Landtagswahlen in Erding:Zahlen zur Wahl

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Etwa 99 700 Bürger können am Sonntag über eine neue Sitzverteilung im bayerischen Parlament mitentscheiden. Zwölf Direktbewerber und 636 Listenkandidaten von 17 Parteien stehen zur Auswahl

Von Florian Tempel, Erding

Die allgemeinen Trends und Tendenzen zur Landtagswahl an diesem Sonntag gelten geradezu exemplarisch auch im Landkreis Erding: Im Mittelpunkt des Interesses steht nicht nur, wie stark die Verluste der seit Jahrzehnten dominierenden CSU ausfallen werden. Der Fokus liegt vor allem auch auf dem Abschneiden der AfD, die im Landkreis im Wahlkampf einen enormen Aufwand betrieben hat, auf den aber auch viele Bürger mit großem Protest reagierten. Und drittens wird auch hier mit besonderer Spannung erwartet, wie stark die Grünen werden.

Die Zahl der Wahlberechtigten ist im Vergleich zur Landtagswahl 2013 kräftig angewachsen, von gut 95 300 auf nunmehr 99 700. Das sind fast fünf Prozent mehr Wähler. Unter allen Wahlberechtigten gibt es ungefähr 7000 junge Menschen, die zum ersten Mal bei einer Landtagswahl mitentscheiden dürfen.

Zahlreiche Bürger haben bereits abgestimmt, indem sie von der Möglichkeit der Briefwahl Gebrauch gemacht haben. Am Sonntag haben dann die etwa 140 Wahllokale in den 26 Kommunen des Landkreises von 8 bis 18 Uhr geöffnet. Für die Landtagswahl gibt es zwei Stimmzettel. Auf einem schmalen und breiten Streifen stehen zwölf Direktkandidaten zur Auswahl. Die ehemalige Umweltministerin Ulrike Scharf (CSU) wird wohl mit großer Sicherheit die meisten Erststimmen im Landkreis erhalten und deshalb als Stimmkreisabgeordnete wiedergewählt werden. Dennoch verfallen die Stimmen aller weiteren Direktkandidaten - im Gegensatz zur Bundestagswahl - nicht wertlos. Die Erststimmen für die Direktkandidaten Gertrud Eichinger (SPD), Rainer Mehringer (Freie Wähler), Ulli Frank-Mayer (Grüne), Martin Korn (FDP), Walter Koppe (Linke), Martin Huber (AfD) und alle anderen zählen am Ende genauso mit wie die Zweitstimmen für die Verteilung der Sitze im bayerischen Landtag.

Der Stimmzettel für die Zweitstimme ist ein ziemlich großes Stück Papier. Hier finden sich in 17 Spalten für ebensoviele Parteien insgesamt 636 Namen. Man kann nicht einfach eine Parteienliste wählen. Der Wähler muss ein Kreuz bei einem bestimmten Kandidaten machen. Die Direktkandidaten des Landkreises Erding stehen nicht darauf. Unter den vielen Listenbewerbern finden sich nur fünf Kandidaten aus dem Landkreis Erding.

Laut allen Prognosen wird die Landtagswahl 2018 ein ganz anderes Bild ergeben, als es die Ergebnisse vor fünf Jahren taten. Ulrike Scharf (CSU) holte am 15. September 2013 knapp die Hälfte der Erststimmen. Bei den Zweitstimmen kamen die Christsozialen sogar auf 52,6 Prozent. Ihre besten Ergebnisse holte die CSU im Holzland. In Hohenpolding, dem Heimatort von Landrat und CSU-Kreischef Martin Bayerstorfer, waren es 66,1 Prozent.

Die SPD war 2013 landkreisweit mit 17,5 Prozent der Stimmen die zweitstärkste Partei und zwar mit deutlichem Abstand vor den Freien Wählern und den Grünen auf den plätzen drei und vier. In Wörth, Erding und Ottenhofen holten die Sozialdemokraten mehr als 20 Prozent der Stimmen. In diesem Jahr werden der SPD überall in Bayern dramatische Verluste prognostiziert. Es ist daher alles andere als unwahrscheinlich, dass die SPD im Landkreis nur noch ein einstelliges Prozentergebnis erreichen wird.

Die Freien Wähler und die Grünen lagen 2013 im Landkreis mit ihren Ergebnissen recht genau im bayernweiten Trend. Je etwas mehr als acht Prozent waren es vor fünf Jahren. Mit mehr als 20 Prozent stachen die Freien Wähler nur in Berglern hervor, wo auch die Grünen mit knapp 15 Prozent ihr bestes Landkreisergebnis holten. Die FDP war vor fünf Jahren der große Verlierer der Landtagswahl, auch im Landkreis. In zwölf von 26 Kommunen kamen sie nicht einmal auf zwei Prozent. 3,4 Prozent in Finsing war damals Spitzenergebnis der Liberalen. Auch den Linken blieb nur ein maues Ergebnis, mit dem man am Ende noch hinter der Bayernpartei, der ÖDP und den Republikanern lag.

Letztere treten zwar nicht mehr an. Doch Martin Huber aus Taufkirchen, jahrzehntelang das Gesicht der Reps im Landkreis, ist immer noch da, nun eben als Kandidat der AfD. Die laut Prognosen in ganz Bayern starke AfD darf im Landkreis sogar damit rechnen, dass der rechte Lokalmatador Huber einen Sitz im Maximilianeum erringt. Am Wahlabend werden indes nur die direkt Gewählten feststehen. Erst am Dienstag wird bekannt sein, wer es über eine Liste geschafft hat.

© SZ vom 13.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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