Kommunalwahl in Fraunberg:Einigkeit Fraunberg

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Seit 23 Jahren heißt der Bürgermeister Johann Wiesmaier und er wird es mangels eines Gegenkandidaten auch bleiben

Von Gerhard Wilhelm

Seit dem 1990 ist Hans Wiesmaier (CSU) im Gemeinderat Fraunberg und seit 23 Jahren auch Bürgermeister. Viele jüngere Fraunberger sind sozusagen mit ihm aufgewachsen, für sie ist er einfach "der Bürgermeister", einen anderen kann man sich gar nicht vorstellen, wie auch im Vorfeld der Kommunalwahlen zu sehen war: Es gibt keinen Gegenkandidaten, deshalb wird der 58-Jährige auch von 2020 bis 2026 die Geschicke der Gemeinde lenken. Aber nicht nur in Fraunberg hat Wiesmaiers Wort Gewicht, auch im Landkreis. Er ist zudem Kreisrat, Sprecher der Landkreisbürgermeister und Kreisvorsitzender des Bayerischen Gemeindetags.

Dabei ist Fraunberg eher eine der kleineren Kommunen im Landkreis, zumindest was die Einwohnerzahlen betrifft. Rund 3900 Einwohner verteilen sich auf 42 Ortsteile, diese wiederum auf 42 Quadratkilometer Gemeindefläche. Mittlerweile hat der Siedlungsdruck auch Fraunberg erreicht, was man an zunehmender Wohnungsbautätigkeit sieht. Und stark steigenden Grundstückspreisen. Schon vor Jahren wurde deshalb beschlossen, der Entwicklung nicht freien Lauf zu lassen, sondern aktiv einen neuen Weg zu gehen, bei dem die Nachhaltigkeit und der schonende Umgang mit der Ressource Grund und Boden an erster Stelle stehen, wie es auf der Homepage der Gemeinde heißt. Es wurde deshalb der Verein "Gemeindeentwicklung Fraunberg" gegründet, um möglichst vielen Bürgern die Möglichkeit zu bieten, sich am Entwicklungsprozess zu beteiligen.

Das neue Gemeindezentrum samt Dorfplatz erhielt 2018 den Sonderpreis für "Baukultur der Metropolregion München" in der Kategorie "qualitative und identitätsstiftende" Baukultur. (Foto: Renate Schmidt)

Eine der Triebfedern ist Bürgermeister Wiesmaier, der unermüdlich seine Vision von einem "ökologisch, soziokulturell und ökonomisch nachhaltige Entwicklung der Gemeinde" predigt. Und offenbar mit Erfolg, was zahlreiche Auszeichnungen für die Gemeinde zeigen. Zuletzt 2018, als das Gemeindezentrum Fraunberg den Sonderpreis für "Baukultur der Metropolregion München" in der Kategorie "qualitative und identitätsstiftende" Baukultur erhielt. Die Jury lobte den "offenen Planungsprozess und die mutige Entscheidung" für dieses im Verhältnis zur Einwohnerzahl große Projekt. Die Planung von gemischt genutztem Gemeindezentrum und Dorfplatz schaffe einen neuen Mittelpunkt und eine frequentierte Anlaufstelle für die Bürger. 2016 erhielt die Gemeinde den Staatspreis als "Pioniergemeinde der Gemeindeentwicklung und für eine moderne Bauleitplanung". Und 2014 wurde Fraunberg Bundessieger des Wettbewerbs "Kerniges Dorf".

Dass auch der Gemeinderat - in dem bis auf Karl-Heinz Reingruber (Bündnis 90/Die Grünen) und Josef Blumoser (SPD) nur Mitglieder von Wählergemeinschaften aus den Ortsteilen sitzen - den Weg unterstützt, zeigen die Beschlüsse: rund 99 Prozent werden einstimmig gefasst, sagt Gemeindeamtsleiter Friedhelm Eugel. Parteipolitik spiele in der Kommune keine Rolle, so Eugel.

