Landgericht München:Drei Stiche in die Brust

Lesezeit: 2 min

39-Jähriger steht wegen Attacke gegen seine Partnerin vor Gericht

Eigentlich sei er ein "gutmütiger Mensch", sagt der Angeklagte über sich, ein Koch aus dem nördlichen Landkreis. Doch er wenn er Alkohol getrunken hat, wird er aggressiv. Das weiß der 34-Jährige. Trotzdem hat er nie mit dem Trinken aufgehört. Darüber gingen nicht nur Beziehungen zu Bruch. Wegen seines Alkohol- und Drogenproblems wurde ihm auch mehrmals gekündigt. Zeitweise war er sogar obdachlos. Einer seiner Chefs habe einmal zu ihm gesagt, berichtete der 34-Jährige am Montag vor der 2. Strafkammer am Landgericht München II, dass er beim Kochen ein Genie sei, sein Problem mit dem Trinken jedoch "scheiße" sei. Der Koch ist angeklagt, weil er Ende Januar dieses Jahres seiner damaligen Lebensgefährtin, einer Krankenschwester, mit einem Küchenmesser mit einer knapp dreizehn Zentimeter langen Klinge dreimal in die Brust gestochen haben soll. Die 39-Jährige überlebte die Attacke schwer verletzt.

Der Koch legte zum Auftakt der Verhandlung über seinen Verteidiger, Rechtsanwalt Nico Werning, ein Geständnis ab. Für diesen Fall hat ihm das Gericht eine Strafe von nicht weniger als vier Jahren und drei Monaten und nicht mehr als vier Jahren und neun Monaten zugesagt. Zum Zeitpunkt der Tat war der 34-Jährige betrunken und hatte vier Schlaftabletten geschluckt. Vermutlich waren es sogar noch viel mehr. Nachdem er am 23. Januar dieses Jahres am Nachmittag von der Arbeit nach Hause gekommen sei, habe er sich vorgenommen, sich "richtig abzuschießen", sagte er zu Richter Stefan Weickert. An die Attacke auf seine damalige Partnerin könne er sich auch nicht mehr erinnern. Die Krankenschwester, die ebenfalls ein Alkoholproblem hat, hatte er bei einer Entgiftung in einer Klinik kennengelernt. Nach der Therapie war er im September 2017 bei ihr eingezogen. Bereits nach wenigen Wochen kam es zu Auseinandersetzungen, bei denen der Koch sie schlug. Laut Anklage war es am Abend jenes 23. Januar erneut zu Streitereien zwischen gekommen. Zunächst soll der Koch seiner Partnerin vorgeworfen haben, sie habe seine Schlaftabletten geklaut. Als die 39-Jährige ihn aufgefordert habe, Kleidungsstücke vom Fußboden aufzuheben, soll er ihr mit der flachen Hand "wuchtig" ins Gesicht geschlagen haben. Daraufhin habe sie ihm mit der Polizei gedroht und verlangt, er solle die Wohnung verlassen. Doch der 34-Jährige blieb und die Situation eskalierte weiter. Gegen 23.15 Uhr holte der Koch ein Küchenmesser, setzte sich laut Anklage neben die Krankenschwester auf eine Couch und hielt sie im Arm. Dabei soll er zu ihr gesagt haben, dass er ihr Verhalten nicht hinnehme und sie sterben solle. Dann stach er unvermittelt zu. Danach sei sie aufgesprungen und habe sich selbst "verarztet", sagte die Krankenschwester bei ihrer Vernehmung. Sie habe den Angeklagten aufgefordert, er solle einen Notarzt rufen, was er auch getan habe. Durch einen der Stiche wurde die Luftröhre der 39-Jährigen geöffnet. Auch wenn die Tat in ihrem Unterbewusstsein noch herumspuke, so die Krankenschwester, leide sie psychisch nicht darunter. Aus der Untersuchungshaft bat der Koch sie in einem Brief um Entschuldigung. Sie habe die Entschuldigung als nicht aufrichtig empfunden, sagte die 39-Jährige. Der Prozess dauert an.

© SZ vom 30.10.2018 / sal - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: