Markt Schwaben:Ungewisse Zukunft

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Zwei Markt Schwabener sammeln Unterschriften, damit der Ort sein gefährdetes Schwimmbad behält. Gemeindechef Georg Hohmann befürchtet, dass der Neubau der Schule verzögert oder sogar verhindert wird

Von Korbinian Eisenberger, Markt Schwaben

Ende der 80er Jahre war der Dorfbewohner Werner Lampart ein Teenager. Seit dieser Zeit haben die Markt Schwabener Schüler in ihrem Hallenbad Schwimmunterricht gehabt. Für den Ort und seinen Nachwuchs ist das Bad deswegen unverzichtbar geworden, davon ist Lampart überzeugt. Er ist mittlerweile über 50 und sitzt für die SPD im Markt Schwabener Gemeinderat. Gerade muss er sich jedoch mit dem Gedanken befassen, dass es mit dem Schwimmbad bald vorbei sein könnte.

Werner Lampart ist einer von zwei Markt Schwabenern, die seit Sonntag Unterschriften für ihr Schwimmbad sammeln. Mit einem Bürgerbegehren wollen sie erreichen, dass die Gemeinde auch in Zukunft damit plant, ein eigenes Schwimmbad zu betreiben. Weil die Gemeinde in ihrer Ausschreibung für den Schulneubau bisher kein Schwimmbad eingeplant hat, könnte es sein, dass der Ort bald gar kein Schwimmbad mehr hat, so sehen es Eiba und Lampart. Mit ihrem Bürgerbegehren wollen sie nun erreichen, dass "die Planung für das Schulzentrum um das Schwimmbad ergänzt" wird.

Knapp 3000 Kinder gehen in Markt Schwaben zur Schule, um sie geht es. Das Bürgerbegehren bezieht sich auf Statistiken, wonach in Deutschland immer weniger Kinder "richtig schwimmen" könnten weil Schwimmbäder verschwänden. Die Lebensrettungsgesellschaft DLRG bestätigt dies, anfang Juni teilte sie mit, dass hierzulande 59 Prozent der Zehnjährigen keine sicheren Schwimmer seien. Ein DLRG-Sprecher erklärte, dass es "unverantwortlich" sei, Schwimmbäder zu schließen, um Kosten zu sparen.

Wie geht es weiter mit Markt Schwabens Hallenbad? Klar ist, dass dessen Zukunft eng mit dem im Dezember beschlossenen Neubau der Grund- und Mittelschule zusammen hängt. Steht der Neubau, wird die Schule nicht mehr als solche verwendet. Was dann mit dem ausgedienten Gebäude und der Schwimmhalle passieren soll, sei noch "völlig offen", wie Markt Schwabens Bürgermeister Georg Hohmann (SPD) der SZ mitteilt. Mit dem Zusatz: "Solange ich Bürgermeister bin, wird das Gelände nicht verkauft." Im Umkehrschluss heißt das: In den kommenden drei Jahren soll das Hallenbad wie gehabt zur Verfügung stehen. Da Hohmann im Jahr 2020 aus Altersgründen nicht mehr antreten wird, ist die Zukunft der Schwimmhalle von da an ungeklärt.

Im Schreiben ihres Bürgerbegehrens kritisieren sie, dass "schon seit einiger Zeit" keine "zukunftsweisende Investitionen" für den Erhalt des Hallenbads umgesetzt werden. Ihrer Ansicht nach hätte dort längst ein Blockheizkraftwerk installiert gehört. Zudem habe man es verpasst, das Hallenbad an die Fernwärmeversorgung anzuschließen. Das würde erheblich Energiekosten einsparen.

Die Schule ist mit ein Projekt von Bürgermeister Hohmann, er könnte als derjenige in Erinnrung bleiben, der das größte Bauprojekt im Ort durchsetzte, dass es hier je gab. Johann Peter Kellerer betreut das 45-Millionen-Euro-Projekt. In den Gemeinderatssitzungen haben sie zuletzt jedes Detail zerpflückt. Nur das Schwimmbadproblem wurde seit Dezember kein einziges Mal behandelt.

Warum nicht? Diese Frage stellt sich gerade auch Hohmann. "Ich bin erstaunt, dass das jetzt kommt, wo wir mit der Ausschreibung des Architektenwettbewerbs schon so weit sind", sagt er. Bisher sei kein Hallenbad-Antrag getragen worden. Nun, da die Planung der Schule fortgeschritten ist, sei es "möglicherweise zu spät". Im Nachbarort Poing bauen sie etwa gerade ein Schwimmbad.

Möglicherweise könne man die Pläne im Gemeinderat noch ändern, Hohmann will sich dazu mit Kellerer besprechen. Falls nicht, könnte es gut sein, dass das Begehren durchgeht. "Ich stehe jetzt mit dem Rücken zur Wand", so Hohmann. "Es könnte passieren, dass wir noch viel länger auf unsere Schule warten müssen." Im schlimmsten Fall befürchte er, dass das Projekt sogar noch scheitert, mit einem Hallenbad würde alles deutlich teurer. Ziel der Initiatoren ist es, einen Bürgerentscheid zu erwirken, der maßgeblich dafür wäre, ob der Gemeinderat das Schwimmbad einplanen muss. Damit das Begehren erfolgreich ist, müssten neun Prozent der Stimmberechtigten unterschreiben.

© SZ vom 06.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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