Erdinger Tradition:Quicklebendige Lebende Krippe

Lesezeit: 2 min

Die Lebende Krippe der Volksspielgruppe Altenerding wurde nach zwei Jahren Pause wieder aufgeführt. Maria und Josef werden gespielt von Maxi Heilmaier und Birgit Weinrautner mit ihrem Baby Leonie. (Foto: Renate Schmidt)

Die Aufführung der Volksspielgruppe Altenerding gehört in Erding zur Adventszeit einfach dazu. Seit fast 40 Jahren erinnern Maria und Josef, Hirten und echter Ochs und Esel an die Heilige Nacht. Die Atmosphäre ist jedes Mal berührend - auch wenn das Christkindl mal schreit.

Von Regina Bluhme, Erding

Es kann sein, dass die Stille Nacht damals in Bethlehem gar nicht so still war. Das Christkind jedenfalls, das heuer bei der Lebenden Krippe in Erding in Marias Armen lag, hat die gesamte Veranstaltung hindurch mit kräftiger Stimme auf sich aufmerksam gemacht. Bereits seit 1983 stellt die Volksspielgruppe Altenerding das Geschehen im Stall dar, mit Maria und Josef, dem Jesukind, den Heiligen Drei Königen und Hirten. Echte Tiere fehlen natürlich auch nicht. So richtig schief gelaufen ist in all den Jahren nichts, aber ab und zu mussten die Spielleute schon improvisieren.

Dass Leonie, das diesjährige Christkind, eine kräftige Stimme hat, durften ruhig alle hören. "So ist deutlich geworden, dass hier keine Puppe liegt, sondern ein echtes Baby", sagt Renate Eßbaumer, eine der beiden Regisseurinnen der Volksspielgruppe. Auf der Bühne standen als Maria und Josef auch Leonies Eltern, Birgit Weinrautner und Maxi Heilmaier. Die Heilige Familie wird jedes Jahr neu ausgesucht, erklärt Spielleiter Erich Peinelt. Er selbst musste auch schon mal einspringen, als der Josef vor ein paar Jahren im Stau stand. "Zum Glück müssen wir ja keinen Text aufsagen".

Ein Bild von 2015: Die drei Könige und Herodes. (Foto: Volksspielgruppe Altenerding/oh)
Die Lebende Krippe hat auch Engel zu Besuch, wie hier 2017. (Foto: Volksspielgruppe Altenerding/oh)

Dafür ist Organisationstalent gefragt. Licht und Ton, die Kostüme und das Schminken, das macht dann doch Arbeit. Auch der Ablauf muss geprobt werden. Dazu gehört auch, rechtzeitig einen echten Ochsen zu organisieren. Im Stall stehen nämlich immer ein Ochs und ein Esel. Die Tiere kommen seit vielen Jahren vom "Ochsen-Sepp" aus Zeilern, seit einigen Jahren betreut Tochter Agnes Haug die Tiere.

Der Ochs darf nicht zu alt und zu schwer sein, und er muss an seinen Bühnenpartner, den Esel, gewohnt sein. Das friedliche Zusammensein im Stall sei nämlich ein Mythos, weiß Renate Eßbaumer: "Ochs und Esel, die sich fremd sich, würden ganz schön streiten." Auch so kommt es laut Erich Peinelt immer wieder vor, dass der Ochse unruhig wird. Deswegen hat der König, der auf der Bühne direkt neben dem Tier steht, immer ein bisschen Brot oder Heu dabei. Das kann er dann - möglichst unauffällig - dem Ochsen zustecken. Heuer hätte es sogar fast mit einem echten Kamel von einem in Erding gastierenden Zirkus geklappt. Leider wurde nichts draus.

Selbst im Schneesturm zieht der Traktor die Krippenbühne bis nach München

Seit 1983 führt die Volksspielgruppe jedes Jahr am vierten Advent die Lebende Krippe in der Erdinger Altstadt auf. Ins Leben gerufen hat die Veranstaltung der damalige Spielleiter Sepp Beil. Anfangs war das nur eine kleine Bühne und ein Vorhang, seit 1990 gibt es einen eigenen Wagen mit einer Krippe. Diese wird per Traktor zur Aufführung gefahren. Seit vielen Jahren bewegt sich im Advent ein Tross mit 20 Erdingern und Erdingerinnen nach München an den Rot-Kreuz-Platz. Denn auch hier wird die Lebende Krippe aufgeführt. Einmal wäre der Traktor fast im Schnee stecken geblieben, erinnert sich Peinelt. Mit Müh und Not erreichten die Erdinger die Landeshauptstadt.

Nach zwei Jahren Corona-Zwangspause herrschte dieses Jahr großer Andrang in Erding. Es war winterkalt, es lag Schnee und die Tannen - eine Leihgabe der Stadt Erding - standen weiß verschneit vor der Bühne. "Ein richtiges Weihnachtswetter", sagt Renate Eßbaumer, die sich auch an Aufführungen im strömenden Regen mit durchnässten Engeln erinnern kann.

Die Tradition der Lebenden Krippe wird in Erding so schnell nicht aussterben

Zur Lebenden Krippe gehört auch ein kleines Weihnachtsspiel und das Vorlesen von Weihnachtsgeschichten. Für die musikalische Umrahmung sorgte Sängerin Janine Bach, die die Regie der Lebenden Krippe übernehmen werde, sagt Manuela Schieder, eine der beiden Regisseurinnen der Volksspielgruppe. Sie sei sehr froh, dass Jüngere die Tradition weiterführen wollen. Dieses Jahr sind sehr viele Menschen zur Lebenden Krippe gekommen, um zuzuhören und miteinander zu singen. Das Gemeinschaftsgefühl, gerade am Schluss, wenn alle "Stille Nacht" singen, habe sie sehr ergriffen, sagt Manuela Schieder. "Für mich ist das Weihnachten".

Das gemeinsame Singen gehört dazu, hier im Bild von 2013 (von rechts): Die beiden Regisseurinnen Renate Eßbaumer und Manuela Schieder und Vorstand Erich Peinelt mit König Herodes. (Foto: Volksspielgruppe Altenerding/oh)
© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: