Hollerner See:Vielleicht ein bisschen Wellenreiten

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In Eching sind schon viele Ideen krachend gescheitert. Eine Therme oder eine Seesauna sind vom Tisch. Ein letzter Anlauf wird nun mit einem Surfpark mit einem riesigen künstlichen Wasserbecken unternommen

Von Klaus Bachhuber, Eching

An der Südwestecke des Hollerner Sees kann man an einem sauber angelegten Strand baden, an der Nordwestecke immerhin unbehelligt ins Wasser springen. Am gesamten Ostufer wird 2019 weiter gewerkelt und das Gelände gestaltet, damit dort vielleicht noch im Sommer 2020 oder zumindest 2021 der größte Erholungsstrand weit und breit genutzt werden kann. Und derzeit läuft noch die grundsätzliche Klärung, ob etwas südlich des Sees ein gigantisches Wasserbecken zum künstlichen Surfen eingelassen werden kann.

Aber das scheint es dann gewesen zu sein mit der Entwicklung des Sees. Eine Therme internationalen Zuschnitts oder eine Seesauna, ein paar Nummern kleiner? Tabuthema, längst passé. Die Ergebnisse eines Ideenwettbewerbs unter Echings Bürgern und eines Bürgerworkshops? Alle vergessen. Das für einen sechsstelligen Betrag inszenierte Plangutachten mit Projektideen von drei Planungsbüros? Ungenutzt in den Schubladen verschwunden.

Etwa drei Viertel des Ufers, das nach der Rekultivierung durch die Münchner Kiesunion entsteht, sind seit jeher dem Münchner Erholungsflächenverein anvertraut, der dort einen Badestrand mit der üblichen Infrastruktur aus Rettungswache, Gastronomie und Sanitäranlagen anlegt. Und die verbleibende Nordwestecke, nacheinander potenzieller Thermenstandort und dann Ideenraum für bezahlte Planer, engagierte Bürger und politische Parteien und Gruppierungen, wird wohl Grünfläche plus Radweg bleiben.

Aktuell ist das Rathaus bei den Behörden vorstellig geworden, um die mögliche Ansiedlung des Surfparks südlich des Sees abzuklopfen. In Ufernähe will ein spanisches Unternehmen auf zwei Hektar ein künstliches Becken mit 25 000 Kubikmeter Wasser anlegen, wo dann auf künstlichen Wogen kommerzielles Wellenreiten angeboten werden könnte. Nach erst zwei Anlagen dieses Typs weltweit soll ein dritter Wellenpark 2022 in Stade eröffnen. Am Hollerner See muss jetzt die bürokratische Frage geklärt werden, ob ein derartiger Surfpark baurechtlich als Freizeiteinrichtung zu gelten hat oder als gewerbliche Anlage. Das ist entscheidende Vorbedingung: Sollte dem Projekt ein rein gewerblicher Charakter zugesprochen werden, dürfte es ohne Bindung an eine bestehende Siedlungsstruktur auf der - hier wörtlich - grünen Wiese nicht errichtet werden und wäre damit nicht realisierbar.

Als Freizeiteinrichtung hingegen könnte es das planungsrechtliche Placet bekommen - dann wäre als nächste Hürde zu klären, ob und wie das Wasser aus dem Becken nachbehandelt werden müsste und wie es somit ausgeleitet werden könnte. Für eine Ansiedlung den Beckenbereich aus dem Landschaftsschutzgebiet auszuklammern und dafür etwa eine gleich große Fläche am Nordwestufer wieder unter Schutz zu stellen, das wäre laut Bürgermeister Thaler ein Deal, den das Landratsamt begrüßen würde.

Außer dem Surfpark hat das Rathaus am See nur noch im Visier, den Parkplatz am Südufer zu vergrößern. Im Megasommer 2018 soll der an seine Auslastungsgrenzen gestoßen sein, obwohl bisher weniger als ein Drittel der Badefläche zur Verfügung steht. Die planerisch schon vorgesehene Erweiterung würde sich nach Osten erstrecken, dort, wo früher auch mal ein Caravanstellplatz vorgesehen war.

© SZ vom 07.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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