Konzert:Mit dem Schnauferl ins Kasino

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"Heute war's wie früher": sagt Nicki nach dem Auftritt im Stardust. Nur Smartphones gab es früher nicht. (Foto: oh)

Schlagersängerin Nicki singt im Stardust in kleiner Runde ihren Hit vom "bayerischen Cowgirl"

Von Sebastian Fischer, Erding

Im Leben der Schlagersängerin Nicki, die dem Laien wegen ihres größten Hits besser als "bayerisches Cowgirl" bekannt ist, gibt es so manchen Höhepunkt. Ihr erster Plattenvertrag 1982 etwa oder der fünfmillionste verkaufte Tonträger. Ob nun ein Auftritt in einer Erdinger Spielhalle dazugehört? Immerhin sagte Doris Hrda alias Nicki, 48, aus Plattling: "Heute war's wie früher."

Der große Nicki-Schlagerabend im Stardust am Freitag war also eine Zeitreise in die Achtziger. Demnach muss es damals so ausgesehen haben: Auf der Bühne tanzen Fans in Nicki-T-Shirts. Nicki, in Jeans und Lederweste, singt und tanzt vor der Bühne. Im Halbkreis um sie herum singen und tanzen und klatschen ein paar euphorisierte Menschen. Andere fläzen eher entspannt auf samtbepolsterten Sofas. Manche filmen, allerdings nicht mit Videokameras, sondern mit Smartphones. Und Nicki tanzt und posiert vor der Linse, auch wenn ihr das nicht gefällt mit den Smartphones, wie sie später erklärte: "Dann kann man ja nicht mehr mitklatschen." Ganz andere Menschen bekommen von alldem übrigens eher wenig mit, sitzen im Hintergrund vor einarmigen Banditen und hoffen auf Dollars.

Nicki hat am Freitag sieben Lieder gesungen, für Selfies posiert und CDs und Autogrammkarten signiert. Danach hat sie erklärt, dass dieser Abend vor offiziell hundert Gästen bestimmt einer ihrer kleinsten Auftritte überhaupt gewesen sei, klar. Aber sie machte dabei nicht den Eindruck, als habe sie das gestört. Seit ein paar Jahren lässt sie es etwas gemächlicher angehen, sie mache "jetzt erst mal ein bisschen ruhiger". Sie hat einen großen Garten, den sie dem BR gezeigt hat, zwei Kinder und viel Zeit. Ihr nächster Termin ist die Eröffnung des Weihnachtsmarkts in Essen-Steele.

Aber auf der Bühne, da ist sie noch immer ganz die Alte, also die junge, quirlige Nicki. "Das geht lauter", rief sie, auch wenn es im Stardust natürlich nicht viel lauter ging. Und dann: "Ich verstecke mich und ihr ruft ,Zugabe', okay?" Um kurz vor elf Uhr abends sang sie endlich das Cowgirl-Lied inklusive yee-haw, zum Schluss natürlich noch "Servus, mach's guat." Später sagte sie, es sei ihr Wunsch, dass die Menschen wieder tanzen würden wie früher. Denn das gebe es ja so gar nicht mehr.

Die sieben Fans vom Nicki-Fanclub hatten allerdings sehr wohl getanzt. Conny Schädeli war extra sechs Stunden aus der Schweiz angereist, Sandra Dehlinger aus Ingolstadt. "Nicki ist bodenständig geblieben", sagte sie, und die Musik sei besonders. "Das ist mehr als dufta-dufta, in jedem Lied steckt etwas drin." Der Song vom bayerischen Cowgirl, der sei zum Beispiel so etwas wie eine Weltreise: "I bin a bayerisches Cowgirl und i brauch net vui Geld. Mit am ganz kloana Schnauferl fahr i rum in der Welt."

Kurz vor Mitternacht schaute Nicki auf die Uhr, sagte, es sei ja noch nicht spät - und setzte sich in ihr kloanes Schnauferl. Zurück nach Plattling war es ja keine Weltreise.

© SZ vom 21.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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