Immobilienpreise:"Erding war noch nie so teuer"

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Das Baugebiet an der Sigwolfstraße: Gebaut wird, aber vielleicht das Falsche? (Foto: Renate Schmidt)

Was die deutschen Großstädte beschäftigt, macht auch vor Erding nicht halt: Die Nachfrage auf dem Immobilienmarkt übersteigt das bei weitem das Angebot - die Preise erreichen mittlerweile Münchner Niveau.

Von Mathias Weber

Sogar beim Golfclub merken sie es. Kürzlich hat der Geschäftsführer des Eichenrieder Clubs erwähnt, dass immer mehr Mitglieder aus der Erdinger Region kämen. Er führt das auf die gestiegenen Einkommen im Münchner Speckgürtel und im Flughafenbereich zurück. Erding wird reicher, und nicht nur in den Golfclubs merkt man das, sondern auch an den Immobilienpreisen: Die steigen stetig. Denn wo viele günstige wirtschaftliche Faktoren zusammen kommen wie in Erding, da ist auch das Wohnen nicht billig. Der Immobilienmakler Richard Geier sagt: "Erding war noch nie so teuer."

Zu diesem Ergebnis kommt auch der aktuelle Marktbericht der Immobilienvermittlung Engel & Völkers. Er stellt fest, dass Erding eine große Attraktivität bei allen Altersgruppen besitzt. Doch heißt es auch trocken: "Das Angebot an Immobilien kann dem leider nicht nachkommen." Interessierte Immobilienkäufer müssten oft lange suchen - und letztendlich Kompromisse eingehen.

Was es kaum gibt: Altersgerechte Wohnungen

Drei Lagen unterscheiden die Makler: sehr gut (Innenstadtlage mit kurzen Wegen, nah am Stadtpark), gute und mittlere Lagen (außerhalb der Innenstadt, an Ausfallstraßen und der Bahnlinie). Freistehende Einfamilienhäuser oder Doppelhaushälften, vor allem mit großen Grundstücken und in sehr guten oder guten Lagen würden kaum angeboten. Ebenso seien modernisierte oder moderne Häuser kaum verfügbar. Gut für die Makler: Teure Einfamilien- und Doppelhäuser würden nach kurzer Zeit bereits vermittelt. Was es praktisch nicht gibt auf dem Erdinger Immobilienmarkt: Eigentumswohnungen im Bestand, vor allem altersgerecht und innenstadtnah.

Wer ein Stadthaus in einer sehr guten Lagen verkaufen will, kann dafür zwischen 800 000 Euro und zwei Millionen verlangen, in mittleren Lagen immerhin noch zwischen 250 00 und 450 000 Euro. "Hochwertige Häuser sind sofort weg", sagt Andreas Goclik von Engel & Völkers. Ein hohes Preisniveau also, das Makler Geier auf zwei Faktoren zurückführt: Das Angebot sei zum einen nicht so hoch wie die Nachfrage - auch wenn in Erding vergleichsweise viel gebaut werde.

Zum anderen ist das Zinsniveau niedrig. Lagen die Zinsen vor wenigen Jahren noch bei viereinhalb Prozent bei einer zehnjährigen Laufzeit, stünden sie heute nur noch bei knapp über zwei Prozent. Das macht das Kaufen attraktiv. "Eine Wohnung mit 80 Quadratmetern könne man beispielsweise schon für 800 Euro im Monat finanzieren, sie zu mieten wäre teurer", sagt Geier. "Im Moment spricht alles fürs Kaufen."

Lieber Mieten als Kaufen

Doch nicht immer werde sofort eine Immobilie gekauft. Wenn Auswärtige nach Erding ziehen, laufe das meistens so ab: "Zuerst kommt der Familienvater, der eine neue Arbeitsstelle antritt - er sucht erst einmal eine Single-Mietwohnung. Dann kommt irgendwann die Familie nach, dann wird ein Haus gesucht", sagt Geier. Der Mietmarkt in Erding sei daher noch angespannter als der Kaufmarkt, gerade für kleine Wohnungen.

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Geier spricht sogar von Studenten, die nach Erding zögen, weil sie sich die Mieten in München nicht leisten könnten. Sie erzeugen zusätzlichen Druck. Für eine Wohnung in sehr guter Lage kann man heute bis zu 13 Euro für den Quadratmeter verlangen - das ist schon Münchner Preiseniveau. Billiger wird es für Mieter nur außerhalb der Stadt, sagt Makler Goclik: "Schon ein paar Kilometer außerhalb von Erding sind die Preise gleich um zwei Euro billiger.

Der Marktbericht von Engel & Völkers wie auch Immobilienmakler Geier glauben, dass der Mietmarkt in Erding weiterhin angespannt bleiben wird. Gebaut werde zwar genug, aber, so sagt Geier, nicht das richtige. Mietwohnungen würden gebraucht, die den Markt entlasten könnten. Geier sagt: "Die Menschen denken nur an den Eigenbedarf, kaufen und bauen Häuser für sich." Das Preisniveau werde bleiben wie es ist, höchstens stagnieren. "Der Flughafen vor der Haustüre wird nicht einfach verschwinden", sagt Geier, "und München auch nicht."

© SZ vom 09.02.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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