Nach zwölf Jahren:Letzte Sperrstunde

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Von Thorsten Rienth, Grafing

Wer bislang spätabends durch Grafing (Landkreis Ebersberg) lief, irgendwo noch ein Bier trinken wollte, aber überall vor geschlossenen Kneipen- und Gaststättentüren stand, der ging ins "Mocca". Was die Öffnungszeiten angeht, so brachte die Mischung aus Bistro und Bar ein bisschen Großstadtfeeling in der Kleinstadt. Damit ist nun Schluss: "Wir haben zum Ende des Monats unseren Mietvertrag gekündigt", bestätigte Wirt Tom Barthuber der SZ. Das Inventar hat er bereits verkauft. "Einfach war die Entscheidung nicht - das ist schon eine tolle Ecke dort."

Was man einem Wirt wohl glauben darf: Nach zwölf Jahren schließt keiner seine Bar, nur weil er keine Lust mehr hat. Aber es würden einige Dinge zusammenkommen, sagt Barthuber. "Bei einem Lokal dieser Größe ist für ein Privatleben nicht mehr viel Platz, auch die Freundschaften leiden spürbar darunter." Einmal sei er im Sommer für 14 Tage am Soyensee mit Freunden zelten gewesen. "In den zwei Wochen bin ich neun oder zehnmal zurück nach Grafing gefahren, weil irgendwas zu erledigen gewesen ist."

Die Gastronomie mache ihm zwar "unglaublichen Spaß". Auch mit den Nachbarn, die das "Mocca" zwischenzeitlich auf dem Rechtsweg zu schließen versucht hatten, hätte alles wieder gepasst. Aber unterm Strich müsse eben auch der Verdienst stimmen. "Es ist immer mehr in die Richtung gegangen, dass der Aufwand den Ertrag nicht mehr rechtfertigt", sagt der Wirt.

Die Fixkosten seien erheblich. "Gerade am Grafinger Marktplatz sind die Pachten irre hoch." Und so fügen sich Barthubers Sätze ein in die subtile Grundkritik vieler Grafinger, dass sich die Marktplatzmieten nurmehr Großhandel, Banken oder Versicherungen leisten können. Zumindest sollen die "Mocca"-Räumlichkeiten nicht lange leer stehen. Soweit er wisse, erzählt Barthuber, habe der Pächter bereits einen Nachfolger gefunden. Vor einigen Monaten machte das Gerücht die Runde, das Lokal solle in zwei Betriebe geteilt werden. Und Tom Barthuber? "Ein paar Sachen habe ich in Aussicht, in der Branche will ich bleiben." Bis es soweit ist, freue er sich auf ein paar ruhige Wochen.

© SZ vom 01.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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