Moosburg:Gegen Hetze durch Rede und Bilder

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Extremismusexperten informieren Stadträte über Grenzen im Internet

Moosburg ist in diesem Jahr durch lokale Facebook-Gruppen mit rechtsextremen und rechtspopulistischen Inhalten in die Schlagzeilen geraten, der auch Kommunalpolitiker angehörten. Deshalb begrüßten es einige Stadträte in der jüngsten Sitzung ausdrücklich, dass sich nun auch das Gremium des Themas annahm und Bürgermeisterin Anita Meinelt (CSU) eine Präsentation der Bayerischen Informationsstelle gegen Extremismus (BIGE) auf die Tagesordnung gestellt hatte.

Die BIGE wurde 2009 gegründet und ist dem bayerischen Innenministerium zugeordnet. Sie "unterstützt und bündelt alle Bekämpfungsansätze gegen Extremismus und ist Ansprechpartner für Bürger, Kommunen und Schulen", wie es in ihrem Aufgabenprofil heißt. Ein Aussteigerprogramm für Extremististen, Beratungen für Vereine und ein Bürgertelefon gehören ebenfalls zum Angebot. Die BIGE-Mitarbeiter Andrea Probst und Tobias Lehnerer referierten in der Sitzung über Kommunikation und Hetze im Internet, die Grenzen der Meinungsfreiheit, rechtliche Konsequenzen und Handlungsmöglichkeiten im Ungang mit extremistischen Hetzern.

Die Menschen, so Probst, suchten zunehmend Orientierung und Rückhalt bei virtuellen Plattformen im Internet in abgeschotteten und anonymen Kommunikationen. In diesen Zeiten, in denen viele Flüchtlinge im Land sind, würden dabei im Diskurs über Migration über die Instrumentalisierung von Emotionen oft Angst vor dem, Hass auf und Verachtung für das Fremde geschürt. In der virtuellen Welt würden Wirklichkeiten geschaffen, die nicht mit der Realität kompatibel seien. So entstehe dort zuweilen der Eindruck, Menschen mit extremistischen Haltungen seien in der Mehrheit. Oft falle der Satz "Das wird man ja wohl noch sagen dürfen", so Probst, aber die Meinungsfreiheit habe klare Grenzen, wenn es in den strafrechtlichen Bereich der Volksverhetzung, Bedrohung, Beleidigung und verfassungswidrigen Kennzeichen gehe, aber auch wenn man Menschen stigmatisiere, diskriminiere und dämonisiere. Oft würden extremistische Positionen hinter Verharmlosungen und Scherzkommentaren versteckt. Aber auch solche "Hetze durch Rede und Bilder kann motivierend für andere wirken, sich zu radikalisieren oder Gewalttaten zu begehen", warnte die BIGE-Expertin: "Aus Worte werden Taten."

Tobias Lehnerer berichtete von zahlreichen Facebook-Seiten und Youtube-Auftritten virtueller, nicht existierender Bürgerinitiativen, die sich "unter falscher Flagge" präsentierten. Hinter solchen Seiten, die etwa "München wehrt sich" oder "Bamberg wehrt sich" heißen, steckten oft Organisationen wie die NPD. Auf diesen bundesweit rund 300 Seiten mit lokalen Aufmachen würden Asylberber etwa gegen Kinder ausgespielt, mit Slogans wie "Kindergärten statt Asylheime". Aber auch plumpe Falschmeldungen, Hass-Posts und Hetze gegen Politiker und Helferkreise - teilweise unter Klarnamen - seien an der Tagesordnung. Die strafrechtliche Ahndung wurde laut BIGE-Experten inzwischen deutlich verschärft. Sie raten zur "sachlichen Gegenrede" und dazu, hetzende User zu blocken und aus der Freundeslisten zu streichen und strafrechtliche sowie jugendgefährdende Inhalte den zuständigen Stellen zu melden, die man im Internet unter ww.bayern-gegen-linkssextremismus.bayern.de und ww.bayern-gegen-rechtsextremismus.bayern.de findet.

© SZ vom 19.10.2016 / axka - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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