Mutmaßliche Autoschieber vor Gericht:Luxusautos für das Baltikum

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Zwei mutmaßliche lettische Autoschieber stehen in Erding vor Gericht - die Kripo geht von einer gut organisierten Verbrecherbande aus.

Florian Tempel

Zwei mutmaßliche Autoschieber aus Lettland stehen derzeit in Erding vor Gericht. Zusammen sollen sie im Januar 2009 am Flughafen München einen Luxusgeländewagen betrügerisch angemietet haben. Das 50.000 Euro teure Auto blieb nach der Anmietung einige Monate verschwunden, bis es an der polnisch-litauischen Grenze vom Zoll sichergestellt wurde. Einer der Angeklagten soll zudem im Juli vergangenen Jahres einen bislang nicht wieder aufgetauchten Oberklassemietwagen im Wert von 40.000 Euro in Richtung Baltikum verschoben haben.

Wegen Mietwagenbetrugs stehen zwei mutmaßliche Autoschieber aus Lettland momentan in Erding vor Gericht. (Foto: dapd)

Mietwagenbetrug ist ein Verbrechen, das am Flughafen nicht selten vorkommt. Doch der aktuelle Prozess ist etwas Besonderes. Der jüngere der beiden Angeklagten, ein 37-jähriger Mann, gab zwar als Beruf an, er sei "aus der Baubranche". Nach Einschätzung der Kripo Erding scheint er jedoch vielmehr Chef einer gut organisierten Verbrecherbande zu sein.

Entsprechend waren die Sicherheitsvorkehrungen. Polizeibeamte führten ihn schwer gefesselt in den Gerichtssaal: Mit Handschellen, die zusätzlich an einem Bauchgurt befestigt waren, sowie Fußfesseln, die ihm während der Verhandlung nicht abgenommen wurden. Über seinen Verteidiger Robert Alavi gab er die betrügerischen Anmietung des Geländewagens zu. Zum zweiten Anklagepunkt ließ er ausrichten, er sei das Opfer einer Verwechslung. Er sei zum Tatzeitpunkt in einer Klinik in Sankt Petersburg gewesen.

Wer mit einem Mietwagen das Parkhaus am Flughafen verlässt, wird an der Schranke fotografiert. Auf den vorliegenden Fotos ist ein Mann zu erkennen, der sehr wohl wie der 37-Jährige aussieht. Auf seine eigene Anregung hin wurde er nun im Gerichtssaal fotografiert. Am Computer wird eine Gutachterin einen biometrischen Vergleich erstellen und dann sagen können, ob der Mann im verschwundenen Mietwagen der Angeklagte ist oder nicht.

Sein 41 Jahre alter Mitangeklagter bestritt bei dem ihn betreffenden ersten Anklagepunkt jede böse Absicht. Richtig sei lediglich, dass er den Geländewagen angemietet habe. Schon auf der Fahrt nach München sei er jedoch unzufrieden mit dem Auto gewesen. Er habe es bei einer - wenn auch ganz anderen Mietwagenfirma - in München gegen eine Limousine umtauschen wollen.

Dazu kam es nicht. Bei der Mietwagenfirma in München war er als verdächtig registriert. Denn 2008 war ein Auto, das er in Düsseldorf gemietet hatte, spurlos verschwunden. Die Polizei nahm ihn also in München fest, musste ihn aber nach einer Nacht wieder laufen lassen. Erst eine Woche später erfuhr die Polizei, dass der von ihm am Flughafen ausgeliehene Geländewagen weg war.

Der Angeklagte sagte nun dazu, damit habe er nichts zu tun, denn er sei ja - bevor das Auto verschwand - festgenommen worden. Und was womöglich sein Mitangeklagter mit dem Geländewagen gemacht habe, entziehe sich seiner Kenntnis. Der Prozess wird in zwei Wochen fortgesetzt.

© SZ vom 06.08.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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