Moosburg:Immer wieder Wasser im Keller

Lesezeit: 2 min

Hochwasserreferent sieht die Verantwortung bei den Stadtwerken München. Dort bestreitet man das

Von Alexander Kappen, Moosburg

Pünktlich zum anberaumten Ortstermin war es wieder da. "Heute früh haben wieder ein paar Zentimeter hoch Wasser im Keller gehabt", berichtete am Dienstagvormittag Christine Strejc, die mit ihrer Familie im Moosburger Ortsteil Bonau in einem älteren Haus direkt am Amper-Überleitungskanal lebt. Wenn bei Hochwasserereignissen Amperwasser in die Isar geleitet wird, sind sie das seit jeher gewöhnt. Seit einigen Monaten steht im Keller jedoch regelmäßig das Wasser - weil der Kanal der Stadtwerke München (SWM) einen etwa 15 Zentimeter höheren Wasserspiegel als zuvor aufweist, meint Erwin Köhler (UMB), Hochwasserreferent des Moosburger Stadtrats. Bei den SWM bestreitet man das.

Durch den höheren Wasserspiegel im Kanal steige auch der Grundwasserspiegel - und dann stehe im Keller der Familie Strejc eben das Wasser, sagt Köhler, der deshalb am Dienstag zum Erörterungstermin geladen hatte. Tobias Bierschenk, laut Köhler und Strejc bei den Stadtwerken für den Kanal zuständig, war ebenfalls kurzfristig zu der Erörterung geladen worden. Er konnte jedoch aus terminlichen Gründen nicht kommen und sagte Köhler in einer Mail schriftlich ab. Seine "wochenlangen Bemühungen zur Wiederherstellung des vorherigen Wasserspiegels" im regelmäßigen Austausch mit Bierschenk "blieben leider erfolglos", so Köhler.

Der Kanal ist laut Köhler um 1900 "direkt in den Schotter reingebaut worden", weshalb sich der Wasserspiegel auf die Umgebung auswirke. Bierschenk habe ihm mitgeteilt, das höhere Grundwasser komme von woanders her. "Aber der Pegel der Isar ist Stand heute, 9.30 Uhr, um 60 Zentimeter tiefer", sagte Köhler am Dienstagvormittag. Diese könne also nicht der Grund sein. "Und wenn der Kanalpegel sinkt, sinkt auch das Grundwasser", so der Hochwasserreferent des Stadtrats. Er könne auf einer Plattform im Tümpel seines Privatgrundstücks - ganz in der Nähe an der Pflugstraße gelegen - zentimetergenau messen, wie hoch das Grundwasser sei und auch, wie sich der Pegel in 150 Metern Entfernung im Bereich des Hauses der Strejcs verändere. Laut Köhler wäre es "ein Leichtes, das Problem zu beheben". An der Schleuse beim Flugplatz auf der Kipp gebe es drei Segmente, und nur eines davon sei leicht geöffnet. Wenn man die Schleuse Richtung Isar "ein bisserl mehr öffnen würde, wäre alles gut", sagt Köhler.

Tobias Bierschenk, bei den SWM im Bereich Wasserkraftwerke tätig, führt in der Mail an Köhler an, dass der Wasserspiegel im Kanal nicht gestiegen sei. "Eine umfangreiche Überprüfung der Pegel des Amperüberleitungskanals zeigt, dass wir die Fahrweise in den vergangenen Jahren nicht geändert und zu keinem Zeitpunkt die Bescheidswerte verletzt haben", schreibt Bierschenk. Die von Köhler genannten höheren Pegelstände im Kanal "können wir nicht bestätigen". Er geht davon aus, dass der Kanal sogar dafür sorgt, dass der Grundwasserspiegel nicht noch höher ist: Grundwassermodelle zeigten eindeutig, schreibt er, dass der Aquifer - das ist ein Gesteinskörper, der geeignet ist, Grundwasser weiterzuleiten und abzugeben - "in den Amperüberleitungskanal exfiltriert, der Kanal also Grundwasser sammelt; ohne Kanal wäre der Grundwasserspiegel also höher". Falls es tatsächlich zu einem Grundwasseranstieg in der Bonau gekommen sei, "sind wir gerne dazu bereit, bei der Ursachenforschung mitzuwirken". Den Stadtwerken sei ein partnerschaftliches Verhältnis wichtig.

Fakt sei, sagte Christine Strejc, dass es außerhalb von Hochwasserereignissen "früher nie Probleme gegeben hat, auch wenn es stark geregnet oder gehagelt hat". Köhler bleibt dabei, dass ein Öffnen der Kipp-Schleuse das Heilmittel ist und hofft, dass sich durch den Gang an die Öffentlichkeit weitere Anwohner melden, die Wasser im Keller haben. Er wisse nicht, wie viele Bürger betroffen seien, aber darum gehe es gar nicht: "Selbst wenn es nur einen betrifft, gehört was geändert."

© SZ vom 03.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: