Hochschulstandort Dorfen:Start mit 104 Studierenden

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Bei der verspäteten Einweihung der Dependance der Akadamie für Sozialverwaltung wird zugleich ihre Erweiterung gefeiert

Von Florian Tempel, Dorfen

Dorfen hat Erding gewissermaßen den Rang abgelaufen: Die 15 000 Einwohner-Stadt entwickelt sich zu einem expandierenden Hochschulstandort, während die Große Kreisstadt seit dem Abzug der Hochschule für angewandtes Management in dieser Hinsicht nichts mehr zu bieten hat. Mit zwölf Monaten Verspätung wurde am Montag in Dorfen die Außenstelle der Hochschule und Akademie für Sozialverwaltung auf dem Areal der ehemaligen Dachziegelfabrik Meindl offiziell eröffnet - und gleichzeitig bereits ihre Erweiterung gefeiert. Immerhin 104 Studierende werden von kommender Woche an blockweise in Dorfen unterrichtet. Die Zahl der bisherigen Hörsäle und Seminarräume wird dafür verdoppelt. Nur ein paar Schritt nebenan steht ein Wohnheim für 70 Studierende bereit.

Der Dorfener Immobilienunternehmer Robert Decker, dem das Meindl-Areal gehört, hat dem Ganzen seinen eigenen Namen gegeben. Er nennt es den "Timber Campus Dorfen", wobei man nicht unwillkürlich an Sozialversicherungsfachwissen denken muss. Das klingt eher nach einer Holzfäller-Uni. Der schickere Titel hat mit der Corporate Identity von Deckers 2019 gegründeter Firma "Timber Homes" zu tun, die Wohn- und Bürogebäude in Holzmodulbauweise herstellt. Decker sieht darin die Zukunft. Betriebsleiter Urs Ickler erklärte, man arbeite aktuell daran, achtstöckige Gebäude und Reihenhäuser in Holzmodulbauweise möglich zu machen.

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(Foto: Renate Schmidt)

104 Studierende werden im "Timber Campus" unterrichtet, ...

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(Foto: Renate Schmidt)

...70 können nebenan wohnen.

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(Foto: Renate Schmidt)

Auch die Volkshochschule Erding wird sich auf dem Gelände Räume für eine Außenstelle anmieten.

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(Foto: Renate Schmidt)

Während der Feier liefen bereits die Arbeiten für einen Anbau.

"Wir wollten eine ökologische Alternative für einen temporären Bau entwickeln", sagte Decker bei der Eröffnungsfeier. Tatsächlich seien die Bauten aber so langlebig wie herkömmlich gemauerte Häuser. Die aus Holz gefertigten Gebäuden seien darüber hinaus aber auch "gelebter Klimaschutz", da in ihnen mehr als 1,3 Millionen Kilogramm CO₂ gespeichert sei.

Decker sagte, voller Lokalstolz, die Hochschule sei vor allem "ein enormer Imagegewinn" für die Stadt Dorfen. Er erinnerte daran, dass Altbürgermeister Josef Sterr Dorfen gerne als Schulstadt bezeichnet habe. Da könne man nun noch eines drauflegen. Bürgermeister Heinz Grundner (CSU) kann zwar nicht einfach neue Ortsschilder in Auftrag mit dem Aufdruck "Hochschulstadt" geben. Das müsste erst offiziell beantragt und genehmigt werden. Decker verwies jedoch auf das Beispiel von Kaufbeuren und Herrsching, wo die staatliche Hochschule für Finanzwesen gibt und wo die Titel "Hochschulstadt" zugelassen seien - wobei Herrsching nicht einmal eine Stadt ist.

Bürgermeister Grundner bestätigte aber schon mal eine andere Nachricht, die Decker wie nebenbei fallen ließ: Die Volkshochschule Erding (VHS) wird sich ebenfalls auf dem Meindl-Gelände Räume für eine Dorfener Außenstelle anmieten. Die VHS ist bislang in Dorfen im Gymnasium, im evangelischen Gemeindezentrum und im Kinder- und Jugendhaus Untermieter. Anfang der 2000er Jahre hatte die VHS eigene Räume in Dorfen angemietet. Nach circa sieben Jahren war jedoch wieder Schluss, erinnert sich Eleni Lehner, die stellvertretende Leiterin der Volkshochschule Erding. Beim neuen Anlauf im kommenden Jahr wolle man das bisherige Angebot in Dorfen an Sprach- und Gesundheitskurse ausbauen um "alles, was die Bürger sich wünschen". Nur eines werde die VHS nicht machen: Deutsch- und Integrationskurse, die in Erding ein eigener großer Bereich sind, werde man in Dorfen nicht anbieten. Denn diese Kurse gibt es schon beim Dorfener Zentrum für Integration und Familie. "Da machen wir keine Konkurrenz", sagte Lehner.

Das neue Ortsschild war vorerst nur ein Gag, den Bürgermeister Grundner zurückhaltend aufnahm. (Foto: Renate Schmidt)

Die Entwicklung des Hochschulstandorts Dorfen begann vor einem Jahr ganz plötzlich und schnell. Die Akademie für Sozialverwaltung, die ihren Hauptsitz in Wasserburg hat, brauchte dringend eine Erweiterungsmöglichkeit. Seit 1993 werden in Wasserburg Beamte und Angestellte für die Sozialverwaltung ausgebildet. An der Akademie lernen gut 100 angehende Beamte des mittlern Dienstes, an der dazugehörigen Hochschule studieren noch einmal doppelt so viele Anwärter für den gehobenen Dienst. Die jungen Leute, die später zum Beispiel bei den Rentenversicherungen oder im Zentrum für Familie und Soziales arbeiten werden, kommen aus ganz Bayern und reisen während ihrer Studienzeit mehrmals für drei bis sechs Monate an. Wohnen können die Studierenden in einem Wohnheim, dessen voll möblierte Appartements mit einem kleinen Duschbad, einer Miniküche, einem Einbauschrank und einem ausklappbaren Schrankbett ausgestattet sind.

© SZ vom 14.09.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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