Eine eigene CSU-Liste gibt es trotz Ortsverband in Fraunberg nicht, Wiesmaier kandidiert für die drei Wählergemeinschaften, die es in der Gemeinde gibt: Fraunberg, Maria Thalheim und Reichenkirchen. Sie nominierten ihn bei der Aufstellungsversammlung mit 59 von 60 möglichen Stimmen. Dass es drei Wählergemeinschaften gibt, zeigt, dass sich die größeren Ortsteile durchaus noch als eigenständig sehen und sich von den anderen immer noch ein wenig unterscheiden wollen.

"Wenn sich Gemeinden auf den Weg machen, ist das gut", sagt Hans Wiesmaier, Kreisvorsitzender des Gemeindetags, "aber das ist nicht die Lösung des Problems". (Foto: Renate Schmidt)

Im Aufwind sieht man sich bei den Grünen, auch, wenn man kaum was am Kurs Fraunbergs zu monieren hat. Karl-Heinz Reingruber, seit 30 Jahren im Fraunberger Gemeinderat, tritt diesmal bei der Wahl aber nicht mehr an der Listenspitze an, sondern auf Platz neun. Ein 36-Jähriger, Michael Blumoser, ist auf Platz 1. Der Name Blumoser kennt man in Fraunberg: sein Vater Josef ist seit 25 Jahren amtierender Gemeinderat. Mittlerweile hat er die SPD verlassen - und kandidiert jetzt auf dem siebten Listenplatz für die Grünen, was bestimmt ein paar zusätzliche Stimmen dank des bayerischen Wahlrechts bringen wird.

Ohne ihren bisherigen Gemeinderat muss deshalb die SPD antreten - als ob es die Partei nicht schon schwer genug hat zurzeit . SPD-Spitzenkandidatin ist die 58-jährige Eva Kopeki. Und man will die Arbeitsschwerpunkte - sollte man überhaupt einen Sitz erringen - auf Arbeitnehmer, Rentner, Jugend und Klimaschutz legen. Von acht SPD-Kandidaten für den Gemeinderat sind fünf Frauen.

Wählergemeinschaft Fraunberg: Gertraud Fischer, Simon Selmeier, Hubert Pfanzelt, Kai von und zu Fraunberg, Alexandra Eschbaumer, Michael Vogler, Monika Zehetner, Hubert Lex, Christof Käsmaier, Martin Baldauf, Jacqueline Schiffmann, Hans-Jürgen Notka, Andrea Gruber, Stephan Scharl, Heinz Kunisch, Josef Mairoth jun. Wählergemeinschaft Reichenkirchen: Maria Pfeil, Josef Peis, Michael Nett, Hans Rasthofer, Georg Scheiel, Christian Gruber, Claudia Scharf, Hans Scheffzick, Josef Dafinger jun., Manfred Folger, Stefan Brandl, Thomas Hacker, Martin Gruber, Thomas Ott, Sven Beinlich, Manfred Obermaier. Wählergemeinschaft Maria Thalheim: Bartholomäus Algasinger, Christian Obermaier, Anna Gfirtner, Petra Unterreitmeier, Johannes Lex, Georg Bart, Stefan Geier, Helmut Gruber, Helene Weidner, Alois Gruber, Rosina Gruber, Gerda Bart, Karolina Maier, Hubert Bart, Hubert Lechner. Bündnis 90/Die Grünen: Michael Blumoser, Irene Neumüller, Rudolph Brückner-Thies, Margit Anzinger, Walter Anzinger, Stefanie Reiser, Josef Blumoser, Elisabeth Reiser, Karlheinz Reingruber, Eva Reingruber, Peter Heim, Sylvia Thies, Marco Anzinger, Josef Anzinger. SPD: Eva Kopecki, Andreas Faltermaier, Maria Schneller, Christian Maier, Uta Freiwald-Wallgrün, Ingrid Schubert, Bijan Nowzohour und Anna Magdalena Faltermaier.

© SZ vom 06.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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