21 Jahre lang war er selber  aktiv - sogar in der dritten Liga:Der Vater des Erfolgs

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Einst belächelte er den Sport am Netz. Mittlerweile trainiert Rudi Obermair seit 32 Jahren einen von Bayerns erfolgreichsten Stützpunkten für Jugend-Volleyballer. Wie der Glonner dem TSV Grafing verfiel

Von Sara Kreuter, Grafing

Die Netze sind gespannt, Bälle kullern über den Boden, motivierte Burschen hechten über das Spielfeld, um doch noch einen Punkt zu ergattern. Rudi Obermair steht in der Turnhalle des Gymnasiums Grafing, überblickt das Chaos, delegiert, korrigiert. Seine U 12 trainiert hart, voller Ehrgeiz, aber auch, um ihrem Coach zu zeigen, was sie drauf haben. Obermair muss es schließlich wissen. Seit 32 Jahren trainiert der 53-Jährige den männlichen Nachwuchs des TSV Grafing, viele Erfolge sind auf ihn zurückzuführen.

Obermair begann seine Sportlerkarriere als Basketballer in Glonn, damals war er elf Jahre alt. "Wir haben uns damals immer ein bisschen über die Volleyballer lustig gemacht", gesteht der Trainer, "und uns geschworen: Diesen Sport machen wir nie". Mit 14 hat er dann selbst für die Herrenmannschaft gespielt, probehalber. Ein Jahr später wechselte er zum TSV Grafing und gewann direkt die bayerische Schulmeisterschaft. "Eine Woche schulfrei zum Volleyball spielen - und ich war dem Sport verfallen."

Es war der Beginn einer 21 Jahre währenden Karriere als aktiver Volleyball-Spieler, zwischenzeitlich sogar in der dritten Liga als Zuspieler. Hauptberuflich arbeitet er als Sportlehrer an den Förderzentren zur sozialen und emotionalen Entwicklung in Zinneberg und Putzbrunn. Seit 1984 ist Obermair Trainer beim TSV, außerdem trainiert er die oberbayrische Auswahl - vieles in seinem Leben dreht sich um den Sport. Und das imponiert den Nachwuchsspielern. Obermair trommelt die U 12 zusammen, die Buben hüpfen aufgeregt auf ihren Trainer zu. Sie sind voller Energie, wollen am liebsten weiterspielen, doch Obermair wiederholt mit ihnen die Grundtechnik Aufschlag. "Saubere Technik ist eine Voraussetzung für Erfolg", sagt Obermair. Ein Bub, kleiner als die Netzunterkante, stellt sich an die Linie und drischt den Ball ins gegnerische Feld. "Natural born Player" steht auf seinem schwarzen T-Shirt. Schnell blickt er hoch, vergewissert sich, dass sein Trainer den Aufschlag beobachtet hat. Obermair nickt ihm zu und verbessert bereits die Haltung des nächsten Spieler, fängt einen missglückten Ball auf, lobt, muntert auf. "Wir wollen, dass unsere Spieler gute Volleyballer und gute Menschen werden", erklärt Obermair. Neben spielerischen Fertigkeiten sollen auch Durchhaltevermögen, Teamgeist und Umgang mit Frustration im Mittelpunkt stehen. Der TSV Grafing ist ein zertifizierter Leistungsstützpunkt des Bayerischen Volleyballverbandes, einer von fünf in Bayern. Demnach hat der Verein einen Leistungsanspruch, bekommt aber auch finanzielle Unterstützung von Staat. Knapp 60 Jungs und 40 Mädels bilden zur Zeit den Nachwuchs. Es sind starke Jahrgänge, besonders bei den Buben.

Die Nachwuchs-Volleyballer des TSV Grafing stecken mitten in ihrer "mit Abstand erfolgreichsten Saison des Vereins", berichtet Obermair. Erst kürzlich haben die männliche U 12, die U 14 und die U 18 die Südbayrische Meisterschaft gewonnen, vergangene Woche gewann die U18 Bronze bei den deutschen Meisterschaften.

Eine Viertelstunde vor Schluss bricht er das Training ab. Jeder muss beim Abbau helfen - auch das gehört zu einem funktionierenden Teamgeist. Einige Minuten lässt Obermair die Jungs dann Handstand, Purzelbäume und Strecksprünge üben. "Wir wollen doch geschickte Sportler werden", ermahnt er einige maulende Kids. Daraufhin machen doch alle mit. Schließlich wollen sie echte Profis werden - wie ihr Trainer und Vorbild.

© SZ vom 22.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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