Ideen für ein Jugendzentrum in Vaterstetten:Alte Schule für junge Leute

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In Vaterstetten könnte der leer stehende Bau an der Johann-Strauß-Straße ein provisorisches Jugendzentrum werden. Ein solches gibt es in der Gemeinde bereits seit sieben Jahren nicht mehr

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

Dass sich Jugendliche gelegentlich in Schulen aufhalten, kommt selbst in Corona-Zeiten ab und zu vor. In der Großgemeinde sollen sie das bald noch öfter tun können, derzeit wird geprüft,ob man die ehemalige Mittelschule zu einem Jugendtreff umnutzen kann. Dies gab Bürgermeister Leonhard Spitzauer (CSU) nun im Gemeinderat bekannt.

Einen richtigen Jugendtreff gibt es in Vaterstetten nämlich seit gut sieben Jahren nicht mehr, damals wurde das frühere Jugendzentrum am Hans-Luft-Weg zum offenen Haus der Awo. Bereits in den Jahren zuvor hatte es mit den Jugendangeboten beziehungsweise deren Akzeptanz bei der Zielgruppe Schwierigkeiten gegeben. Der klassische Jugendtreff wurde kaum noch angenommen, gleichzeitig suchte der Verein aktiver Bürger ein neues Domizil, so dass die Umwidmung des alten Juz im Gemeinderat beschlossen wurde.

Doch es zeigte sich bald, dass es ganz ohne einen Raum für den jüngeren Teil der Vaterstettener Einwohnerschaft auch nicht geht. Die etwas älteren von ihnen hatten immer noch das Café Bauhaus über dem ehemaligen Juz, alle anderen mussten sich selber ihre Treffpunkte suchen. Was nicht immer konfliktfrei ablief. So wurde der Wasserpark in Baldham zu einem beliebten Ort für die Abendgestaltung - sehr zum Ärger einiger Anwohner. Auf deren Beschwerden hin erließ die Gemeinde 2017 sogar eine maßgeschneiderte Satzung zur Nutzung öffentlicher Grünanlagen, die schon damals im Gemeinderat einige als Satzung zur Vertreibung von Jugendlichen aus der Öffentlichkeit kritisierten.

Darum wurde mit dem Beschluss der Satzung auch vereinbart, die Gemeinde möge ihren jüngeren Bewohnern Treffpunkte zur Verfügung stellen - ohne dass sich die Anwohner dadurch belästigt fühlen. Im Herbst desselben Jahres wurden dann einige Möglichkeiten dazu vorgestellt, die Jugendpflegerin Martha Golombek und die Gruppe "Baldhamer Jugendtreff" erarbeitet hatten. Unter anderem der Grillplatz beim Offenen Haus der Awo, am Spielplatz beim Skatepark oder am ehemaligen Baseballplatz der Baldham Boars.

Allerdings erwies sich keiner der Standorte zumindest kurzfristig als tauglich, da es überall Um- oder Ausbauten bedurft hätte. Ende 2017 eröffnete aber dann zumindest der Jugendraum in einem Wohnhaus in der Baldhamer Straße. Dieser wurde auch gut angenommen, knapp zwei Jahre später berichtete Jugendpflegerin Golombek im Gemeinderat über akute Platzprobleme. Im Gremium gab es daraufhin erneut Forderungen nach einem neuen Jugendtreff, einen Beschluss wollte man aber nicht fällen, zunächst sollte ein Arbeitskreis gegründet werden, der sich mögliche Standorte und Konzepte betrachtet.

Wegen der Kommunalwahl und der Corona-Krise war das Thema aus dem Fokus gerückt, kürzlich hatte man es bei der Gemeinde wieder in Angriff genommen. Wie Bürgermeister Spitzauer nun auf Nachfrage erklärt, wurden bereits mögliche Standorte geprüft, einer davon war der Pausenhof der ehemaligen Mittelschule. Dabei habe man zuerst daran gedacht, dort Container aufzustellen, was allerdings ein ziemlicher Aufwand geworden wäre, unter anderem, weil auch Sanitäranlagen dort hätten untergebracht werden müssen.

Darum sei man auf die leer stehende Schule gekommen, so Spitzauer, vergangene Woche gab es dazu einen Ortstermin. Der einigermaßen vielversprechend verlaufen ist, laut Bürgermeister könne man zwei Werkräume im Erdgeschoss zu einem provisorischen Jugendtreff inklusive Toiletten und eigenem Eingang umrüsten. Letzte Details seien zwar noch zu klären, aber Spitzauer rechnet damit, dass der neue Jugendtreff im ersten Halbjahr 2021 den Betrieb aufnehmen kann.

Eine Dauerlösung wäre das zwar nicht, denn die Gemeinde plant, die alten Schulgebäude abzureißen und das Grundstück mit einem Wohngebiet zu bebauen, möglicherweise in Eigenregie. Was für den Jugendtreff für die kommenden Jahre eine gewisse Bestandsgarantie bedeutet. Denn bis Sommer 2024 ist die ehemalige Grundschule nebenan an den Hort und die Kita von Kinderland vermietet. Früher werde auf dem Grundstück nichts passieren, sagt der Bürgermeister, die Mittelschule vorher abzureißen bringe nichts, außer "eine Kiesgrube mitten im Ort". Denn auch für eine Teilbebauung des Grundstücks fehle im Bauamt derzeit die Kapazität, da zunächst die Gemeindewohnungen an der Dorfstraße realisiert werden sollen. Dies dauert mindestens bis Mitte der 20er Jahre. "Die Schule bleibt sicher noch vier Jahre stehen", sagte deshalb der Bürgermeister.

© SZ vom 22.12.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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