Moosach:Moosacher Leuchtturmprojekt

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Im südlichen Landkreis geht eine der fortschrittlichsten Nahwärmeanlagen Bayerns ans Netz: Auf dem Gelände der Sägmühle wird mit Holzschnitzeln und Sonnenkollektoren Energie für bis zu 150 Haushalte erzeugt

Von Valentin Tischer, Moosach

"Was lange währt, wird irgendwann gut." Dieses Sprichwort zitiert Moosachs Bürgermeister Eugen Gillhuber als Einstieg für seine Rede zur feierlichen Eröffnung des Nahwärmeprojekts in der Gemeinde. Und etwas länger gedauert, das hat es: Im Jahr 2009 hatte der zweite Bürgermeister Willi Mirus den ersten Anstoß für das Projekt gegeben. Zehn Jahre später ist es nun vollständig realisiert worden.

Alles sieht etwas unscheinbar aus. Das Moosacher Heizhaus, das auf dem Gelände der Sägemühle am östlichen Ortsausgang entstanden ist, sieht von außen nach einer beliebigen Lagerhalle aus, wenn nicht der Schlot wäre. Im Inneren stehen mehrere, teils haushohe Metallklötze, die Heizkessel und die zugehörigen Filter. Drei Kessel mit rund 1450 Kilowattstunden Leistung erzeugen Wärme, indem sie Hackschnitzel verbrennen. Um sicherzustellen, dass der Brennstoff aus der Region kommt, hat die Betreiberfirma Naturstrom AG Verträge mit lokalen Lieferanten geschlossen. Das Holz soll aus einem 40-Kilometer-Radius bezogen werden, heißt es in einer Pressemitteilung des Unternehmens. Aus den Brennkammern kommt die Wärme für etwa 70 Moosacher, die sich an das Netz haben anschließen lassen. An der oberen Belastungsgrenze arbeitet das Heizwerk noch nicht. Die Anlage hat Kapazität für 150 Haushalte, erklärt Thilo Jungkuntz von der Naturstrom AG. Ausbaufähig sei diese aber auch noch, sagt er. "Wenn der 151. Bürger angeschlossen werden will, dann bauen wir halt noch einen Kessel mehr", so Jungkuntz.

Das Nahwärmekonzept sieht nicht nur die Verbrennung von Holz vor. Gerade zu Zeiten, in denen die Sonne scheint, hilft eine Solarthermieanlage, den Holzverbrauch zu reduzieren. Wie das Heizhaus, steht auf dem Gelände der Sägemühle Oswald, eine Reihe von Solarkollektoren, die Sonnenstrahlen in verheizbare Wärme umwandeln. Auf einer Fläche vor ungefähr 1000 Quadratmetern wird Sonnenenergie eingefangen, um nachhaltig für warme Stuben zu sorgen.

Beide Techniken werden kombiniert, um ein mehr als vier Kilometer langes Leitungssystem zu speisen. Die Solarthermieanlage ist die zweitgrößte in Bayern, erklärt Jungkuntz. In dieser Hinsicht sei Moosach weit vorne mit dabei, sagt der Geschäftsführer der Betreiberfirma. "Moosach spielt in der Champions League", so Jungkuntz. Diese Aussage quittiert Bürgermeister Gillhuber mit einem ironischen Lachen: "Na hoffentlich steigen wir nicht ab!"

Auf der Veranstaltung zur offiziellen Eröffnung des Heizhauses gibt es dann auch viel Lob für Moosach und alle Projektbeteiligten. "Moosach ist ein Leuchtturmprojekt für den Landkreis", sagt der Ebersberger Landrat Robert Niedergesäß. Angesicht der rund 300 Tonnen Heizöl, die durch das Projekt jährlich gespart werden können, ist der Landrat von dem Projekt sehr angetan. "Wenn das Beispiel in den Landkreis geht, dann haben wir für die Energiewende einen Meilenstein erreicht. Wir werden hierher immer wieder zurückkommen und es anderen zeigen", sagt Niedergesäß. Auch andere Redner wie der Klimaschutzbeauftragte des Landkreises Wolfgang Poschenrieder stimmen dem Landrat zu.

Auch wenn es ein feierlicher Anlass ist, üben die Vertreter der Naturstrom AG auch Selbstkritik. Das Heizwerk war schon am Netz, und es gab einige technische Störungen und Ausfälle, beispielsweise gingen schon zweimal die Hackschnitzel aus. Den Moosacher Bürgern versichert der Betreiber aber, dass das nicht mehr passieren wird. Zur Not komme er selbst und schaufle das Holz, verspricht ein Unternehmensvertreter.

© SZ vom 19.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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