Idee aus Österreich:Zum Milchtanken nach Leitersdorf

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Peter Goldbrunner (re.) erklärt Benedikt Lühr, wie der Milchautomat in dem Gartenhäuschen neben der Straße an seinem Hof in Leitersdorf funktioniert. (Foto: Marco Einfeldt)

Bei der Familie Goldbrunner kann man sich an einem Automaten rund um die Uhr naturbelassene Milch zapfen. In einem Kühlregal warten zudem Nudeln, Eier, Marmelade und bald auch Käse auf Kunden

Von Katharina Aurich, Au

Mit seiner Milch verdient ein Landwirt im Moment kein Geld mehr, denn der Preis ist inzwischen unter 30 Cent pro Liter gefallen. Familie Goldbrunner in Leitersdorf bei Au wollte aber nicht länger nur die traurig niedrigen Zahlen auf der monatlichen Milchabrechnung ihrer Molkerei Hofmeister zu Kenntnis nehmen, sondern etwas tun. Das Paar bewirtschaftet den Hof, der schon seit Generationen im Familienbesitz ist, mit 30 Milchkühen und 80 Hektar Ackerland. Im Kurzurlaub in Österreich sahen sie eine Milchtankstelle, einen Automat, an dem der Kunde selbst rund um die Uhr seine Milch zapfen kann. Katharina Goldbrunner war begeistert und überzeugt, dass eine solche Tankstelle auch an ihrem Hof an der Straße zwischen Au und Nandlstadt erfolgreich sein könnte.

Zunächst stellten Goldbrunners ein schmuckes Gartenhäuschen dicht neben die Straße, stellten knallig-blaue Hinweisschilder auf und kauften das Herzstück, den Milchautomaten. Daneben wurde gleich noch ein Selbstbedienungskühlregal aufgebaut, hier warten Nudeln, Eier, Marmelade und bald der Käse aus Goldbrunners Milch auf Abnehmer. Natürlich können die Kunden auch PET- oder Glasflaschen erwerben. Der Automat habe den großen Vorteil, dass er dann beschickt werden könne, wenn sie gerade Zeit habe, sagt Katharina Goldbrunner. Alle zwei Tage werde die Milch erneuert.

Natürlich helfe sie ihren Kunden, sich mit dem Automaten vertraut zu machen, aber die Betrieb der Milchtankstelle sei nicht arbeitsaufwendig, sagt Goldbrunner, die 14 Jahre lang einen Hofladen betrieb und weiß, wovon sie spricht. Die Milch ist naturbelassen, wurde nicht pasteurisiert und kostet einen Euro pro Liter. Das Abkochen übernehmen die Kunden oder sie verwenden sie als Rohmilch. 600 Liter holte eine Käserei aus Haag in Oberbayern ab und verarbeitete sie zu rund 60 Kilogramm Käse. Das Unternehmen hat sich darauf spezialisiert, aus einem größeren Umkreis Milch abzuholen und daraus Käse herzustellen. Katharina Goldbrunner hat ihn in fünf Geschmacksrichtungen bestellt. Wenn die Laibe im Mai zwei Monate gereift sind, werden sie zerteilt, Vakuum verpackt und von Goldbrunners für ihr Kühlregal abgeholt. Das Landwirtspaar hofft, dass viele Kunden anhalten und an ihrer Milchtankstelle viele Flaschen voll zapfen, zumal es die erste und einzige im ganzen Landkreis sei. Natürlich kann die Milchtankstelle nur ein kleines Standbein für den Betrieb sein. Eigentlich müsse er einen neuen, größeren Milchviehstall bauen, damit sein Hof vielleicht für eines seiner drei Kinder eine Zukunft hat, sagt Peter Goldbrunner, der auch Vorsitzender der Milcherzeugergemeinschaft Moosburg ist.

Zum Glück sei der Betrieb schuldenfrei, aber in der aktuellen Situation wolle er keinen Kredit aufnehmen, denn wenn die Preise für Milch und Getreide, Raps und Mais so bleiben, dann bliebe nichts übrig, um einen Kredit abzubezahlen, bedauert Goldbrunner. Die Umstellung seines Hofs auf Ökologischen Landbau, um höhere Preise zu erzielen, sei für ihn keine Option. Es funktioniere arbeitswirtschaftlich nicht, da er den Betrieb alleine bewirtschafte, außerdem traue er den momentan guten Preisen für Bioprodukten nicht. Wenn das Angebot immer weiter wachse, dann fielen eines Tages auch die Erlöse der Ökoprodukte für die Bauern wieder, genau wie jetzt für die konventionellen Erzeugnisse, ist sich der Landwirt sicher.

© SZ vom 01.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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