Katholische Kirche:Der Stresspegel steigt

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Der Erdinger Stadtpfarrer Martin Garmaier im Schatten der Kirche St. Johannes. (Foto: Renate Schmidt)

Der Erdinger Stadtpfarrer ist dieses Jahr besonders gefragt. Zur eigenen Pfarrei St. Johannes ist der Pfarrverband Erdinger Moos hinzugekommen. Erst mal nur übergangsweise.

Von Sofia Wiedemann Gonçalves, Erding

Zur Weihnachtszeit kann es öfters hektisch werden. Die Gedanken kreisen um das Essen am Heiligabend und nicht selten findet man sich am 23. Dezember noch in der Stadt wieder, auf der Suche nach den letzten Geschenken. In diesen hektischen Wochen spürt auch Pfarrer Martin Garmaier, der erst kürzlich den Posten von Pfarrer Philipp Kielbassa im Pfarrverband Erdinger Moos interimistisch übernommen hat, den zunehmenden Druck. Trotz des Trubels bleibt er jedoch zuversichtlich und pragmatisch: "Vom Jammern ist noch nie etwas besser geworden. Man tut einfach sein Bestes".

Das Jonglieren mit der neuen Verantwortung ist Garmaier seit der vorübergehenden Amtsübernahme vor allem durch die Zusammenarbeit mit den Seelsorgern vor Ort gelungen, die eigentlich die Hauptlast tragen würden. "Das ist das große Glück, sonst wäre es schwieriger", fügt er hinzu. Im Grunde werde versucht, die Aufgaben und Zuständigkeiten so aufzuteilen, dass alles entsprechend abgedeckt werden kann, aber an manchen Ecken und Enden seien doch Abstriche und Veränderungen notwendig. Bei Beerdigungen wird zum Beispiel oft auf das Requiem verzichtet, weil dafür normalerweise ein Pfarrer benötigt wird. Hier ist Solidarität gefragt. Denn als Pfarrer sei er nicht nur darauf bedacht, seine eigenen Schäfchen ins Trockene zu bringen.

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Die Schwierigkeiten mit dem Personalmangel würden von Jahr zu Jahr größer, so Garmaier, und insofern sei es das Beste, sich einfach der aktuellen Realität anzupassen. Immer öfter werde beispielsweise überlegt, einen Pfarrer für zwei oder mehr Pfarrverbände zu haben, weil die Rechnung sonst einfach nicht aufgehe. Die Stelle von Pfarrer Kielbassa sei zwar bereits ausgeschrieben und werde hoffentlich bis Ostern besetzt sein, aber Martin Garmaier stellt sich auf eine längere Suche ein.

Eine ähnliche Situation hat er schon einmal erlebt. Damals musste er zwei Jahre lang die Vertretung übernehmen. "Die Hoffnung stirbt zuletzt, aber ich glaube es erst, wenn es einen Neuen gibt", fügt er hinzu. Für Erding ist es laut Martin Garmaier sogar denkbar, dass einmal, wenn entweder er selbst oder ein anderer Pfarrer aufhört, die beiden Pfarrverbände zu einer großen Stadtkirche zusammengelegt werden.

Auch die Solidarität der Ehrenamtlichen hat ihre Grenzen

Ehrenamtliche Helfer sind auch immer seltener zu finden. Und selbst die Solidarität dieser Freiwilligen habe ihre Grenzen, sagt der Erdinger Stadtpfarrer. Viele von ihnen arbeiteten weit über zehn Stunden pro Woche. Garmaier betont, wie wichtig es sei, auf diese Menschen Acht zu geben: "Es bringt uns nichts, wenn diese Engagierten in einigen Jahren völlig überlastet und frustriert aufgeben."

In all dem Trubel sei es umso wichtiger geworden, hin und wieder innezuhalten und darauf zu achten, dass es nicht zu viel wird. Garmaier kennt das nur zu gut, wenn sich bei ihm die Post stapelt. "Was ist jetzt wichtig, und was kann warten?", frage er sich in solchen Augenblicken, um nicht an seine eigenen Grenzen zu stoßen. Er gibt folgenden Vergleich: "Es ist wie bei einer Tankstelle - der Tankwart gibt gern, aber wenn er nicht darauf achtet, seinen eigenen Tank zu füllen, kann er nichts mehr geben".

Weihnachtsgottesdienste und die Predigten erfordern zusätzlichen Einsatz

In der Advents- und Weihnachtszeit steigt der Stresspegel besonders, denn zum Tagesgeschäft kommen zahlreiche Veranstaltungen hinzu. "Hier eine Einladung, dort eine Anfrage", beschreibt Garmaier diese Wochen. Der Pfarrverband freue sich zwar über das rege Interesse, müsse aber oft schweren Herzens Einladungen ablehnen, um alles bewältigen zu können. Besonders die Vorbereitung der Weihnachtsgottesdienste und das Schreiben der Predigten für die Feiertage erforderten zusätzlichen Einsatz.

Garmaiers Rettungsanker in dieser hektischen Zeit ist nach wie vor die Leidenschaft für seine Arbeit: "Wo steht geschrieben, dass Arbeit keinen Spaß machen darf?". Daraus schöpfe er die Energie, um auch in turbulenten Zeiten mit Gelassenheit und einem Lächeln weiterzumachen.

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