Erding:Künstliche Intelligenz wird zum Alltag an den Schulen

Lesezeit: 3 min

Chat-GPT (Generative Pre-trained Transformer) ist ein Chatbot, der künstliche Intelligenz einsetzt. Damit können Nutzerinnen und Nutzer in einen Dialog zu nahezu jedem erdenklichen Thema treten. Das Tool beantwortet Fragen oder schreibt Texte, die dann als Grundlage für weitere Anfragen dienen können. (Foto: Luka Stanzl/IMAGO/Pixsell)

Chat-GPT und andere KI-Chatbots spielen an Gymnasien und Realschulen inzwischen eine Rolle. Die für Lehrerinnen und Lehrer angebotenen Fortbildungen werden gut angenommen. Sich darauf einzustellen ist ein längerer Prozess.

Von Gerhard Wilhelm, Erding

KI-Software wie Chat-GPT schlägt hohe Wellen in fast allen Lebensbereichen. Der Umgang mit ihr ist aber ein zweischneidiges Schwert, wie auch die Gymnasien und Realschulen im Landkreis Erding feststellen, denn der Einsatz bietet Chancen im Lernalltag, aber auch Gefahren und Risiken. Wie genau die Schule mit diesen umgeht, darüber wird an ihnen schon seit Monaten diskutiert, seit Chat-GPT im vergangenen November für die Öffentlichkeit freigeschaltet wurde. Die Schulen sehen ihre Aufgabe vor allem darin, bei den Schülern und Schülerinnen ein Bewusstsein zu schaffen, wie man mit der KI-Software umgeht, sie bewertet und einstuft. In einem sind sich alle Schulleiter einig: KI wird nicht mehr verschwinden.

"KI gehört zu unserem Leben und wird die nächsten Jahre noch bedeutender werden, in allen Bereichen", sagt Andrea Hafner, Direktorin am Korbinian-Aigner-Gymnasium (KAG). Eine Regelung, wie man mit KI-Software umgehen darf, gibt es aber am KAG nicht. Gibt es noch an keiner der befragten Schulen. Das Interesse des Lehrerkollegiums an Fortbildungen sei aber am KAG groß, sagt Hafner. Im Juni habe es eine schulinterne Fortbildung zum Thema Chat-GPT gegeben, an der mehr als die Hälfte des Kollegiums teilgenommen hat. Auch von der regionalen Lehrerfortbildung seien sofort Kurse angeboten worden. "Eigentlich sollte jeder in der Gesellschaft wissen: Wie funktioniert das alles eigentlich, was steckt dahinter? Wie kann man es nutzen, was macht das mit unserer Gesellschaft?" Die Schulen müssten sich immer mehr vom reinen Auswendiglernen lösen. Beim Thema KI müssten die Schüler auf die Nachteile hingewiesen werden, "dass Chat-GPT nur auf vorhandene Daten zugreifen kann, nichts Neues generieren kann. Oder sogar falsche Informationen liefern kann."

Die fortschreitende Digitalisierung an den Schulen macht den Einsatz von KI-Software erst möglich. (Foto: Soeren Stache/dpa-tmn)

"Wir sehen die KI sowohl als ein positives Element, das unsere alltägliche Arbeit auf Seiten der Schülerinnen - zum Beispiel bei der Klärung von Verständnisfragen -, als auch der Lehrkräfte - zum Beispiel zur Erstellung von Beispieltexten für den Unterricht - bereichern kann. Zudem sind wir uns auch ihrer negativen Seite bewusst: dass sie auf Anfrage Dinge kreiert, deren Wahrheitsgehalt nur noch schwer überprüfbar ist", sagt Johannes Kißler, Realschulkonrektor an der Mädchenrealschule Heilig Blut in Erding. Deshalb sei es wichtig, ein Bewusstsein zu schaffen, was wahr und was falsch ist, was von KI kreiert, oder ein Fake ist. Dass dieser Prozess möglichst früh bei den Schülern gestartet werden sollte, darüber sind sich die Schulleiter einig. "Die Schüler nutzen es, das ist die Praxis, sagt Hafner.

Auch an der Mädchenrealschule Heilig Blut ist man noch in der "Annäherungsphase"

An der Mädchenrealschule befänden sich die meisten der Kollegen und Kolleginnen in einer "Annäherungsphase", da die Nutzung der KI noch ungewohnt sei, die Möglichkeiten, die der Einsatz von KI bietet, unklar und die Gefahren nicht ausgeklammert werden könnten, sagt der Konrektor. "Somit bleibt man eher beim Gewohnten und nähert sich nur langsam dem Thema an." Beispielsweise mittels regelmäßiger Fortbildungen zum Thema KI. Zudem findet ein intensiver Austausch zu den Risiken und "Nebenwirkungen" statt. "Wir wollen die KI als Unterstützung sehen und in unseren Alltag gewinnbringend einbauen. Leider bedeutet das auch, dass es für uns als Lehrkräfte schwieriger wird, die Leistung eines Schülers zu messen."

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Das Überprüfen ist das eine Thema, aber man könne KI auch im Unterricht einsetzen, wie es einige Lehrer am KAG bereits machen, sagt Direktorin Hafner. "Zum Beispiel bei einer Gedichtanalyse. Die kann man von Chat-GPT erledigen lassen und im Unterricht parallel. Im Anschluss vergleicht man beide Ergebnisse. Auf diese Art und Weise kann man mit den Schülern dann erarbeiten, dass manches, was Chat-GPT vielleicht vorschlägt, fachlich gar nicht korrekt oder sogar falsch ist. So kann man Schüler sensibilisieren im Umgang mit KI-Software."

"Im Lehrplan in der 11. Jahrgangsstufe sind insgesamt 16 Stunden vorgesehen, die sich speziell mit dem Thema beschäftigen", sagt Markus Höß, Direktor am Gymnasium Dorfen. "Wir wollen den Schülern den kritischen Umgang mit KI beibringen. Das fängt bei uns schon der 6. Jahrgangsstufe an. Den kritischen Umgang kann man nicht früh genug lernen, denn KI wird uns im Leben begleiten." Auch am Gymnasium Dorfen werde das Fortbildungsangebot zu dem Thema von Seiten des Staatsinstituts für Schulqualität und Bildungsforschung (ISB) wie am KAG rege genutzt. Den Schülern und Schülerinnen gebe man den Ratschlag: "Chat-GPT gehört ab jetzt dazu. Nutzt es in den Bereichen, wo es Sinn macht und spannend ist, aber bei schulischen Leistungen, die mit Noten bewertet werden, hat es keinen Platz."

An einigen Realschulen ist KI derzeit noch kein so großes Thema

"KI ist bis jetzt an der Herzog-Tassilo-Realschule Erding kein großes Thema unter den Schülerinnen und Schülern", teilt die Rektorin der Herzog-Tassilo-Realschule Erding, Judith Heugel, mit. Natürlich würden sich viele Lehrkräfte aber schon fleißig zum Thema fortbilden. "Wir sehen die Thematik relativ entspannt und unaufgeregt. Ich behaupte, wir Lehrerinnen und Lehrer würden es merken, wenn einzelne Schülerinnen und Schüler regelmäßig fast perfekte Hausaufgaben abliefern würden oder auch Referate sehr professionell wirkten. Im Einzelfall kann man dann ja gezielt nachbohren." "Bei uns ist KI noch kein großes Thema", sagt auch Melanie Aufleger, Rektorin an der Realschule in Taufkirchen und tauche im Lehrplan noch nicht auf. Das Interesse im Lehrerkollegium an Fortbildungen sei aber sehr groß, stellt sie fest.

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