Erding:Immobilienpreise sinken, Mieten steigen weiter

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Dem Marktforschungsinstitut des IVD Süd bereitet der Rückgang der Bauanträge große Sorgen. (Foto: Jan Woitas/dpa)

Die Zahl der Kaufinteressenten geht wegen der höheren Zinsen zurück, kaum mehr zu veräußern sind ältere Objekte. Bei den Mieten übersteigt weiterhin die Nachfrage das Angebot. Sorgen bereitet der Rückgang der Bauanträge.

Von Gerhard Wilhelm, Erding

Der Immobilienmarkt im Landkreis Erding ist zwiegespalten: Angesichts deutlich gestiegener Finanzierungskosten ist die Nachfrage nach Immobilien in den vergangenen Monaten spürbar rückläufig, wie das Marktforschungsinstitut des IVD Süd mitteilt. Am gefragtesten seien derzeit noch kleinere Wohnungen zur Kapitalanlage oder zur Selbstnutzung. Auch Objekte ohne großen Renovierungsstau sowie mit aktuellen Wärmestandards würden nachgefragt. Kaum mehr zu verkaufen seien ältere Objekte mit ungünstiger Energiebilanz, da die möglichen Sanierungskosten schwer kalkulierbar sind. Im Gegensatz zu früher seien jetzt bei Käufen auch Preisverhandlungen möglich. Während die Kaufpreise sinken, steigen die Mieten. Dort trifft eine weiterhin hohe Nachfrage auf zu wenige Mietobjekte.

Preisniveau hat sich trotzdem gegenüber dem Herbst 2013 mehr als verdoppelt

Bei der Analyse konzentrierte sich das Marktforschungsinstitut vor allem auf die Große Kreisstadt Erding und Taufkirchen. Danach sank in Erding der durchschnittliche Preis für ein frei stehendes Einfamilienhaus mit gutem Wohnwert innerhalb eines Jahres bis Herbst 2023 von 1,026 Millionen auf 927 000 Euro. Auch bei einer Doppelhaushälfte mit gleichem Wohnwert fiel der Preis von 983 000 auf 878 000 Euro. Bei den Eigentumswohnungen die gleiche Tendenz: Der Quadratmeterpreis sank von 5900 auf 5130 Euro.

Die Mietpreise steigen laut der Untersuchung vor allem bei Reihenmittelhäusern und Doppelhaushälften. Zum Beispiel bei bestehenden Reihenmittelhäusern - ebenfalls bei gutem Zustand - von 1870 auf 1930 Euro je Objekt. Bei Mietwohnungen wurden durchschnittlich 14,30 Euro pro Quadratmeter fällig. Im Zehn-Jahresvergleich seit Herbst 2013 habe sich das Preisniveau - trotz der aktuellen Preisrückgänge - laut IVD in Erding mehr als verdoppelt.

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Das Marktforschungsinstitut sieht aber für die Stadt Erding durchaus Potenzial für eine Besserung der Situation. In den großen Baugebieten seien in den vergangenen Jahren bereits zahlreiche neue Wohneinheiten geschaffen worden, und "weiterer Wohnraum für mehrere Tausend Bürger folgen in den kommenden Jahren". Einen großen Vorteil für die Stadt sieht das Institut darin, dass die Bundeswehr bis voraussichtlich Ende 2024 komplett den Fliegerhorst Erding verlassen werde: "Hier bestehen die größten städtebaulichen Potenziale. Die Rede ist von einem neuen Stadtquartier, das unter anderem Wohnraum für bis zu 6500 Menschen bieten könnte."

Auch für Taufkirchen geht die IVD davon aus, dass die "aktuellen Marktbedingungen die Nachfrage im Kaufsegment wieder gedämpft haben, während die Dynamik am Mietmarkt sehr hoch ist". Da sich die Analysen bisher mit der Stadt Dorfen neben Erding beschäftigt hatte, gibt es nur im Mietmarkt Vergleichsdaten zum Herbst 2022. Aktuell ist in Taufkirchen ein frei stehendes Einfamilienhaus mit gutem Wohnwert für durchschnittlich 720 000 Euro zu haben. Die Miete je Quadratmeter zog bei gutem und sehr gutem Wohnwert jeweils um 50 Cent auf elf beziehungsweise zwölf Euro an.

Potenzielle Käufer suchen als Alternative adäquate Mietobjekte

Mit großer Sorge sieht das Marktforschungsinstitut die seit Monaten deutlich zu geringen Baugenehmigungszahlen auch im Landkreis: Werde dieser Trend nicht schnell gebrochen, komme es in der Region zeitnah zu einer "erheblichen Angebotsverknappung". Dazu komme, dass Verkäufer, die nicht unbedingt verkaufen wollen, zumeist keine Preisnachlässe gewähren. Damit würden sie aber oft die neuen Finanzierungsmöglichkeiten von Kaufinteressenten missachten. Mit der Folge, dass diese sich immer öfter nach adäquaten Mietobjekten umsehen, was wiederum zu einer weiteren Verknappung des Mietangebots führe.

Bereits Mitte 2022 hat sich laut IVD in der Region München der ausgeprägte Verkäufermarkt sukzessive zum Käufermarkt gewandelt. Die Zinswende mit deutlich gestiegenen Hypothekenzinsen sowie restriktiven Kreditvergaben der Banken habe für viele Kaufinteressenten den Traum von der eigenen Immobilie zumindest vorerst platzen lassen. "Zwar sanken die Kaufpreise in den vergangenen Monaten bereits spürbar, dennoch konnten diese Nachlässe die erheblichen Zinsanstiege - insbesondere bei einem hohen Fremdkapitalbedarf - bei Weitem nicht kompensieren."

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