Moosburg:Bio-Waffe gegen den Maiszünsler

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Der Schädling wird mit Schlupfwespen bekämpft, die eine Drohne über den Feldern verteilt

Von Petra Schnirch, Moosburg

Mit Getöse hebt die Drohne ab und schwebt über dem Maisfeld bei Niederambach im Landkreis Freising. Aus dem Kunststoffbehälter des Fluggeräts purzeln weiße Kugeln auf den Boden, die an kleine Pralinen erinnern. Diesmal schickt Martin Schredl die Drohne nur zur Demonstration in die Luft, nächste Woche aber werden die ersten Einsätze des Maschinenrings Freising zur Bekämpfung des Maiszünslers starten. Mit Schlupfwespen, rein biologisch, ohne Insektizide. Die winzigen Insekten können kleine Wunder vollbringen. Im Haushalt rücken sie Lebensmittel- und Kleidermotten zu Leibe. Im Maisfeld parasitieren die Weibchen des Trichogramma brassicae einen Großteil der Maiszünsler-Eier, indem sie ihre Eier in diese ablegen. Zwei Drohnen hat Martin Schredl für diesen Zweck angeschafft.

Er habe selbst bereits mit dem Gedanken gespielt, sagt der Landwirt aus Niederambach bei Moosburg, dann habe ihn auch Rainer Pflügler, Geschäftsführer des Maschinenrings, angesprochen, ob das nicht etwas für ihn wäre. Denn im Umgang mit Drohnen haben Martin Schredl und sein Sohn Johannes bereits einige Erfahrung. Seit drei Jahren helfen sie Landwirten vor der Mahd bei der Suche nach Rehkitzen, die versteckt in den Wiesen liegen. 51 hätten sie in diesem Jahr rechtzeitig entdeckt, erzählt Schredl.

Das ist längst Routine, anders sieht das bei der Maiszünsler-Bekämpfung aus. Ein klein wenig nervös seien sie schon vor dem Start, räumt Pflügler ein. Noch ist das alles Neuland. Etwa 1100 Schlupfwespen befinden sich in einer der zwei Zentimeter großen Kugeln aus Maisstärke. Bis zu 100 Hektar können die Schredls pro Tag abfliegen. Die Route legt der Maschinenring fest, die Freisinger Geschäftsstelle bietet diesen Service auch für die Landkreise Erding, Ebersberg, Dachau und Pfaffenhofen an. Ist das Gerät entsprechend programmiert, fliege es per Autopilot in einer Höhe von vier bis 25 Metern, erklärt Schredl. Strommasten stellen eine Herausforderung dar. Davor habe er Respekt.

Auch im Landkreis Freising ist der Maiszünsler, ein unscheinbarer gelblich-brauner Falter, weit verbreitet. In wärmeren Gegenden in Baden-Württemberg bilde er sogar schon zwei Generationen pro Jahr, sagt Barbara Lechner vom Maschinenring. Wird er nicht bekämpft, legt er seine Eier am Mais ab. Die Larven fressen das Mark der Stängel, und die Pflanzen knicken ab. Dieses Phänomen sei auf vielen Feldern zu beobachten, schildert Pflügler. Den Ertragsausfall bei einem Befall beziffert er auf 20 bis 50 Prozent. Im Winter zieht sich der Zünsler in den Boden zurück.

Mit einer Akkuladung kann Schredls Drohne knapp dreißig Minuten lang fliegen, mit einer Geschwindigkeit von 40 Stundenkilometer, sieben bis acht Hektar schafft sie in dieser Zeit. Mit einem Aggregat im Auto kann sie wieder aufgeladen werden, mehr als zehn Mal pro Tag ist das notwendig. Etwa 700 Hektar werden Martin und Johannes Schredl in einer Saison bewältigen - und das zwei Mal. Pro Hektar werden 330 000 Schlupfwespen ausgebracht, 220 000 bei einem ersten Flug, die restlichen zwei Wochen später. Nach wenigen Wochen sterben die nur 0,4 Millimeter großen Insekten.

Um den richtigen Zeitpunkt für den Drohneneinsatz zu finden, haben Martin Schredl und Barbara Lechner zwei Lichtfallen auf den Feldern installiert. Es sei allerdings nicht ganz einfach, die Falter zu erkennen, sagt die Assistentin des Maschinenrings. Hilfe hätten sie bei der Vorbereitung von der Landesanstalt für Landwirtschaft bekommen. Fliegen die ersten Falter aus, beginnt der Einsatz. Schredl rechnet damit, dass es in dieser Woche so weit sein wird. Landwirte, die sich für die biologische Maiszünsler-Bekämpfung entscheiden, erhalten einen Zuschuss vom Freistaat, wie Pflügler erklärt. Er decke etwa ein Drittel der Kosten. Die Verwendung von Insektiziden komme ähnlich teuer. Noch könnten sich Landwirte melden, allerdings gebe es erst im kommenden Jahr wieder eine Förderung. Vermittelt wird der Einsatz über den Maschinenring. Einer schaffe die Technik an und stelle sie den anderen zur Verfügung, erklärt Pflügler das Prinzip. "Die Landwirte helfen sich gegenseitig."

Die Schredls haben sich gleich zwei Drohnen für die Maiszünsler-Einsätze zugelegt, falls eine ausfallen sollte. Gehe etwas schief, sei meist ein menschlicher Fehler bei der Programmierung die Ursache, sagt Martin Schredl. So sei eines seiner Geräte bei der Rehkitz-Ortung gegen einen Baum geprallt.

© SZ vom 22.06.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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