Naherholung zu Fuß:Unterwegs auf Ebersberger Pfaden

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Im Landkreis gibt es viele Wandermöglichkeiten. Der Baldhamer Autor Jochen Hoepner hat 24 Routen akribisch erkundschaftet und mit Ankedoten und kleinen Chroniken aufgeschrieben

Von Matthias Reinelt, Ebersberg

"Nur wo du zu Fuß warst, bist du auch wirklich gewesen", sagte schon Johann Wolfgang von Goethe. Genau dieses Zitat hat Jochen Hoepner ausgewählt, um seine Leser zu begrüßen - und zum Wandern zu motivieren. Vor drei Jahren hat der 72-Jährige schon ein Rad- und Wanderbuch veröffentlicht, jetzt erscheint "Wandern durch die Jahreszeiten". Wer den Landkreis Ebersberg zu Fuß erkunden will, kann aus 24 Touren wählen. Sie sind zwischen sechs und acht Kilometer lang, dauern meist etwa zwei bis drei Stunden und tragen Namen wie "Traxl - die schönsten Alpenpanoramen", "Zornedinger Familienrunde" oder für Purfing "Auf der Altmoräne zum Klima-Walderlebnispfad".

Für sein neues Buch ist Hoepner alle 24 Touren drei- bis viermal gegangen. Erst dann beginne die "Schönheit des Wanderns", weil man sich dann nicht mehr so sehr auf den Weg konzentrieren müsse, sagt er. Am besten sei es, wenn man die Ruhe findet, auch die Natur abseits des Weges genießen zu können. Die Routen sind nach Jahreszeiten aufgeteilt, es gibt also jeweils sechs Touren für Frühling, Sommer, Herbst und Winter. Trotzdem könne man jede Wanderung zu jeder Jahreszeit machen, da sie immer andere Reize biete, sagt Hoepner. Außerdem könnten viele Touren abgekürzt werden, manchmal sogar bis auf die Hälfte. Ideal also für "jung und alt" und für Familien mit Kindern. "Die Touren sind für jeden machbar", sagt der pensionierte Manager und Vertriebsbeauftragte. Er gibt ausführliche Anleitungen, wo es für den Wanderer langgeht und an welchen markanten Punkten er sich orientieren soll. Einmal musste er den eigentlich schon fertigen Text vor der Veröffentlichung ändern, nachdem das Sturmtief Eberhard über den Landkreis gezogen war. Aus "eine wunderbare Linde" wurde "die Überreste einer Linde".

Doch die Beschreibung der Wege und der Natur ist nur ein Teil der Arbeit. Gerade die Dinge, die "am Rande des Weges" liegen, haben Hoepner begeistert. Im Buch gibt er Hinweise auf Wallfahrtskirchen, Kapellen, Feldkreuze, Naturpfade und Badeseen. Und er lässt er kleine Chroniken in den Text einfließen. Um Informationen über Geschichtliches zu bekommen, fragte er bei den Ortschronisten nach und war erstaunt, über welches "gigantisches Wissen" sie verfügen. Einiges davon hat er gesammelt und möchte es weitergeben.

Um sich die Kirchen und Kapellen anschauen zu können, setzte Hoepner sich mit den Mesnern in Verbindung und erfuhr interessante Dinge: Immer wieder stieß er auf den "Meister von Rabenden". Er war einer der bedeutendsten süddeutschen Bildhauer des 16. Jahrhunderts und wirkte auch im Landkreis Ebersberg. Die von ihm geschaffenen Altare finden sich in Holzen bei Aßling, in Haslach bei Glonn und in der Schlosskapelle St. Georg in Unterelkofen. Das Original des Unterelkofener Hochaltars befinde sich im deutschen Nationalmuseum. Das "Auskundschaften", die Begegnungen und die Gespräche sind es, die den meisten Spaß an seiner Arbeit ausgemacht haben.

Hoepner war dem Landkreis Ebersberg nicht immer verbunden. Aufgewachsen ist er am anderen Ende Deutschlands, in Kiel. Er studierte BWL in Regensburg, dann ging er nach München und 1987 nach Baldham. 2016 schrieb er sein erstes Buch: "Die schönsten Rad-und Wandertouren". Es bietet 20 Radstrecken, fünf Wanderungen und wurde zum Erfolg. Nach vier Monaten waren die 2000 Bücher der ersten Auflage vergriffen. Hoepner fragte bei den lokalen Buchhändlern nach. Ein Landkreiswanderbuch bräuchte man unbedingt, so etwas würde fehlen, hieß es dort. Auch seine Freunde rieten ihm und drängten ihn dazu, ein weiteres Buch zu schreiben. Der Aufwand, die Touren möglichst gut zu beschreiben und dann noch all die kleinen Geschichten zusammentragen, war deutlich höher als noch für das erste Buch, sagt Hoepner heute. Doch die ganze Arbeit hat sich gelohnt. "Als Preuße kenn' ich hier jetzt jede Ortschaft und jeden Weg."

Gewandert sei er schon immer gerne und viel, ob im Landkreis oder in den Bergen. Es gebe viele Ansätze, die Leute zum Wandern zu motivieren. "Es ist immer schwierig, den ersten Weg zu finden", sagt er. Seine Kinder, die heute selbst schon Kinder haben, hätten früher auch "null Bock" aufs Wandern gehabt, heute sind sie davon begeistert. Hoepner hofft, dass sein Buch Anreize schafft, unterwegs zu sein, "sich Zeit zu nehmen, zu genießen und das Handy auch mal wegzulegen".

Und wer viel wandert, muss sich irgendwann auch stärken. "Wenn wir Tourismus fördern wollen, brauchen wir gute Wirtschaften", sagt Hoepner. Daher gibt er im neuen Buch immer wieder Hinweise auf Gasthäuser, die in der Nähe der Strecke liegen. Auch das Fotografieren war schon immer Teil seines Lebens, früher im Fotoklub der Schule, heute auf seinen Touren, erzählt Hoepner. Der Spaß am Fotografieren ist auch ein Grund für seine Begeisterung am Wandern. Für seine Bücher hat er über die Jahre mehr als 6500 Fotos geschossen. An manchem Ort ist er sogar fünfmal gewesen, um dort das perfekte Bild für das neue Buch zu machen.

An diesem Dienstag kommt "Wandern durch die Jahreszeiten" in den Handel. Es kostet 15 Euro und ist bei lokalen Buchhändlern erhältlich. 3000 Stück wird es erst einmal davon geben. Profit will er damit nicht erzielen, sagt Hoepner. Ihn haben sein Idealismus und der Spaß an der Bewegung und der Natur dazu motiviert, das Buch zu schreiben. Und der 72-Jährige weiß auch, was alle Wanderungen gemeinsam haben: "Sie sind traumhaft schön".

© SZ vom 26.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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