Stadtentwicklung:Einen Schritt weiter

Lesezeit: 3 min

Ein Blick auf die Baustelle für den künftigen Parkplatz auf dem Gelände des ehemaligen Mayr-Wirts an der Haager Straße. (Foto: Stephan Görlich)

Der Erdinger Stadtrat einigt sich auf den Auslobungstext für den städtebaulichen Wettbewerb fürs Mayr-Wirt-Areal. Aber vorher muss sich OB Max Gotz richtig ärgern.

Von Regina Bluhme, Erding

Für das Areal des ehemaligen Mayr-Wirts an der Haager Straße hegt Erding ehrgeizige Pläne. Ein Wirtshaus sowie Wohnraum und Handel sollen dort errichtet werden. Der städtebauliche Wettbewerb für das Filetgrundstück ist am Start, die Fachrichter kommen unter anderem aus Berlin und Zürich, am Dienstag hat der Stadtrat über den Auslobungstext beraten. Es ging in der Diskussion aber recht schnell nicht mehr um Wohn- und Bauqualität auf dem städtischen Terrain, sondern um Geld und Investoren. Als FW-Fraktionssprecher Hans Fehlberger in der öffentlichen Sitzung dann mögliche Verkaufssummen nannte, platzte OB Max Gotz der Kragen.

Das namensgebende Traditionsgasthaus wurde bereits Ende 2022 abgerissen. Demnächst wird das Grundstück als Interims-Parkplatz freigegeben werden. "Die Stadt Erding möchte auf dem Mayr-Wirt-Areal eine Nachnutzung von hoher baulicher Qualität ermöglichen", heißt es nun in den Unterlagen der Auslobung. Dort steht, dass Wohnraum geschaffen werden soll sowie "an gut erkennbarer Stelle wieder eine Gaststätte mit Nebenräumen". Außerdem könnte "zur Ergänzung des Einzelhandelsangebots und zur Revitalisierung der Haager Straße" auch Einzelhandel integriert werden. So weit, so gut.

Newsletter abonnieren
:SZ Gerne draußen!

Land und Leute rund um München erkunden: Jeden Donnerstag mit den besten Freizeittipps fürs Wochenende. Kostenlos anmelden.

Ein weiterer Passus sorgte dann für Diskussion: Jeder Wettbewerbsteilnehmer soll laut Unterlagen als Berater einen Investor hinzuziehen. Aufgabe des Berater soll es sein, "wirtschaftlich sinnvolle Nutzungen in den Gebäuden, grobe Flächengrößen und Lagespezifika zu definieren". Das Wort Investor hatte manchem Stadtrat bereits bei den Beratungen vor wenigen Wochen nicht geschmeckt.

Stadtbaumeister Sebastian Henrich musste nun erneut die Kombination von Ideen und Investoren im Gremium erklären. Die Stadt wolle sich hier nicht nur auf einen Stadtplaner verlassen, da sei bei anderen Bauprojekten leider auch schon was schiefgegangen. "Wir wollen einen exzellenten Investor haben, der ganz genau weiß, was an der Stelle läuft und was nicht", so Henrich. "Wir suchen einen, der an dieses Grundstück glaubt und mit dem Architekten da was Gutes entwickelt." Die Kombination von Architekt und Investor sei auch mit der Architektenkammer abgesprochen.

OB Max Gotz sieht in der Diskussion eine "Misstrauensansage" an die Jury

Warum nun wieder über Investoren diskutiert werde, könne er nicht verstehen, sagte Oberbürgermeister Max Gotz (CSU). Da habe sich einen ganzen Tag lang die Sachpreisjury aus dem Stadtrat parteiübergreifend beraten und "ein gemeinsames Ergebnis geliefert". Und nun komme wieder die kritische Nachfrage nach dem Investor, er sehe das als "Misstrauensansage" an die Jury.

Hans Fehlberger, der Fraktionssprecher der Freien Wähler, ließ sich davon nicht beeindrucken und erkundigte sich wegen des zusätzlichen Bearbeitungshonorars je Wettbewerbsteilnehmer, das sich laut Auslobung auf 7000 Euro beläuft. Wie die Summe zustande komme, wollte er wissen. Der Rahmen für Bearbeitungshonorare reiche von 5000 bis 15 000 Euro , sagte OB Max Gotz. Mit 7000 Euro liege man somit nicht am obersten Rand. Das zusätzliche Honorar soll dafür sorgen, dass man auch "renommierte Büros" für das Areal interessieren kann. Da gebe es nämlich durchaus Schwierigkeiten, so Gotz.

Über Grundstückspreise im öffentlichen Teil sprechen - geht gar nicht, betont der OB

Dann fragte Fehlberger noch nach, wie die Stadt sich den bestmöglichen finanziellen Verkaufsertrag sichern könne. Dabei nannte er als hypothetischen Betrag, "nur rein als Beispiel", eine Summe von acht Millionen Euro. Daraufhin platzte Gotz der Kragen. Zahlen hätten in einer öffentlichen Sitzung nichts zu suchen. "Wir können doch hier nicht über Preise sprechen. Das hat hier absolut keinen Platz", schimpfte er. Es ging dann noch ein bisschen hin und her. Bis CSU-Fraktionssprecher Burkhard Köppen einen Antrag zur Geschäftsordnung stellte, um die Diskussion zu beenden. Dem Antrag schloss sich das Gremium bei sechs Nein-Stimmen an.

Die Abstimmung über den Wettbewerb erfolgte dann aber einstimmig: Der Auslobungstext erhielt einstimmig Grünes Licht, ebenso einstimmig erging der Auftrag an die Verwaltung, entsprechende Mittel im Haushalt bereit zu stellen.

Mitte Juli treffen sich die Wettbewerbsteilnehmer im Museum Erding

Wie Gotz weiter mitteilte, findet am 17. Juli ein Kolloquium für die Wettbewerbsteilnehmer im Museum Erding statt. Abgabe der Pläne und Unterlagen ist bis 6. Oktober möglich. Die Auslobungssumme für den ersten Preis beläuft sich auf 15 000 Euro, für den zweiten Preis auf 11 000 Euro und für den dritten Preis auf 8000 Euro.

Seit 2009 ist das circa 2400 Quadratmeter große Grundstück in der Innenstadt im Besitz der Stadt Erding. Einst befanden sich dort ein Hotel und die namensgebende Gaststätte. Der Mayr-Wirt war Treffpunkt für 70 Erdinger Vereine. Die Gebäude waren dreigeschossig mit einem Satteldach. Auf dem westlichen Teil befand sich auch einmal eine Wurstfabrik, die bereits 2012 abgerissen wurde. Eine Besonderheit des Mayr-Wirts waren auch die Bilder des Chiemsee-Malers Hiasl Maier, die die Wirtsstube und das gesamte Haus schmückten.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusSport
:Das Leben als Tischtennisfamilie

Die 14-jährige Theresa Faltermaier ist Deutsche Meisterin in ihrer Altersklasse geworden. Der Erfolg kommt nicht von ungefähr.

Von Johannes Lesser und Birgit Goormann-Prugger

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: