Klimawandel :Bedrohliche Szenarien

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Wetterforscher schildert mögliche Folgen des Klimawandels

Schon in einigen Jahrzehnten könnte in Ebersberg Wein bestens gedeihen. Würde man denn partout nach den positiven Seiten des Klimawandels suchen wollen, wäre das vielleicht eine von ihnen. Auf der anderen Seite: der Ebersberger Forst, in dem die Bäume an Hitzestress und Schädlingsbefall eingehen, Wassermangel, heftige Unwetter, die über das Land fegen. Der Grafinger Wetterforscher Björn Walz hat im Umweltausschuss des Kreistags ein bedrohliches Bild von dem gezeichnet, was dem Landkreis bevorstehen könnte - und gleich Vorschläge für ein Maßnahmenpaket mitgeliefert, das die Politik in die Wege leiten könnte.

Walz betreibt in Grafing seit 1984 eine Wetterstation. Bisweilen, so sagte er, werde ja die Theorie geäußert, dass ein paar Grad hin oder her nicht viel in der Welt veränderten: "Aber als es auf der Erde nur fünf Grad kälter war als heute, waren große Teile des Landkreises vergletschert." Jetzt freilich entwickelt sich das Klima in die entgegengesetzte Richtung: Während es zwischen 1960 und 1990 im Mittel beispielsweise nur 40 Sommertage mit Temperaturen über 25 Grad gab, waren es 2018 schon 68 solche Tage, für das Jahr 2100 sind 100 oder mehr Sommertage prognostiziert. Heiße Tage mit Temperaturen über 30 Grad gab es früher fünf pro Jahr, 2018 waren es schon 25. Eistage mit Temperaturen von null Grad oder kälter werden hingegen die große Ausnahme, ebenso Tage, in denen mindestens zehn Zentimeter Schnee den Boden bedecken: In der Saison 2017/18 gab es davon laut Walz gerade mal einen.

Deutlich abnehmen wird in Zukunft auch im Landkreis die Niederschlagsmenge. "Wir werden zu einem Wassermangelgebiet, die Frühlings- und Sommerniederschläge gehen um 40 Prozent zurück", so die Prognose des Meteorologen. Die Erschließung neuer Brunner und zusätzlicher Lagerkapazitäten werde die Folge sein müssen. Flachwurzler wie die Fichte gerieten in den Trockenstress und würden anfälliger für Schädlinge. Der Waldumbau, so Walz, müsse daher unbedingt schon jetzt angepackt werden.

Eindringlich appellierte der Grafinger an die Politiker im Ausschuss: "Beweisen Sie endlich Mut!" Und kritisierte Vizelandrat Toni Ried (FW), der sich im Sommer gegen den geplanten Windpark im Forst positioniert hatte. Er nannte ein ganzes Bündel an Handlungsmöglichkeiten: die finanzielle Förderung von Energiesparmaßnahmen, Energieberatung für Privatleute und Gewerbe, eine neue Photovoltaik-Initiative und Aufklärung über die Folgen des Klimawandels für Land- und Forstwirte. "Vielen ist noch nicht klar, dass sich das zu einer existenzbedrohenden Situation entwickeln könnte", unterstrich Walz. Er sprach sich auch dafür aus, die Holzvorräte im Landkreis auch stärker hier zu nutzen, denkbar wäre etwa eine verpflichtende Hackschnitzelanlage in Gewerbe- und Neubaugebieten. Dafür sollte man einen anderen Weg nicht mehr weiter gehen, so Walz: "Bitte keine neuen Biogasanlagen, wenn's geht." Diese seien sehr ineffizient. Walz appellierte für eine stärkere Förderung der E-Mobilität - beispielsweise durch Zuschüsse für E-Bikes oder E-Roller, kostenlose Parkplätze für Elektroautos und gleichzeitige Parkbeschränkungen für SUVs und andere schwere Autos.

© SZ vom 03.12.2018 / Moo - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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