Irritation nach historischem Vortrag:Vertauschte Hausnummern

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Ehemalige Synagoge war in der Herrnstraße 7

Nach dem Zweiten Weltkrieg entstand in Moosburg kurzzeitig die größte jüdische Gemeinde im Landkreis mit mehr als 300 Mitgliedern. Viele von ihnen hatten Konzentrationslager und Todesmärsche überlebt. Moosburg war für sie nur eine Zwischenstation auf dem Weg nach Israel, Südamerika oder in die USA. Eine Führung des "Bundes der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschisten" mit dem Freisinger Historiker Guido Hoyer stieß vor Kurzem auf großes Interesse. Eine Station war die ehemalige Synagoge, die mehrere Jahre lang an der Herrnstraße untergebracht war - allerdings nicht in der Hausnummer 9, wie Hoyer zunächst glaubte, sondern in der Nummer 7.

Die alten Hausnummern seien in den Fünfzigerjahren durch die aktuellen ersetzt worden, erklärt er. Nach den ihm vorliegenden Quellen habe er die Synagoge in der heutigen Nummer 9 lokalisiert. Neue Recherchen im Staatsarchiv München hätten aber ergeben, dass es sich um die Herrnstraße 7 handelte, stellt Hoyer nun richtig. In Moosburg hatte diese Verwechslung für einigen Wirbel gesorgt.

Das Gebäude, in dem das jüdische Gemeindezentrum untergebracht war, gehörte den ehemaligen NSDAP-Funktionären Alfred und Centa Heppner. Die US-Militärregierung überließ es dem jüdischen Komitee. Darin befanden sich ein 41 Quadratmeter großer Aufenthaltssaal, der kulturellen Zwecken, aber auch dem Gebet diente, hinzu kam ein weiterer, 23 Quadratmeter großer Betsaal. Außerdem gab es ein Büro, einen Aufenthaltsraum, einen Vorraum, eine kleine Küche und zwei Zimmer. In den oberen Etagen befanden sich Wohnungen. Der Rabbiner Hirsch Gornicky lebte dort mit seiner Familie in einem Zimmer. 1948 forderten die Heppners vehement die Rückgabe ihres Anwesens und verklagten die Stadt. Ein Ersatzquartier lehnte die jüdische Gemeinde ab, sie war der Auffassung, "dass die Entnazifizierung des Ehepaares Heppner unrichtig war". Weiteren Vermittlungsversuchen und Auflösungserscheinungen bei der Gemeinde, deren Mitglieder nach und nach emigrierten, schreibt es Hoyer zu, dass die Räume dann doch frei wurden. 1951 löste sich die jüdische Gemeinde auf.

© SZ vom 09.10.2019 / psc - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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