Markt Schwaben:Entscheidung vertagt

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Markt Schwaben diskutiert über Integration an Schulen

Von Isabel Meixner, Markt Schwaben

"Wir sind schlicht und ergreifend überfordert mit dem Sonderförderbedarf." Mit diesem Hilferuf hat Ulrike Endres-Hoppe, Lehrerin am Franz-Marc-Gymnasium Markt Schwaben, bei der vierten Integrationskonferenz Alarm geschlagen. Viele Kinder ausländischer Eltern, die in Deutschland aufgewachsen sind und gutes Deutsch sprechen, fehle von zu Hause aus der kulturelle Hintergrund, um am Gymnasium bestehen zu können. Und den Lehrern sei es nicht möglich, sie zu fördern - das Stundenbudget ist zu klein. Das bestätigte auch ihre Kollegin Birgit Phlippen. Durchschnittlich zwei Schüler pro Klasse kämen an ihre Grenzen, nicht, weil ihr Deutsch schlecht sei oder sie das Gymnasium intellektuell nicht schaffen könnten, sondern weil Allgemeinwissen nicht vorhanden sei: "Diese Kinder drohen zu scheitern." Eine Lösung dafür? Phlippen schlug eine Integrationskraft für Markt Schwaben vor, die an allen drei Schulen nach Bedarf eingesetzt wird.

Debattiert wurde in der Folge sehr intensiv - allerdings weniger über Phlippens Idee als vielmehr über den Begriff "kultureller Hintergrund". Ihn Kindern ausländischer Herkunft abzusprechen, dagegen wehrte sich die Integrationsbeauftragte des Landkreises Mirjana Šimić, die erstmals bei der Konferenz in Markt Schwaben dabei war. Es gebe auch deutsche Kinder, die die für das Gymnasium wichtigen Begrifflichkeiten nicht von daheim mitbrächten. Auch Mustafa Emirgan, Vorsitzender des türkischen Fördervereins Kultur, warnte davor, Kinder wegen ihrer Herkunft abzustempeln. Phlippen und Endres-Hoppe fühlten sich missverstanden. "Es geht darum, dass ich einen Lehrplan habe und die Schüler für das Abitur in Deutsch fit machen muss", sagte Phlippen. "Ich möchte, dass Kinder, die hier geboren sind, auch die Chance haben, hier ihr Abi zu machen." Spätestens an diesem Punkt hätte man die zunehmend hitzige Diskussion auch beenden können, denn in der Folge stritten die Konfliktparteien vielmehr über Definitionen und Begrifflichkeiten als über das eigentliche Problem.

Ergebnis der Debatte: eine Unterarbeitsgruppe. Sie soll bis zur nächsten Integrationskonferenz im Oktober feststellen, wie groß der Bedarf an einer Integrationskraft in den Markt Schwabener Schulen ist, und sich über die Finanzierung Gedanken machen.

© SZ vom 04.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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