Immobilienpreise:Ohne Atempause

Auch im Pandemie-Jahr 2020 sind die Immobilienpreise in Erding weiter gestiegen. Laut dem neue IVD-Immobilienbericht ist die Nachfrage bei Selbstnutzern und Kapitalanlegern so groß, dass die Käufer "zum Teil überteuerte Preise" zahlen

Von Florian Tempel, Erding

Warum werden die Immobilien in Erding immer teurer? Einen der Gründe nennt der Marktbericht des Immobilienverbands Deutschland (IVD) über die Preisentwicklung im Münchner Umland relativ weit vorne in der Einleitung: "Die Stadt München sowie die umliegenden Landkreise gehören zu den Stadt- und Landkreisen mit der höchsten Kaufkraft bundesweit." Dass die Preise immer weiter zu neuen Höhen klettern, liegt eben auch daran, dass es hier Leute gibt, die sich diese Preise leisten können oder die Häuser und Wohnungen in Erding als Top-Kapitalanlage ansehen. Der neue IVD-Report bestätigt das einmal mehr. Auch im Pandemie-Jahr 2020 sind die Erdinger Immobilienpreise nach oben gegangen. Bei den Mieten für Wohnungen hat sich nur wenig geändert, Häuser zur Miete sind allerdings spürbar teurer geworden

Eines ist jedoch anders im Vergleich zu früheren IVD-Analysen: Über mehrere Jahre war Erding bei den prozentualen Steigerungen ganz weit vorne. Das lag daran, dass man in Erding früher einmal - lange ist es her - vergleichsweise günstig Immobilien erwerben oder mieten konnte. Nach einer rasanten Rally, in der sich zum Beispiel die Preise für Wohnungen binnen fünf Jahren verdoppelten, hat die Stadt allerdings ein so hohes Preisniveau erreicht, dass sich der Trend etwas verlangsamt hat. Denn für Wohnungen muss man in den Kreisstädten des Münchner Umlands mittlerweile nur in Starnberg noch mehr Geld hinlegen.

Immobilienpreise: So richtig wohnlich ist es am Südlichen Thermengarten noch nicht. Doch die Bewohner des Neubaugebiets werden erst mal froh sein, überhaupt eine neue Wohnung gefunden zu haben.

So richtig wohnlich ist es am Südlichen Thermengarten noch nicht. Doch die Bewohner des Neubaugebiets werden erst mal froh sein, überhaupt eine neue Wohnung gefunden zu haben.

(Foto: Renate Schmidt)

"Aufgrund der Nähe zum Flughafen mit seinen zahlreichen Arbeitsplätzen sowie der wirtschaftlichen Attraktivität des Standortes wird der Landkreis Erding auch zukünftig steigende Einwohnerzahlen verzeichnen", heißt es im IVD-Bericht. In den kommenden Jahren muss also Wohnraum her. Denn: "Die Nachfrage auf dem Wohnimmobilienmarkt ist unverändert hoch, da aktuell zu wenige Objekte am Markt vorhanden sind. Ein Nachfrageüberhang herrscht derzeit im gesamten Kaufsegment - Wohnungen, Häuser, Baugrundstücke." Das führe dazu, dass für die wenigen "teilweise renovierungsbedürftigen Objekte, speziell im Segment der Doppelhaushälften und Reihenmittelhäuser" die Käufer "zum Teil überteuerte Preise" bezahlen. Bei den Mietwohnungen sehen die IVD-Experten die Lage noch angespannter: "Die Nachfrage kann noch weniger gedeckt werden als bei Kaufobjekten."

Aber - und das ist die positiven Nachricht -, "es wurden bereits entscheidende Schritte gemacht, um in den nächsten Jahren mehr Wohnraum zu realisieren." Der IVD-Bericht zählt die großen Baugebiete "Westlich der Sandgrubensiedlung", das Poststadl-Areal an der Bundesstraße B 388 und den "Südlichen Thermengarten" auf. Explizit erwähnt werden die 65 Sozialwohnungen, die die Wohnungsbaugesellschaft des Landkreises erbaut hat und wo die neuen Mieter günstige 9,50 Euro pro Quadratmeter zahlen müssen. Außerdem heißt es, dass die Stadt Erding "angesichts der immer weiter steigenden Preise bereits 2015 einstimmig die Einführung eines Modells zur sozialgerechten Bodennutzung (Sobon) beschlossen" habe. Man liest das alle halbe Jahre im IVD-Bericht, sonst hört man nichts von Erdinger Sobon-Aktivitäten. Mehrere Absätze werden der Konversion des Fliegerhorstes gewidmet, für die unlängst erst ein städtebaulicher Wettbewerb auf den Weg gebracht worden ist und wo die beiden Münchner Wohnungsbaugesellschaften Gewofag und GWG gerne "in großem Stil Miet- und Eigentumswohnungen" bauen würden, für bis zu 3500 Menschen.

1820 Euro

So viel - oder so wenig - kostete vor zehn Jahren ein Quadratmeter einer durchschnittlichen Wohnung in Erding. Die Stadt war 2010 im Großraum München noch der Schnäppchen-Ort. Die IVD-Berichte ziehen für den langfristigen Vergleich nur den Zeitraum der letzten fünf Jahre heran. Der Zehn-Jahres-Vergleich aber offenbart eine extreme Steigerung. Der Zuwachs um 3300 Euro auf die im aktuellen Marktbericht angegeben 5150 Euro pro Quadratmeter entspricht einer gewaltigen prozentualen Erhöhung von 181 Prozent.

Aktuell gilt: Die größten Preissprünge gab es zuletzt bei den Baugrundstücken. Der Preis pro Quadratmeter Baugrund in Erding ist, je nach Lage, binnen eines Jahres um zehn bis 20 Prozent nach oben geschnellt. Unter 1420 Euro war zuletzt nichts zu bekommen, am oberen Ende der Preisskala wurden schon 2100 Euro pro Quadratmeter bezahlt.

Nicht ganz so stark war 2020 der Preisanstieg bei den Eigentumswohnungen. Der ermittelte Quadratmeterpreis für eine Bestandswohnung in guter Wohnlage lag im vergangenen Herbst bereits bei 5150 Euro, ein im Münchner Umland überdurchschnittlicher Wert. Doppelhaushälften sind zwischen 30 000 und 60 000 Euro teurer geworden. Eine Doppelhaushälfte im Bestand kostet nun 703 000 bis 870 000 Euro, für neu gebaute Doppelhaushälften in guter Lage müssen schon durchschnittlich 970 000 Euro hingelegt werden. Für bestehende Reihenmittelhäuser wurden Durchschnittspreise von 620 000 bis 720 000 Euro ermittelt, für neue Reihenhäuser werden mehr als 750 000 Euro verlangt. Freistehende Einfamilienhäuser kosten 850 000 bis mehr als 1,2 Millionen Euro.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: