Moosburg:Unterricht ohne Druck

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Bisher können die Moosburger Eltern ihre Kinder nur nach Freising oder nach Erding in die Montessorischule (unser Bild) schicken. (Foto: Renate Schmidt)

Im Herbst 2017 soll in Moosburg eine Montessorischule starten

Von Maika Schmitt, Moosburg

"Hilf mir, es selbst zu tun", lautet das Motto der Montessoripädagogik. Etwa 400 Schulen in ganz Deutschland gibt es bereits, die nach diesem Konzept arbeiten und auch in Moosburg soll nun eine Montessorischule entstehen. Wenn es nach Thomas Becker, einem der Initiatoren des Projekts geht, sollen die ersten Klassen im Schuljahr 2017/2018 starten. "Es gibt bereits die ersten Voranmeldungen, auch Lehrkräfte haben sich schon gemeldet, die bei uns unterrichten wollen", berichtet er.

Eine Schulgründung ist in Deutschland nach Artikel 7 Absatz 4 des Grundgesetzes jedem erlaubt. Doch praktisch braucht es "einen langen Atem", bis alternative Schulen vom Kultusministerium genehmigt werden. Dies ist nötig, damit Abschlüsse anerkannt werden, aber auch um irgendwann eine finanzielle Unterstützung durch den Freistaat zu bekommen.

Träger von Privatschulen sind oft Fördervereine, so soll es auch in Moosburg sein. Die Vorfinanzierung läuft indes über einen Kredit, später wird die Schule auch über ein Schulgeld finanziert werden. Zudem sollen die Eltern aktiv eingebunden werden, etwa durch Hilfe bei Schulfesten, Klassenfahrten oder handwerklichen Tätigkeiten. Aber bis dahin ist es ein weiter Weg. Erst einmal müssen Räume gefunden werden. Da für den Start höchstens drei Lerngruppen geplant sind, gestaltet sich die Suche noch relativ einfach: "Zwei Objekte haben wir schon im Blick. Wenn es mit dem einen klappen würde, wäre es traumhaft", mehr möchte Becker vorerst nicht verraten. Besonders wichtig ist ihm eine gute Lage, um die Natur oder sogar landwirtschaftliche Aktivitäten in den Unterricht einbinden zu können.

Dies wäre zusätzlich ein Alleinstellungsmerkmal, das wichtig ist, damit die Schule genehmigt wird. Sie muss einen Mehrwert zu herkömmlichen Bildungseinrichtungen bieten. Für Becker ist das bei der Montessoripädagogik definitiv der Fall. "Viele Eltern sind enttäuscht vom Regelschulsystem und auf der Suche nach etwas Neuem." Auch zwei der vier Kinder von Thomas Becker sind beziehungsweise waren auf einer Montessorischule, für ihn ist der Leitsatz "Beziehung statt Erziehung" ein zentraler Punkt, der den Unterschied zum herkömmlichen Schulsystem unterstreicht. In kleinen Klassenverbänden kann die Wissensvermittlung nachhaltiger geschehen, Becker wünscht sich, dass die Lebenswirklichkeiten in die Klassenzimmer gebracht wird. "Ich kann mir gut vorstellen, die Eltern etwa durch eine Wissensbörse aktiv einzubinden". Dabei könnten die Erwachsenen ihre Kompetenzen, die sie etwa im Beruf erworben haben, zur Verfügung stellen und Lehrer könnten bei entsprechenden Unterrichtsthemen auf sie als Referenten zurückgreifen. Auch sonst sind die Pläne für Moosburg groß: Ein Montessorigymnasium ist geplant, bisher gibt es Bayern nur ein einziges - in der Gemeinde Berg am Starnberger See.

Aber dieses Ziel liegt natürlich noch in weiter Ferne. Erst einmal muss die eigentliche Schulgründung erfolgen. Unterstützung dafür kommt jedoch nicht nur von Eltern, sondern auch von der Stadt. Schulreferent Gerd Beubl hat großes Interesse an dem Projekt. Als Vater eines Montessorischülers kennt er sich mit der Pädagogik gut aus: "Die Kinder werden an ihrem Wissensstand abgeholt und es wird nicht frontal unterrichtet. Ich halte dieses Konzept für absolut unterstützenswert". Für Moosburg wäre es ebenfalls ein Alleinstellungsmerkmal, bisher können Eltern ihre Kinder nur nach Freising oder Erding schicken, die nächste Montessori-Fachoberschule ist in München. Dass die Moosburger Schule keine Konkurrenz zu den bestehenden wäre, zeigt sich daran, dass die bisherigen Schulen voll sind. Der Bedarf an alternativen Bildungseinrichtungen ist in der Region offenkundig groß.

Während die Anmeldung der Schule voranschreitet, ist als nächster Schritt eine große Informationsveranstaltung für den 27. Juni geplant. Von 19.30 Uhr an werden Thomas Becker und seine Mitstreiter im Gasthaus Schnaitl in Wang von den Fortschritten der Schulgründung berichten. Außerdem soll es eine kurze Einführung in die Besonderheiten der Montessoripädagogik geben.

Für Thomas Becker ist die Montessorischule in Moosburg definitiv eine Herzensangelegenheit. Mit der Schule möchte er einen Ort schaffen, an dem Kinder ohne Leistungsdruck lernen können. Nicht nur für einen guten Abschluss, sondern auch für ihr ganzes Leben.

© SZ vom 09.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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