Kommunalwahl im Landkreis Erding:Bayerstorfer setzt sich durch

Lesezeit: 2 min

Der Amtsinhaber gewinnt die Stichwahl gegen Hans Schreiner, den gemeinsamen Kandidaten von Freien Wähler, Grünen und SPD. Die Wahlbeteiligung bei der reinen Briefwahlabstimmung ist höher als im ersten Durchgang

Von Thomas Daller und Florian Tempel, Erding

Landrat Martin Bayerstorfer (CSU) hat sich in der Stichwahl mit 53,2 Prozent gegen seinen Herausforderer Hans Schreiner, den gemeinsamen Kandidaten von Freien Wählern, SPD und Grünen durchgesetzt. Der 63-jährige Bürgermeister von Bockhorn holte 46,8 Prozent der Stimmen. Der 53 Jahre alte Bayerstorfer geht in seine vierte Amtszeit. Die Wahlbeteiligung war mit 67,4 Prozent um 3,2 Prozentpunkt höher als vor 14 Tagen.

Bayerstorfer verfolgte die Auszählung der Briefwahl von Zuhause aus. Er nimmt derzeit nur wenige öffentliche Termine wahr, weil seine Eltern über 80 Jahre alt sind und er im Falle einer Ansteckung so viele Kontaktpersonen hätte, dass deren Nachverfolgung als möglicherweise Infizierte eine Riesenherausforderung wäre.

Auch aufgrund der eigenen häuslichen und familiären Situation nimmt Bayerstorfer an, dass für viele Bürger das Management der Coronakrise eine Rolle bei ihrer Wahlentscheidung gespielt habe: "Das kann ausschlaggebend gewesen sein, keine Frage." Gemeinsam mit der Führungsgruppe Katastrophenschutz habe er nach Möglichkeiten gesucht, die Sicherheit der Landkreisbürger zu gewährleisten. Vor dem Hintergrund der Coronakrise habe sich auch die Entscheidung bewährt, das Kreisklinikum wieder als Eigenbetrieb des Landkreises zu führen: "Es ist ein echter Vorteil, umso näher man dran ist, macht das etwas aus." In allen Lagebesprechungen sei zudem stets ein Vertreter der Ärzteschaft dabei. Bayerstorfer sieht in den aktuell so schwierigen Zeiten aber auch die Chance, alte Konflikte ad acta zu legen und für die Bürger eine gemeinsame Politik zu machen.

Bayerstorfers Herausforderer Hans Schreiner war am Stichwahlabend als Bürgermeister von Bockhorn in seinem Rathaus. Im ersten Moment war er etwas enttäuscht. Nach dem guten und knappen Ergebnis im ersten Wahlgang war die Hoffnung, es könnte im zweiten Durchgang für ihn reichen, noch bis zuletzt da. Gleichwohl "kann ich wirklich mit meinem Ergebnis zufrieden sein", befand Schreiner. "Man kann sich mit so einem Ergebnis schon sehen lassen, gegen einen etablierten Amtsinhaber, der in drei Wahlperioden den Landkreis ja doch erfolgreich geführt hat." Und noch etwas stimmte ihn zufrieden: "Ich bin sehr stolz darauf, dass die drei doch sehr unterschiedlichen Gruppierung zusammengehalten und mich bis zuletzt unterstützt haben."

Auch bei Ulla Dieckmann von der SPD hielt sich die Enttäuschung in Grenzen. "Es ist ein tolles Wahlergebnis", für das ungewöhnliche Dreierbündnis um Hans Schreiner, "er war genau der richtige Kandidat." Dieckmann hofft, dass damit auch deutlich geworden ist, "dass künftig ein anderer Politikstil als bisher angesagt ist". Helga Stieglmeier von den Grünen sah es genauso. Drei unterschiedliche Parteien unter einen Hut zu bringen, sei ein bemerkenswertes politisches Experiment gewesen. Dass das Miteinander so gut geklappt habe, sei keineswegs garantiert zu erwarten gewesen. "Es ist für mich eine sehr positive Erfahrung, dass ein kooperatives, von gegenseitigem Respekt getragenes Politikverständnis sehr gut möglich ist", sagte Stieglmeier.

Ein bisher einmaliger Vorgang waren die Stichwahlen in Bayern. Ausschließlich per Briefwahl wurde gewählt, um die Kontakte zu minimieren, wie es die Corona-Pandemie erforderte. Die Aufnahme entstand in der Wahlzentrale in der Mittelschule Altenerding. (Foto: Renate Schmidt)

Für Schreiner beginnt mit dem Stichwahlabend allerdings der Abschied aus der Kommunalpolitik. Am 1. Mai wird er die Amtsgeschäfte an seinen Nachfolger Lorenz Angermaier (FW) übergeben. 18 Jahre lang war Schreiner Bockhorner Bürgermeister, zuvor bereits 18 Jahre Gemeinderat. Für den Kreistag hatte Schreiner nicht mehr kandidiert. Das wäre unpassend als gemeinsamer Kandidat von Freien Wähler, Grünen und SPD gewesen, wie er selbst fand.

© SZ vom 30.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: