen die Anlieger der jetzigen Staatsstraße durch den Ort ein. Sie verweisen auf die extreme Belastung durch Lärm und Abgase sowie die gefährliche Verkehrssituation, besonders durch die dicht an einem Schulweg vorbeifahrenden Lastwagen.

Für die Kommunalpolitik sind die Argumente der Befürworter gewichtiger, der Gemeinderat hatte im vorvergangenen Jahr für die umstrittene Trasse votiert - einstimmig. Was wiederum Proteste der Umfahrungsgegner zur Folge hatte, diese veranstalteten unter anderem eine Demo im Forst, es gab mehrere Infoveranstaltungen und Unterstützung vom Kreisverband der Grünen, der ein Bürgerbegehren empfahl.

Trotz aller Differenzen gingen die Planungen für die Trasse weiter. Das Staatliche Bauamt bereitet seit dem vergangenen Jahr das Planfeststellungsverfahren vor - und dafür werden nun die Ausgleichs- und Aufforstungsflächen gesucht, wie Planer Bernhard Bauer erklärt. Für den Fortgang des Verfahrens sei es hilfreich, wenn man die Ausgleichsflächen schon vorweisen könnte. Benötigt würden etwa drei Hektar, auf denen sich möglichst noch keine Bäume befinden sollten. Denn, wie Bauer sagt, um einen Teil des Forstes entfernen zu dürfen, müsste an anderer Stelle neuer Wald entstehen. Und das nicht irgendwo, sondern im Ebersberger Forst, also etwa Lichtungen, oder unmittelbar an den Wald angrenzend. Was auf den Flächen dann genau gepflanzt wird, entscheiden unter anderem das Amt für Landwirtschaft und Forsten sowie die Untere Naturschutzbehörde. Der neue Wald soll sich möglichst nahtlos an den bestehenden anpassen, darum werden je nach Fläche verschiedene Baumarten gepflanzt. Voraussichtlich im Sommer dieses Jahres wird das Planfeststellungsverfahren eingeleitet werden, wann dieses abgeschlossen werde, sei völlig unklar.

© SZ vom 29.05.2018 / wkb - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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