Projekt "vogelfreundlicher Garten":Die Wildnis vor der eigenen Haustür

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Wilde Ecken im Garten sind ideale Rückzugsgebiete für Insekten und Vögel. (Foto: Renate Schmidt)

Im Garten von Florian Wegmaier darf wachsen, was gedeihen will. Darum ist er das Zuhause von vielen Vögeln und Insekten. Diese Freizeitoase hat dem Isener das Prädikat "vogelfreundlicher Garten" eingebracht.

Von Karoline Heinzl, Isen

Vogelgezwitscher und das Summen der Bienen begrüßen Besucherinnen und Besucher auf dem sehr idyllischen und wild zugewachsenen Weg von der Straße zum Haus von Florian Wegmaier in Isen. Mit seinem 2000 Quadratmeter großen Garten hat er sich selbst eine Freizeitoase geschaffen. Allerdings ist er nicht der einzige, der es genießt, hier Zeit zu verbringen. Sein Garten ist das Zuhause zahlreicher Tiere, vor allem Vögel und Insekten, die hier ihr Wohlfühlplatzerl gefunden haben. Das lässt die quadratische Plakette erkennen, die vor dem Haus hängt und den Garten als besonders vogelfreundlich auszeichnet.

Das Projekt "vogelfreundlicher Garten" wurde vergangenes Jahr ins Leben gerufen und ist eine Kooperation des Naturschutzverbands LBV und des Landesamts für Umwelt. "Es soll insbesondere darauf aufmerksam machen, wie wichtig Artenvielfalt und Artenschutz für unser Ökosystem ist", sagt Dieter Beckert, der zweite Vorsitzende der LBV-Kreisgruppe Erding. Der Landkreis Erding hat im vergangenen Jahr mit 53 Auszeichnungen den dritten Platz belegt.

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In Bayern gibt es mittlerweile über 2000 vogelfreundliche Gärten, die ausgezeichnet wurden. Bewertet werden diese anhand eines Fragenkataloges von ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern, die mit dem Projekt für ein Umdenken in der Gesellschaft sorgen möchten. Weniger Rollrasen und mehr Akzeptanz für die Wildnis vor der eigenen Haustür wird gefordert. Die Aktion soll weitere Garteninhaber dazu anregen, näher an der Natur zu garteln.

Florian Wegmaiers Garten zeigt, wie das einerseits kreativ und liebevoll gestaltet und gleichzeitig wild wachsend funktionieren kann. Das Heu, dass er Ende Juni mit der Sense gemäht hat, ist jetzt das Zuhause einiger Igel und ein wildes Beet, das aus alten Dachplatten zum "Himbeerschiff" wurde, bietet eine ideale Unterkunft für Schnecken. Eine Badewanne, die im Keller gefunden wurde, wird mit Wasser gefüllt zu einer Trinkstelle für Vögel.

Die Auszeichnung "vogelfreundlicher Garten" geht an Florian Wegmaier in Isen. Im Bild (von links) LBV-Kreisvorsitzende Uschi Schmidt-Hoensdorf, Florian Wegmaier, Petra Forstmaier und Dieter Beckert vom LBV Kreisverband Erding. (Foto: Renate Schmidt)

"Der Mix zwischen der Natur und dem Auge macht es aus." sagt Uschi Schmidt-Hoensdorf, Vorsitzende der LBV-Kreisgruppe Erding. Es muss nicht auf die Lieblingspflanzen verzichtet werden, aber gleichzeitig tun ein paar "wilde Ecken", in denen man der Natur Freiraum gibt sich zu entfalten, der Biodiversität ungemein gut. Davon profitieren vor allem die Insekten und Vögel.

Die Bewertung der Vogelfreundlichkeit orientiert sich an den Bedingungen, unter denen Vögel sich ansiedeln. Sie brauchen Nahrung, Nistmöglichkeiten, Schutz und Deckung. Um die Auszeichnung des "vogelfreundlichen Gartens" zu bekommen, müssen mindestens zwei der folgenden Kriterien zutreffen: Insektenvielfalt, Früchte und Samenstände, Nistmaterial und Wilde Ecken. Ausschlusskriterien sind der Einsatz von Pestiziden, Mähroboter, Laubbläser oder -sauger, Unkrautvlies mit Kies oder Rindenmulch und unnötige Bodenversiegelung.

Faul sein hilft der Natur

Je spezialisierter eine Tierart beispielsweise in ihrer Ernährung ist, desto bedrohter ist sie. Vor allem Feldvögel haben es schwer, weil ihnen durch die Landwirtschaft und Bodenversiegelungen weniger Diversität geboten wird. Hauskatzen stellen eine enorme Gefahr für Vögel dar, die nicht unterschätzt werden darf. Zusätzlich erschweren der Klimawandel und trockene Böden vielen Vögeln die Futtersuche, weil sie in nassen Böden besser mit den Schnäbeln an Futter kommen.

Es wird also immer wichtiger, die Natur im eigenen Garten zu unterstützen. Ein Tipp, der dem Ökosystem besonders gut tut, ist die Staffelmahd. Dabei mäht man über die Jahre hinweg immer gestaffelt einzelne Teile des Gartens und lässt andere wachsen. Außerdem sollte man Samenstände über den Winter stehenlassen. Für Florian Wegmaier bedeutet der Natur zu helfen, einfach auch einmal faul zu sein und im Garten das wachsen zu lassen, was wachsen möchte. "Der Garten ist keine Arbeit für mich. Er ist ein Ort, an dem ich in der Hängematte liegen, dem Vogelgezwitscher zuhören und den Jungen beim aufwachsen zuschauen kann."

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