Markt Schwaben:Blitzschnell und zugespitzt

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Für Robert Rekher reicht es beim Wettbewerb der Sekundarstufe 2 für den zweiten Platz: Am Siegerseminar kann der Erdinger also wieder teilnehmen. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Beim Regionalfinale "Jugend debattiert" diskutieren die Schüler über politische Themen

Von Annalena Ehrlicher, Markt Schwaben

Altmodisch und verstaubt klingt so ein Debattier-Club doch irgendwie: nach Jungs mit Krawatte und Mädchen in Faltenröcken. Doch das Regionalfinale von "Jugend debattiert" im Franz-Marc-Gymnasium Markt Schwaben präsentiert sich ganz anders. Mit modernen Themen und blitzschnellen Debattanten. Der Theatersaal ist voll, die Stimmung nervös während der zwei Finalrunden: Zuerst treten die vier Finalisten der Sekundarstufe 1 an, im Anschluss die älteren Schüler. Die Gewinner lockt ein dreitägiges Rhetorikseminar, bei dem die Schüler mit Profis üben können.

Der 18-jährige Robert Rekher vom Korbinian-Aigner-Gymnasium in Erding konnte bereits im vergangenen Jahr das Regionalfinale für sich entscheiden: "Das Siegerseminar noch einmal mitzunehmen, wäre schon toll", sagt er. "Was man da alles in so kurzer Zeit vermittelt bekommt, das gibt es sonst nicht." Der Schüler fand über ein Schulprojekt zum Debattieren: "Es macht einfach Spaß, weil man sich austauschen kann - und sicher zu Wort kommt".

Auch der 15-jährige Alexander Spiridonov gehört zu den Glücklichen der Sekundarstufe 1, die es ins Regionalfinale geschafft haben. Er besucht die neunte Klasse des Humboldt Gymnasiums Vaterstetten. "Ich denke schon, dass ich relativ eloquent bin", sagt der 15-Jährige mit einem zurückhaltenden Lächeln. "Mir hat das Debattieren von Anfang an gefallen." Sich auf ein Thema vorzubereiten und darüber so zu diskutieren, dass alle zu Wort kommen - für den Schüler ist das Debattieren Gedankenfreiheit innerhalb eines festen Regelwerks. Denn die Regeln spielen beim Debattieren eine wichtige Rolle: Redezeiten müssen eingehalten und der Rederaum der anderen respektiert werden.

Wer in die nächste Runde kommt, entscheidet die Punktzahl. Eine Jury aus freiwilligen Lehrern und Schülern vergibt die Punkte. Beurteilt werden Überzeugungskraft, Sachkenntnis, Gesprächs- sowie Ausdrucksfähigkeit. Das alles sind nützliche Eigenschaften, die den Schülern auch im täglichen Leben helfen. Explizit üben müsse man das Debattieren nicht, sagt beispielsweise auch Spiridonov. "Man verwendet es ja permanent im Alltag." Auf die Themen, die die Teilnehmer des Wettbewerbs einige Tage im Voraus bekommen, bereitet er sich jedoch gewissenhaft vor. Ob sie im Wettbewerb die Für- oder die Gegenseite vertreten, wissen die Schüler allerdings dann noch nicht. "Vorbereitet muss man auf beides sein", bestätigt der 18-jährige Rekher. Ihm helfe sein generelles Interesse an Politik, sich in verschiedene Themen einzudenken.

Das Thema der Sekundarstufe 1 beim Wettbewerb in Markt Schwaben ist die Einführung einer Verbrauchersteuer für Einweg-Kaffee-Becher. "Das war ein gutes Thema, da kann man schön von beiden Seiten argumentieren", so Spiridonov. Ob es ihn nicht nervös macht, vor so vielen Leuten zu sprechen? "Bevor es los geht, bin ich schon nervös", gibt er zu, "aber das lässt dann mit den ersten paar Worten in der Debatte nach." Doch nicht alle Schüler können das so gelassen sehen. Umso beeindruckender ist, wie sie ohne Notizen Rechnungen über die Ergiebigkeit besagter Steuer aufstellen und Studien zitieren.

Bei den älteren Schülern geht es noch politischer zu: Diskutiert wird die Möglichkeit, bei Landtags- und Kommunalwahlen Wahlurnen in Supermärkten und Einkaufszentren zu installieren, um die niedrige Wahlbeteiligung wieder anzuheben. Im Ton immer korrekt, argumentativ zugespitzt und blitzschnell läuft die Debatte ab. Wer die Redezeiten nicht einhält, wird von einem Glöckchen unterbrochen. Es gilt: gleiches Recht für alle.

Am Ende der Debatten können letztlich Elisabeth Hartmann aus Unterhaching und Sonja Xie aus Neufarn das Regionalfinale der Sekundarstufe 1 für sich entscheiden. Für Robert Rekher reicht es beim Wettbewerb der Sekundarstufe 2 für den zweiten Platz: Am Siegerseminar kann der Erdinger also wieder teilnehmen. So hat er erneut die Chance, im Landesfinale weiter zu debattieren.

© SZ vom 02.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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