"Erhalten Sie den Musikertreff im Kulturhaus Sonic in Erding" - unter dieser Überschrift hat Philip Höfer eine Online-Petition gestartet. Bekannt wurde er im Landkreis zusammen mit André Dannapfel als Band Kanoa, die 2021 den Erdinger Sinnflut-Musikförderpreis erhielt. Ehrenamtlich organisieren sie seit ein paar Jahren im städtischen Jugendzentrum Sonic einmal in der Woche den Musikertreff. Nun hat die Stadt die Zusammenarbeit mit ihnen aufgekündigt.
"Der Musikertreff ist eine wöchentliche Veranstaltung, bei der sich Menschen aller sozialen und kulturellen Hintergründe treffen können, um gemeinsam zu musizieren und sich auszutauschen", steht in der Online-Petition. Der Treff sei ein "Ort für alle Altersgruppen, Geschlechter und Musikgeschmäcker". Er selbst sei vor neuen Jahren im Landkreis zugezogen, habe niemand gekannt. "Dank des Musikertreffs im Sonic fand ich Anschluss", schreibt Höfer weiter. Das Miteinander stehe dabei stets im Vordergrund. Zugleich sei es auch eine Plattform für junge Talente.
Anruf bei Philipp Höfer. Warum ist jetzt Schluss? "Ich bin ein wenig ratlos", sagt er. Bislang sei immer alles "friedlich und harmonisch gelaufen". Nun habe man den Musikertreff "rausgeschmissen". Seit Oktober 2023 hat das Sonic eine neue Leitung. Nach vielen Personalwechseln hat ein neues dreiköpfiges Leitungsteam übernommen. "Ich denke, die wollen den Laden neu aufziehen", sagt Höfer. Gespräche habe es gegeben. Die neue Hausleitung habe erkennen lassen, dass sie zum Beispiel beim neuen Angebot der "Offenen Bühne" mehr einbezogen werden wollen.
Vor sieben, acht Jahren habe sein Bandkollege André Dannapfel den Musikertreff im Sonic initiiert. Seither gibt es einmal in der Woche eine Bühne für Musiker und Musikerinnen. Darunter seien auch einige älter als 25 Jahre, so Höfer, der wie Dannapfel ebenfalls nicht mehr zur Gruppe der Jugendlichen zu zählen ist. Dannapfel habe das Angebot selbständig und ehrenamtlich betrieben und nun auch noch eine offene Bühne ins Leben gerufen. Zweimal habe das neue Veranstaltungsangebot stattgefunden, nach Auskunft von Höfer waren bei der Premiere acht bis zehn Leute da, später an die 20.
Beim Anruf bei der Pressestelle der Stadt wird deutlich, dass die Verwaltung beim Jugend- und Kulturhaus vor allem das Wort "Jugend" sieht. Es handle sich beim Sonic um ein Jugendzentrum, erklärt jedenfalls Pressesprecher Christian Wanninger. "Diejenigen, die den Musikertreff betreiben, sind dem Sonic eindeutig entwachsen." Was die Stadt mit dem Sonic anbieten will, hat sie erst kürzlich in ihrem Jahresbericht 2023 deutlich gemacht: Darin heißt es, das Sonic biete "allen interessierten jungen Menschen Räume als Treffpunkt zur Freizeitgestaltung". Außerdem werde "durch die tägliche Beratung und Unterstützung Jugendlichen konkrete sozialpädagogische Hilfe gegeben".
Philipp Höfers Beschreibung, das Sonic sei ein "Ort für alle Altersgruppen", teilt Wanninger nicht. Das Haus sei explizit für Jugendliche gedacht, erklärt der Erdinger Pressesprecher. Zudem hätte der Musikertreff seines Wissens ohnehin keine Jugendlichen angezogen. Das Sonic habe außerdem ein eigenes Programm für Nachwuchsmusiker, unter anderem den Band Contest "Senkrechtstarter".
Noch hofft der Musiker auf eine Kompromisslösung
Noch hat Philipp Höfer die Hoffnung nicht aufgegeben. Auf Vermittlung einer Musikerin haben er und Dannapfel dem Erdinger Oberbürgermeister Max Gotz (CSU) ihr Anliegen in einem Schreiben dargelegt. Vielleicht findet sich ja noch ein Kompromiss, hofft Höfer. Denn Räume für Bands gebe es in Erding sonst kaum, und im Sonic stünde eine Bühne und ein gut ausgestatteter Probenraum zur Verfügung. Die Unterschriften der Petition "Erhalten Sie den Musikertreff" auf change.org sollen dabei ihr Anliegen "schwarz auf weiß" unterstützen. Stand Freitag unterstützen bislang 135 Personen die Petition.
