Moosburg:Gut aufgestellt

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SPD-Diskussion über Bildungspolitik ergibt, dass in der Stadt ein ausreichendes Angebot an Schulen vorhanden ist. Was fehlt, sind dagegen weitere Kinderkrippen und Hortplätze

Von Karlheinz Jessensky, Moosburg

Die Bildungspolitik in Moosburg hatte sich die örtliche SPD in einer Podiumsdiskussion zum Thema gesetzt. Fazit war, dass in der Stadt ein breites Bildungsangebot mit allen Schularten vorhanden ist und Bedarf nur bei Kinderkrippen- und -hortplätzen besteht. Hinzu kommt im nächsten Jahr noch eine Montessorischule. Diskutiert haben dies der Gewerkschafter Ludwig Würfl, der Vorsitzende des Montessorivereins, Thomas Becker, und SPD-Stadtrat und Mittelschullehrer Chris Marschoun. Die Diskussion drehte sich in weiten Teilen auch über das bayerische Schulsystem im Generellen.

Die SPD-Vizevorsitzende Eleanore Altmann sowie SPD-Stadtrat und Schulreferent Gerd Beubl beteiligten sich an der Veranstaltung im Pöschl-Bräu, mehr Redner als Zuhörer - ganze vier verloren sich im Saal. Die drei Gäste vertraten durchaus gegensätzliche Meinungen, wobei sich DGB-Ortsvorsitzender Würfl und Becker wegen Montessori ins Gehege kamen. Den längsten Teil der Zeit beanspruchte Marschoun, der sehr ausführlich seine eigene Schulzeit mit Höhen und Tiefen schilderte.

Eleanore Altmann tat einen tiefen Blick in die bayerische Verfassung und dem dort festgelegten Bildungsbegriff. Herz, Charakter, Ehrfurcht vor Gott seien unter anderem die Bildungsziele, aber auch die Vermittlung von Säuglingspflege für Buben und Mädchen. 70 Jahre seien diese Worte alt. Beubl hatte zuvor das Schulangebot in Moosburg aufgezählt: zwei Grund-, eine Mittel-, eine Realschule und ein Gymnasium, dazu eine heilpädagogische Tagesstätte, die Erziehungsberatungsstelle, Angebote des pädagogischen Förderzentrums, drei schulvorbereitende Einrichtungen und demnächst die Montessorischule, dazu zwei Kinderkrippen und sechs Kindergärten im vorschulischen Bereich.

Beubls persönliche Sicht auf die Bildungspolitik lautet: Soziale Herkunft und Einkommen der Eltern sind nach seiner Auffassung in Deutschland entscheidend für den Bildungserfolg der Kinder. Im Landkreis Starnberg machen 70 Prozent der Kinder Abitur, im Landkreis Main-Kitzingen nur 30.

Bildungspolitik, so Würfl, müsse in erster Linie die Vertretung der Interessen der Arbeitnehmer an der Entwicklung der Kinder sein. Probleme gebe es zum Beispiel durch die Berufstätigkeit beider Elternteile, Hort und offene Ganztagsschule mit Betreuung durch Ehrenamtliche seien in diesem Gefüge nur eine kleine Hilfe - wobei es keine Ganztagsschule, sondern nur Ganztagsklassen gebe. Mit vielen Beispielen aus seiner langjährigen Schulpraxis zeigte Würfl die Wirklichkeit an den Schulen auf. Er forderte die Einführung eines kostenfreien Ganztagsplatzes und die Ausweitung der Zusatzstunden wieder auf 19.

Bildung werde immer mehr zur Ware, mit Preisen bis zu 1000 Euro pro Monat. Über zwei Drittel der Schulkosten würden durch den Staat, also Steuern finanziert. Mehr Personal und bessere Ausstattung könnten und müssten nur durch eine hohe Steuerbelastung für Gutverdiener finanziert werden.

Becker schilderte den steinigen Weg zur neuen Montessorischule. In der eigenen Vita habe er oft erlebt, wie Kinder die Lust auf die Schule verloren hätten. In der Montessorischule sei die Wissensvermittlung exakt auf die Bedürfnisse der Kinder ausgerichtet. 72 bis 74 Kinder würden in der Schule Platz finden, es gebe 106 Anmeldungen, zum Teil sogar für noch nicht Geborene.

Würfl äußerte deutliche Vorbehalte: Kostenfreiheit und stärkere Förderung an den allgemein bildenden Schulen und den vorschulischen Einrichtungen seien der richtige Weg. "Dieses vom Kind aus in die Gesellschaft wachsen halte ich für völlig falsch." Nicht, dass die Kinder erst dann etwas lernten, wenn sie es wollten. Becker empfand dies als "mit Schlagwörtern richtig austeilen", sah aber grundsätzliche Übereinstimmung mit Würfl. "Wer eine Privatschule will, kann's gern machen", sagte dieser. "Der soll aber die Gebäude selbst bezahlen, die Lehrkräfte und auch deren universitäre Ausbildung."

© SZ vom 14.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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