Innenstadt:Friseursalon zieht ins Kaffeehaus

Lesezeit: 2 min

Der neue Besitzer, Friseurmeister Rainer Stöhr. (Foto: Renate Schmidt/Renate Schmidt)

Rainer Stöhr ist der neue Besitzer vom Café Krönauer in Erding. Der Friseurmeister zieht Ende des Jahres mit seinem Salon "Haarem" an die Lange Zeile. Er hat große Pläne für den Laden - und eine gute Idee, wie sich das Erbe des Kaffeehauses erhalten lässt.

Von Regina Bluhme, Erding

Der Erdinger Friseurmeister Rainer Stöhr zieht mit seinem Salon "Haarem" Ende des Jahres an die Lange Zeile. Es sind nur ein paar Hundert Meter Luftlinie, doch für die Erdinger Altstadt bedeutet der Umzug das Ende einer Ära: Aus dem Traditionsbetrieb Café Krönauer wird ein Friseursalon. Kein Cappuccino mehr im beliebten Straßencafé? Moment, die Geschichte geht noch ein Stückchen weiter, denn der neueröffnete Friseurladen wird eine kleine Tagesbar bekommen.

"Es ist der Wahnsinn", sagt Rainer Stöhr über das Echo, das der Besitzerwechsel hervorgerufen hat. Auf der Straße und im Salon werde er immer wieder angesprochen, in den Sozialen Medien werde er vielfach angeschrieben "und Jeder freut sich". Und Jeder rede darüber, wie er das denn mit dem Tagescafé so plane. "Ich sage schon manchmal im Scherz: ,Mein Hauptanliegen sind schon die Haare'", sagt Stöhr und lacht am Telefon. Aber tatsächlich sei es ihm wichtig, "den Geist des Café Krönauer mitzunehmen".

Unser Archivbild zeigt das Straßencafé an der Langen Zeile. Seit Corona ist es geschlossen. (Foto: Renate Schmidt)

Familie Krönauer hat knapp 90 Jahre lang Erding mit Kaffee, Kuchen und selbstgemachtem Eis versorgt. Die Verhandlungen mit einer "super Barrista", die eine Tagesbar im Eingangsbereich des Friseursalons betreiben wird, seien auf einem guten Weg, informiert nun Friseurmeister Rainer Stöhr. Mit einer Tagesbar im "Haarem" können die Erdinger und Erdingerinnen dann einen Cappuccino oder Prosecco im dazugehörigen Straßencafé trinken, versichert Stöhr. Wie der kleine Eisgarten genutzt werden könne, da überlege er gerade noch. Jetzt muss ohnehin erst mal im Innenbereich umgebaut werden. Im circa 180 Quadratmeter großen Erdgeschoss soll schließlich ein Kaffeehaus in einen Friseursalon verwandelt werden.

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Sehr beeindruckt ist Stöhr vom gewaltigen Untergeschoss, denn das gesamte Haus ist sogar bis unter den Garten unterkellert. Die Kellerräume sind bis zu drei Meter hoch, Stöhr will dort moderne "Screentechnik" einbauen mit großen Bildschirmen. "Das werden coole Plätze für die Herren", so Stöhr.

Ebenfalls ein Bild aus vergangenen Tagen: Cafe Krönauer in der Langen Zeile. (Foto: Renate Schmidt)

Auch bei den Stöhrs kann man von einem Familienbetrieb sprechen: Rainer Stöhr hat vor 30 Jahren die Haarem-Läden aufgebaut, inzwischen hat der Friseurmeister alle Anteile aufgegeben bis auf den Erdinger Salon. Seine Frau betreibt in Freising zwei Friseurläden und die Tochter befindet sich gerade in Ausbildung zur Friseurin.

Jetzt will es der 60-Jährige noch mal wissen. Im Salon Am Mühlgraben sind 21 Mitarbeitende beschäftigt, alle werden mit umziehen. "Wir sind ein tolles Team", sagt Stöhr. Dank einer Viertage-Woche - ohne Samstagsarbeit - könne er auch nicht über Azubi-Mangel klagen.

Interessierte Kaffeehausbetreiber haben schließlich abgewunken: Zu groß

Der Verkauf sei ihm sehr schwer gefallen, erklärt Christoph Krönauer. Er sei aber gesundheitlich angeschlagen und habe sich 2020 dazu entschlossen, das Straßencafé und den Eisgarten nach dem Lockdown nicht wieder aufzumachen. Im Dezember 2022 war dann klar: Auch das Kaffeehaus wird geschlossen. Christoph Krönauer betrachtet den Verkauf des Kaffeehauses "mit einem lachenden und einem weinenden Auge". Zunächst habe er auf eigene Faust nach einem Nachfolger gesucht, der das Kaffeehaus weiterführen würde. Doch alle hätten schließlich abgewunken. Schließlich hatte er den Verkauf des gesamten Hauses mit Backstube im Keller und drei Wohnungen über dem Kaffeehaus an ein Erdinger Maklerbüro übergeben.

Knapp zwei Millionen waren als Kaufpreis für die Immobilie veranschlagt. Auf welche Summe sich Käufer und Verkäufer geeinigt haben, wollte Krönauer nicht verraten. Aber er sei zufrieden. Vor allem sei ihm wichtig gewesen, dass der neue Besitzer einen Cafébetrieb, wenn auch in verkleinerter Form, weiterführt. Froh ist er auch, dass er mit der Familie weiter im Haus wohnen kann. "Eine Win-Win-Situation", sagt der 61-Jährige. Er stehe Rainer Stöhr bei allen Fragen zur Seite.

Ende des Jahres soll die Einrichtung des Salons stehen

Wenn alles glatt läuft, dann werden die Umbauten im Krönauer Ende des Jahres fertig sein. Bisher habe alles mit den Handwerkern geklappt, freut sich Stöhr. "Ich will hier was Gescheites machen. Das hat das Haus verdient."

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