Moosburg:Fuß fassen in der neuen Heimat

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Die jungen Leute überraschen mit ihrer Motivation sogar die erfahrene Lehrerin Galina Vitane. (Foto: oh)

Junge Flüchtlinge besuchen Sprachkurs der Agentur für Arbeit

Die größte Herausforderung beim Deutschlernen? "Natürlich die Grammatik." Über ihre Antwort muss Eman Shashit nicht lange nachdenken. Die junge Syrerin mit den langen dunklen Haaren besucht gemeinsam mit 22 weiteren jungen Flüchtlingen viermal die Woche den Deutsch-Einstiegssprachkurs in der Moosburger Volkshochschule. Die Kursteilnehmerinnen und Teilnehmer sind zum Großteil vor wenigen Monaten aus Syrien, Eritrea, dem Iran oder dem Irak nach Deutschland gekommen und haben alle ein gemeinsames Ziel - sie wollen möglichst schnell eine Arbeit in der Region finden.

Die Situation auf dem hiesigen Arbeitsmarkt ist gut und bietet auch für Zuwanderer vielfältige Möglichkeiten. "Eine erfolgreiche Integration in die Berufswelt, ebenso wie in alle anderen gesellschaftlichen Bereiche, setzt allerdings im ersten Schritt gute sprachliche Kenntnisse voraus", betont Karin Weber, Chefin der Agentur für Arbeit Freising. Aus diesem Grund hat die Arbeitsagentur ihr Engagement im Bereich der Sprachförderung ausgeweitet und organisiert kurzfristig ganz unbürokratisch Basissprachkurse für Flüchtlinge mit hoher Bleibeperspektive in der Region. Finanziert werden die Kurse aus zusätzlichen Mitteln, die der Verwaltungsrat der Bundesagentur für Arbeit aus einer Interventionsreserve zur Verfügung gestellt hat. "Für andere Arbeitsuchende entstehen durch das zusätzliche Engagement keine Nachteile", sagt Karin Weber. Die Sprachkurse umfassen 320 Unterrichtsstunden und stellen eine Ergänzung zu den angebotenen Integrationskursen dar.

Gehalten werden die Deutschkurse von erfahrenen regionalen Bildungsträgern in den Landkreisen Freising, Erding, Dachau und Ebersberg. Ihnen ist es gelungen, in kürzester Zeit zusätzliche Schulungsräume und qualifizierte Lehrkräfte zu finden und somit die Kurse ins Leben zu rufen - so auch in der Volkshochschule in Moosburg. Hier war sofort klar, dass man das Angebot der Arbeitsagentur in die Dreirosenstadt holen will: "Die Arbeitsmarktintegration ist nicht nur ein zentraler Baustein der sozialen Integration, sondern eine wichtige Grundlage für ein selbstbestimmtes Leben", erklärt Christine Oehlmann, Leiterin des Fachbereichs "Beruf und Sprache" bei der VHS Moosburg. "Wir haben deshalb nach einem Angebot gesucht, das den Asylbewerbern gezielt weiterhilft und sie auch dem Arbeitsmarkt ein Stückchen näher bringt."

Die Deutschkurse werden als Chance wahrgenommen, die die 23 Kursteilnehmerinnen und Teilnehmer in Moosburg nicht ungenutzt lassen wollen. Mit großer Begeisterung lassen sie sich auf die neue Sprache ein und überraschen mit ihrer Motivation sogar ihre erfahrene Lehrerin: "Obwohl der Kurs erst seit wenigen Wochen läuft, sind die ersten Fortschritte bereits deutlich zu spüren", sagt Galina Vitane. Die Pädagogin führt ausschließlich auf Deutsch durch den Unterricht - egal ob Konversations- oder Grammatikübungen auf dem Unterrichtsplan stehen. "Sie geben sich große Mühe, denn sie wollen alle möglichst schnell in Deutschland in ihren erlernten Berufen Fuß fassen."

Schließlich ist Berufserfahrung etwas, das fast alle Kursteilnehmer mitbringen. In ihren Heimatländern waren sie in den verschiedensten Branchen tätig - vom Heizungsbauer, Elektriker und Maurer über die Friseurin und den Koch bis hin zum Busfahrer. Und Eman Shashit? Sie hat in Syrien als Programmiererin gearbeitet und wünscht sich, ihr Fachwissen künftig auch in Deutschland einbringen zu können. Damit das gelingt, hat sich die 22-Jährige ihr nächstes Ziel ganz klar gesteckt: Sie will weiter lernen, damit die Sprache für sie kein Hindernis mehr darstellen kann.

© SZ vom 04.01.2016 / sz - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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