Erding:Die Stadt will sich wappnen für das nächste Hochwasser

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2. Juni 2013: So sah es nach den starken Regenfällen im Überschwemmungsgebiet in Aufhausen, Pretzener Straße, aus. (Foto: Renate Schmidt)

Anfang Juni 2013 erlebte Erding das schwerste Hochwasser seit Jahrzehnten. Unmittelbar danach begannen die ersten Planungen für den Hochwasserschutz für die vier Erdinger Gräben. Übernommen werden auch einige Vorschläge der Bürgerinitiative. Am 21. Juni soll das Konzept in einer öffentlichen Sondersitzung beschlossen werden.

Von Regina Bluhme, Erding

Fast auf den Tag genau vor neun Jahren, Anfang Juni 2013, erlebte Erding das schwerste Hochwasser seit Jahrzehnten. Unmittelbar danach begannen die ersten Planungen für den Hochwasserschutz für den Neuhauser, Itzlinger, Wiesen- und Aufhauser Graben. Marion Reichel vom Ingenieurbüro Björnsen präsentierte am Donnerstag im Stadtentwicklungsausschuss die neueste Fassung, die anhand von Vorschlägen der Bürgerinitiative "Naturnaher Hochwasserschutz" überarbeitet worden ist und mit der es jetzt endlich ins Verfahren gehen soll. Der Antrag von Thomas Schmidbauer (Erding Jetzt), die Abstimmung zu vertagen, fand keine Mehrheit. Der Ausschuss empfiehlt dem Stadtrat, die aktuelle Planung zu beschließen. Dazu findet am 21. Juni eine öffentliche Stadtratssitzung statt.

Eigentlich waren vor knapp drei Jahren die Maßnahmen entlang der vier Gräben bereits in trockenen Tüchern: Der Stadtrat hatte im Oktober 2019 die Varianten beschlossen, mit denen es ins Planfeststellungsverfahren gehen sollte. Doch die 2020 gegründete BI Naturnaher Hochwasserschutz kritisierte die Ausmaße der geplanten Dämme und den Flächenverbrauch, präsentierte eigene Varianten ohne Damm. Die Vorschläge wurden vom Büro Björnsen überprüft - und das hat nun unter anderem zur Folge, dass drei der vier geplanten Dammbauwerke niedriger geplant werden, wie Marion Reichel am Donnerstag informierte.

Bei einem Ortstermin im Oktober 2020 in Bergham: Thomas Atzenhofer vom Wasserwirtschaftsamt München (Mitte), rechts Markus Auerweck von der Bürgerinitiative naturnaher Hochwasserschutz Erding. (Foto: Renate Schmidt)

Zu den vier Dämmen kommen sogenannte ungesteuerte Becken, also Becken, die ohne Technik funktionieren, denn nur damit gibt es einen staatlichen Zuschuss, erklärte Stefan Homilius, stellvertretender Leiter des Wasserwirtschaftsamts München in der Sitzung. Die Maßnahmen sind millionenschwer. Allein der Neuhauser Graben kommt auf geschätzte 4,2 Millionen Euro. Dafür erhalte Erding "einen funktionierenden Hochwasserschutz für ein HQ100", erklärte Marion Reichel, also Schutz für ein hundertjähriges Hochwasser, plus 15 Prozent Spielraum für den Klimawandel.

Drei der vier Baudammwerke fallen jetzt niedriger aus als zunächst geplant

Nicht alles, was sich die BI vorgestellt hatte, ist machbar, erklärte Reichel. Aber durch zusätzliche Ableitung, Verschiebungen, den Verzicht auf Rampen oder den Ausbau des Durchlasses bei der S-Bahn konnte doch etwas erreicht werden. So sind drei der vier Dammbauwerk jetzt niedriger als zuvor geplant. Das Bauwerk am Neuhauser Graben wird zum Beispiel jetzt zwei Meter statt 3,3 Meter hoch. In einem Bereich kann näher als gedacht an die B 388 herangerückt werden. Am Wiesengraben konnte die Länge des Damms sogar halbiert werden. Freilich gilt auch: "Die Zeitverzögerung ist da, das Verfahren wird sich länger ziehen und es wird wohl auch teurer werden", so Stefan Homilius.

Zweite Bürgermeisterin Petra Bauernfeind (Freie Wähler), Helga Stieglmeier (Grüne) oder Burkhard Köppen (CSU) lobten das Engagement der BI, das für "sichtbare Verbesserungen", so Bauernfeind, gesorgt habe. Auch Thomas Schmidbauer verwies auf den Beitrag der BI, gleichwohl kritisierte er, dass die optimierte Fassung bereits in zweieinhalb Wochen im Stadtrat beschlossen werden solle. Das sei zu kurzfristig. Er beantragte die Verschiebung der Entscheidung. Der Ausschuss lehnte den Antrag gegen die Stimmen von Thomas Schmidbauer und Hans Balbach (Erding Jetzt) ab.

Es habe eine Bürgerbeteiligung "über das normale Maß hinaus" gegeben, betont der OB

Oberbürgermeister Max Gotz betonte, es habe ohnehin eine Bürgerbeteiligung "über das normale Maß hinaus" stattgefunden. Im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens gebe es noch die Möglichkeit Einwände vorzubringen. Eine Verschiebung würde das Verfahren nur wieder weiter verzögern. Helga Stieglmeier erklärte, eine derartige Berücksichtigung von Anliegen einer BI hätte sie sich für "Aufgemuckt" im Kampf gegen die dritte Startbahn auch gewünscht. Mit der Gegenstimme von Thomas Schmidbauer votierte der Ausschuss für die neue Fassung. In der öffentlichen Sondersitzung in der Stadthalle am Dienstag, 21. Juni, um 17.45 Uhr steht die Beschlussfassung auf der Tagesordnung.

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