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Beängstigend dünnhäutig

Zum Artikel "Abgerechnet - OB Max Gotz zieht Bilanz" vom 21./22. Dezember:

Den Erfolg der jüngsten Berichterstattung des Bayerischen Rundfunks über Erding kann man in zwei Worten zusammenfassen: Treffer, versenkt. Da erwarteten Stadträte und Verwaltungsmitarbeiter zum vorweihnachtlichen Dämmerschoppen den lieben Nikolaus, aber es kam nur der Krampus. Der packte die Bösen in den Sack und haute kräftig drauf. Oberbürgermeister Max Gotz offenbart einen beinahe beängstigenden Mangel an Humor und Souveränität. Die Kultur des Derbleckens verbindet Volk und Politik, sie ist urbayerisch. Gotz' Dünnhäutigkeit wird mit seiner offensichtlichen Angst vor dem Wahltermin im kommenden März eher zunehmen. Keine schönen Aussichten.

Und was die Klage des OB über den Vertrauensverlust der Bevölkerung gegenüber der Politik betrifft: Vertreter der CSU solidarisieren sich ja gerade mit verzweifelten Anwohnern der A 94. Wie jetzt, da hat jemand im Isental eine Autobahn gebaut? Auf der fahren Autos? Die Autos machen Lärm? Ist ja unerhört! Da unternehmen wir gleich was! Vertrauen Sie uns! Das ist tatsächlich so "quer", dass die Redaktion einer gleichnamigen Satiresendung eigentlich kapitulieren müsste. So hart ist ihre Satire nie.

Axel Klemmer, Erding

Unangebrachte Medienschelte

Offenbar wünscht sich der Bürgermeister unserer kleinen Stadt die Zeiten zurück, als der Bayerische Rundfunk noch als unkritischer Hofberichterstatter der CSU fungierte. Die Zeiten, als sich der BR par ordre du mufti aus Sendungen ausblendete oder sie gar nicht brachte, sind glücklicherweise vorbei. Und so hat man sich als politischer Repräsentant eben mit Berichterstattung über oder satirisch aufgemachter Kritik an fragwürdigen Entscheidungen abzufinden, sofern sie sich nicht unterhalb einer gewissen "Gürtellinie" bewegen. Von Fake News, wie Gotz mit seiner Beschimpfung des BR insinuiert, kann dabei nicht die Rede sein.

Wenn Gotz zudem meint, die Forderung von Erding Jetzt-Sprecher Hans Egger, die anderen im Stadtrat vertretenen Parteien sollten in den Haushaltsberatungen ihren Fraktionszwang aufheben, sei "populistisches Gequatsche", dann sehe ich in dieser Art von Herrschaftsgebaren einen Grund dafür, warum sich immer weniger (junge) Menschen in einer Partei engagieren wollen, so wie es Gotz beklagt. Sollen sie ihre durchdachte, begründete, mit dem eigenen Gewissen ausgemachte Meinung einem Fraktionszwang unterordnen, der sich gegen eben diese Meinung richtet, nur damit sie bei denen sind, die die Mehrheit haben, koste es, was es wolle?

Pauline Sammler, Erding

© SZ vom 24.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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