Hochwasserschutz in Erding:Ein bisschen weniger, ein bisschen niedriger

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Auf Betreiben der Bürgerinitiative "Naturnaher Hochwasserschutz" präsentiert das Planungsbüro "optimierte Vorzugsvarianten" für die vier Gräben der Stadt Erding. Die BI ist nicht zufrieden, aber der Stadtrat stimmt mit großer Mehrheit für die Planung, neun Jahre nach dem verheerenden Juni-Hochwasser.

Von Regina Bluhme, Erding

Die Bürgerinitiative "Naturnaher Hochwasserschutz Erding" hat lange und laut gegen die geplanten Maßnahmen entlang der vier Erdinger Gräben gekämpft. Zu groß, zu überdimensioniert, lautete die Kritik. Die BI konnte erreichen, dass die Planer sich nochmals mit Behörden abstimmten und jetzt manches eine Nummer kleiner ausfällt. Nicht jeder in der BI ist damit zufrieden, aber am Dienstag hat der Stadtrat in einer Sondersitzung dem überarbeiteten Konzept mit großer Mehrheit zugestimmt. Damit kann das Planfeststellungsverfahren auf den Weg gebracht werden - neun Jahre nach dem verheerenden Juni-Hochwasser.

Das Ziel: Schutz vor einem 100-jährigen Hochwasser

Es geht um den Neuhauser, Itzlinger, Wiesen- und Aufhauser Graben, alles Gewässer III. Ordnung und - anders als bei der Sempt als Gewässer II. Ordnung - somit in der Zuständigkeit der Großen Kreisstadt. Christian Famira-Parcsetich von der Stadtentwicklung verwies auf das Ziel der Ausbaumaßnahme: Schutz vor einem 100-jährigen Hochwasser. In dem Fall: HQ100 plus einem 15 prozentigen Aufschlag wegen des Klimawandels. Seit der Gründung vor zwei Jahren hatte die BI reichlich Contra gegeben zu den Plänen des Büros Björnsen Beratende Ingenieure (BCE).

Die Hauptkritikpunkte: Die Ausbauvarianten durchschnitten landwirtschaftliche Flächen, die Dammwerke seien überdimensioniert und aus Rücksicht auf mögliche künftige Baugebiete gewählt worden. Die Kritik hatte durchaus Widerhall im Stadtrat gefunden. 2021 wurde beschlossen, die Vorschläge der BI von Björnsen prüfen zu lassen zum Kostenansatz, auch daran erinnerte Famira-Parcsetich, von 155 000 Euro.

Bei einem Ortstermin im Oktober 2020 in Bergham: Thomas Atzenhofer vom Wasserwirtschaftsamt München (Mitte), rechts Markus Auerweck von der Bürgerinitiative naturnaher Hochwasserschutz Erding. (Foto: Renate Schmidt)

So wie es Oberbürgermeister Max Gotz (CSU) am Dienstag darstellte, ist wohl noch bis kurz vor der Sitzung über den einen oder anderen Punkt diskutiert worden. Dass so viel überprüft und abgestimmt wurde, könne ein Vorteil im Planfeststellungsverfahren sein, so Gotz. Niemand könne der Stadt vorwerfen, "nicht alles untersucht zu haben." An die kritischen Zuhörer der BI gewandt betonte der OB, dass der Start des Verfahrens nicht bedeute, "dass sämtliche Beteiligungselement abgeschlossen sind". Anliegen könnten dort weiter vorgebracht werden.

Marion Reichel vom Planungsbüro erläuterte nochmals die ursprünglichen Ausbauvarianten sowie die Vorschläge der BI und schließlich die überarbeitete "optimierte Vorzugsvarianten". Mit letzteren wird nun ins Verfahren gegangen. Durch zusätzliche Ableitung, Verschiebungen, den Verzicht auf Rampen oder den Ausbau des Durchlasses bei der S-Bahn konnte doch etwas erreicht werden. So sind drei der vier Dammbauwerk jetzt niedriger als zuvor geplant. Das Bauwerk am Neuhauser Graben wird zum Beispiel jetzt zwei Meter statt 3,3 Meter hoch. In einem Bereich kann näher als gedacht an die B 388 herangerückt werden. Am Wiesengraben konnte die Länge des Damms sogar halbiert werden.

Stefan Lorenz (Grüne) äußerste sich kritisch über die Bewertungsmatrix. Stefan Homilius vom Wasserwirtschaftsamt München erklärte: "Wir haben die Matrix geprüft und sie ist aus unserer Sicht in Ordnung." Gar nicht in Ordnung fand Thomas Schmidbauer (Erding Jetzt) den Zeitplan. Er hätte vor der Abstimmung gerne die BI nochmals zu Wort kommen lassen. Nach zehn Minuten Pause stimmte der Stadtrat dafür, mit der vorgestellten Planung ins Verfahren zu gehen. Mit Nein votierten Thomas Schmidbauer und Hans Fehlberger.

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