JVA Erding:Wie ein "Familienbetrieb"

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Positive Bilanz des Anstaltsbeirats: In der Erdinger JVA werden Häftlinge fair behandelt. Doch auch hier kommt es zu kleineren Zwischenfällen.

Thomas Daller

Strafgefangene werden in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Erding fair behandelt. Zwischenfälle seien eine seltene Ausnahme. Diesen Eindruck hat der Anstaltsbeirat gewonnen, der am Montag in der JVA getagt hat. Der Beirat ist für die Gefängnisse in Landshut, Erding und Mühldorf zuständig und sowohl Ansprechpartner für die Strafgefangenen als auch für die Vollzugsbeamten.

"Jeder Gefangene kann sich an den Beirat wenden", sagte Anstaltsleiter Hans Amannsberger, wobei diese Briefe nicht vom Personal gelesen würden. "Wir schauen uns den Fall dann noch einmal an." Meist gehe es um Ausgangsregelungen oder die Frage, ob dem Betreffenden beispielsweise der Kauf einer Schreibmaschine gestattet werde.

Im vergangenen Jahr habe es "nahezu keine Beschwerden" gegeben, sagte Amannsberger: "Das hält sich außerordentlich im Rahmen." Fritz Steinberger, stellvertretender Vorsitzender des Beirats, verglich das Gefängnis mit einem "Familienbetrieb": "Es gibt nur minimalste Probleme."

Im vergangenen Jahr habe es nur eine Straftat während eines Hafturlaubs gegeben, erläuterte der Anstaltsleiter. Dabei habe ein Gefangener drei Päckchen Rasierklingen gestohlen, was ihm vier Monate Haft zusätzlich eingebracht habe. Darüber hinaus habe man ein Handy in der Haftanstalt beschlagnahmt: "Das mögen wir hier nicht, denn damit könnte man einen Ausbruch vorbereiten oder weiterhin Drogenhandel draußen organisieren."

Bei 146 Drogentests im vergangenen Jahr seien 33 positiv ausgefallen. "Darunter waren 26 Leute, die gerade reingekommen sind. Nur sieben Gefangene haben in der JVA Drogen konsumiert."

Der Verbund mit Landshut soll auch organisatorisch die Renovierungsarbeiten erleichtern, die im kommenden Jahr in der Erdinger Vollzugsanstalt geplant sind. Es gebe zwar noch keine Finanzierungszusage, sagte Amannsberger. Er gehe jedoch davon aus, dass es 2011 klappen werde. Dann werden die Gefangenen in den Neubau nach Landshut verlegt.

Anschließend soll das 110 Jahre alte Gebäude generalüberholt und erweitert werden. Die auf 50 Haftplätze ausgelegte Anstalt ist zumeist überbelegt, so dass ständig Gefangene im Freizeit- und Kirchenraum untergebracht werden müssen. Im laufenden Jahr wird bereits die JVA Mühldorf renoviert. Ein Teil der Vollzugsbeamten ist deswegen vorübergehend nach Erding verlegt worden. Die Erdinger sind dadurch in der Lage, Überstunden abzubauen.

© SZ vom 16.06.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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