Moosburg:In der Gemeinschaft siegen

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Jugendfeuerwehren aus fünf Landkreisen treten bei europaweitem Wettbewerb an

Von Jenny Schößler, Moosburg

Es ist halb sechs Uhr morgens, als sich die 13-jährige Kim aus Gachenbach aus ihrem kuscheligen Bett rollt, um sich für den Oberbayerischen Bezirksleistungswettbewerb im Jugendwettbewerb des "Internationalen technischen Komitees für vorbeugenden Brandschutz und Feuerlöschwesen" (CTIF) fertig zu machen - die erste Etappe eines internationalen Wettbewerbs für junge Feuerwehrjugendgruppen, der alle zwei Jahre in ganz Europa stattfindet, um den Austausch zwischen den Jugendfeuerwehren in Europa zu verbessern.

Als Kim mit ihren Kollegen der Jugendfeuerwehr aus Gachenbach nach einer Stunde gegen 8 Uhr auf dem Gelände der SG Moosburg ankommt, ist sie müde. Ihr zwölfjähriger Freund Lukas meint, dass er fast zusammengebrochen wäre, so schlecht war ihm vor Aufregung. Aufgeregt sind sie alle, schließlich ist keiner aus Kims Mannschaft älter als 14 Jahre, für alle ist es der erste CTIF-Wettbewerb.

Auch Andreas Halmer, der 33-jährige Bezirksjugendfeuerwehrwart von Oberbayern, ist früh aufgestanden. Die Müdigkeit sieht man ihm aber nicht an, als er mit Ruhe und Gemütlichkeit über den Platz läuft, so als würde er das jeden Tag machen. Er kennt den Wettbewerb des CTIF und weiß, was auf die Teilnehmer zwischen zwölf und 16 Jahren zukommt. Mittlerweile ist es Mittag, die Sonne brennt auf die letzten der 24 Mannschaften herunter, die noch ihren ersten Wertungslauf absolvieren müssen. Halmer schaut dem Treiben vergnügt zu, weicht ab und an einem Fußball aus, während er sich auf dem Weg zum Essensstand macht. Schon von Weitem riecht man den Geruch der Steaks auf dem großen Grill, die es für die Kinder kostenlos gibt. "Das Essen und die Getränke werden vom jeweiligen Verein bezahlt", erklärt Halmer und nimmt sich einen Kaffee. "Sowieso ist für die Kinder hier alles kostenlos, auch die Schutzkleidung wird ihnen gestellt." Die Feuerwehr hätten in Deutschland einen guten Ruf. Das merke man vor allem auch an den Zahlen der Jugendfeuerwehren. "In Oberbayern gibt es circa 9600 Jugendliche, die mitmachen, davon sind allein 500 in diesem Jahr dazugekommen. So gesehen bin ich optimistisch. Ich tippe ganz stark auf Oberbayern hier bei dem Wettbewerb", fügt er mit einem Lächeln hinzu.

Kein Wunder also, dass so viele Jugendliche über den Platz laufen. Insgesamt sind es um die 250 Kinder aus den Landkreisen Mühldorf, Rosenheim, Erding, Neuburg/Schrobenhausen und Freising, die mit ihren Betreuern und Jugendwarten angereist sind. Was sie genau machen müssen, ist auf dem ersten Blick schwer zu erkennen. Es gibt eine 400-Meter-Bahn, auf der einige Hindernisse stehen, und in der Mitte ist ein Parcours mit Tunneln und Feuerlöschpumpen aufgebaut.

Bahnleiter Jörg Benkel geht beflissen die komplette Laufbahn ab und erklärt an jeder der acht Stationen, was die Jugendlichen machen müssen und vor allem worauf sie zu achten haben. "Beim Staffellauf auf der Laufbahn treten immer zwei Mannschaften gegeneinander an. Eine Mannschaft besteht aus neun Jugendlichen, die jeweils eine Station meistern müssen, einem Ersatzmann sowie einem Betreuer", sagt Benkel. Beim Hindernisparcours gibt es zwei Teams, ein Wassertrupp, der an einem Art Feuerlöscher Wasser pumpen muss, und ein Schlauchtrupp, der in möglichst kurzer Zeit über, unter und durch verschiedene Hindernisse einen Schlauch tragen muss. Alles läuft gleichzeitig ab, und die Kinder dürfen während der ganzen Aktion kein einziges Wort miteinander reden.

13.36 Uhr: Die Mittagspause ist vorbei, die ersten Truppen ziehen los, um sich aufzustellen. Teils Anspannung und Aufregung, teils breit lächelnde Münder in den Gesichtern der Kinder. Der zweite Lauf zur Verbesserung der Zeit steht an. Eine Gruppe läuft vorbei, sie machen sich warm. Die kleinen Knirpse spurten los und sammeln die Schläuche der letzten Mannschaft ein, um sie zu dicken Bündeln zusammenzurollen. Konzentriert legen sie alles parat. Bereit für ihren großen Auftritt. Die allerletzte Chance, um ihre Zeiten im Hindernisparcours zu verbessern.

Dann fällt ein Startschuss: Zum Hindernisparcours hat auch der Staffellauf begonnen. Man sieht zwei sportliche Jungs, die sich in einer langen dicken Feuerwehrmontur über die Laufbahn quälen und dabei ihre bestes geben. Sie lassen sich nicht vom "Go go go" einer Jugendwartin beim Hindernisparcours ablenken, die ihre kleinen Schützlinge am Wassertrupp anfeuert. Schließlich nickt sie ihnen zu. Anscheinend haben sie ihre Sache gut gemacht. Nach dem Wettbewerb bekommt jeder ein Abzeichen, und es steht fest: Für alle Mannschaften geht es Ende des Monats beim Landesentscheid in Schrobenhausen weiter. Dort treten sie gegen die besten aus ganz Bayern an. Obwohl "gegeneinander" für Felicia, eine Freundin und Mannschaftskollegin von Kim, der falsche Begriff ist. "Nee, also man meint nicht, dass man gegeneinander antritt. Feuerwehr ist ja eigentlich auch eine Gemeinschaft", sagt sie.

© SZ vom 14.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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