Mehrgenerationenprojekt:Taufkirchen stellt Weichen für Naturdorf

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Der Gemeinderat befürwortet die Aufstellung eines Bebauungsplans für ein Mehrgenerationenprojekt mit Montessorischule. Die Finanzierung des 6,3 Millionen-Projekts im Norden des Ortes soll über eine genossenschaftliche Initiative erfolgen.

Von Thomas Daller, Taufkirchen

Im Norden Taufkirchens soll ein Naturdorf mit einer Montessori-Grundschule entstehen. Das Projekt wurde auf Initiative des Oase-Vereins geplant, der bereits einen Naturkindergarten in Taufkirchen betreibt. Das Naturdorf soll mithilfe einer Genossenschaft finanziert werden, eine Elterninitiative kümmert sich um die Realisierung der Montessori-Schule. Auch ein Grundstück steht zur Verfügung. Das Konzept ist schon so ausgereift, dass der Taufkirchener Gemeinderat am Dienstag Abend einstimmig die Aufstellung eines Bebauungsplans beschlossen hat.

Marile Götz, Vorsitzende des Oase-Lebenskreises in Taufkirchen, und Architekt Alexander Groh stellten die Pläne im Gemeinderat vor. Das Naturdorf, das als Mehrgenerationen-Wohnanlage konzipiert ist, soll auf dem Schiller-Anwesen westlich der OMV-Tankstelle an der Landshuter Straße errichtet werden. 15 Öko-Wohnhäuser können auf der 9000 Quadratmeter großen Fläche entstehen. Der Umgriff des Bebauungsplans beläuft sich sogar auf 16 000 Quadratmeter. Zusammen mit der Schule ist das Projekt auf 6,3 Millionen Euro veranschlagt. Das Konzept sieht vor, dass insbesondere ältere Menschen dort wohnen können, aber auch Familien und Alleinstehende. Die Häuser sollen aus Naturmaterialien gebaut werden, aus Lehm, Stroh und Holz. Strom und Wärme werden in dem Naturdorf mit einem Blockheizkraftwerk erzeugt.

Die Naturschule soll in einem 900 Quadratmeter großen Gemeinschaftshaus untergebracht werden. Darin ist auch eine Begegnungsstätte mit Küche und Mensa geplant sowie ein Bioladen. Diese Begegnungsstätte soll nicht nur für die Bewohner, sondern auch für die Öffentlichkeit ein Treffpunkt und Veranstaltungsort sein. Die Bewohner können sich teilweise selbst versorgen: Sie werden Hühner und Schafe halten, Gemüsebeete anlegen, und auch eine Bienenweide soll es geben. Darüber hinaus sind sie verpflichtet, sich an der Nachbarschaftshilfe zu beteiligen: So könnten die Erwachsenen beispielsweise Garten- oder Handwerkerarbeiten übernehmen und die Alten die Kinder betreuen.

Eine konzeptionelle Änderung ist bei der Schule erforderlich, teilte Götz in der Gemeinderatssitzung mit. Ursprünglich sollte die Grundschule als Naturschule betrieben werden; sozusagen als Fortsetzung des bestehenden Naturkindergartens. Ein fünfköpfiges Team hatte dafür ein Konzept erstellt, das man bei der Regierung von Oberbayern zur Genehmigung eingereicht hat. Vorab hatte es ein ehemaliger Regierungsbeamter geprüft und für gut befunden. Die Regierung von Oberbayern hat das Schulkonzept allerdings abgelehnt, berichtete Götz im Gemeinderat. Es sei zu sehr an das Konzept einer Regelschule angelehnt und verfüge über kein "Alleinstellungsmerkmal", das für die Genehmigung eines eigenen Schulkonzepts ausreiche.

Von solchen Rückschlägen lässt sich Marile Götz aber nicht aus der Bahn werfen. Ihr Plan B sieht vor, stattdessen nun eine Montessori-Schule genehmigen zu lassen. Als Alleinstellungsmerkmal ist eine "Wildnis-Pädagogik" vorgesehen. Der Montessori-Verein ist bereits gegründet; die Mitglieder setzen sich aus der Elterninitiative zusammen, die ihre Kinder bereits für die Naturschule angemeldet hatten. Götz ist zuversichtlich, dass die Genehmigung im zweiten Anlauf klappt. Ihr Optimismus wird auch genährt von der Zusicherung des Montessori-Verbandes, das Projekt zu unterstützen. Für eine sogenannte "Zwergschule" benötigt man 13 Schüler, 18 Anmeldungen liegen bereits vor. Ausgelegt ist die Schule auf 25 Kinder. Die Jahrgangsstufen eins bis vier sollen zusammen in einer Klasse unterrichtet werden. Inklusion ist selbstverständlich, die Schule wird barrierefrei errichtet und mit einem Aufzug ausgestattet.

Bürgermeister Franz Hofstetter (CSU) sagte, er sei von dem Projekt "zutiefst überzeugt". Insbesondere im ländlichen Raum biete es eine Möglichkeit für ältere Menschen, im Rahmen dieses Generationenprojekts einen Lebensabschnitt dort zu verbringen. "Das ist ein Pluspunkt für Taufkirchen", stimmte sein Stellvertreter Christoph Puschmann (CSU) zu.

© SZ vom 12.02.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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