Heimatgeschichte:Nachfahren des Kalkbrenners

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Das Dorf Goldach soll sich rund um einen Kalkofen entwickelt haben. Heimatforscher Karl-Heinz Zenker vermutet, dass dieser sogar schon vor dem überlieferten Entstehungsjahr 1859 existiert hat

Von Peter Becker, Hallbergmoos

Ein Kalkofen bildet die Grundlage zur Entstehung des Dorfes Goldach, das heute ein Ortsteil von Hallbergmoos ist. So schreibt es Heimatforscher Karl-Heinz Zenker in seinem 44. Sammelblatt. In den Chroniken zu vergangenen Jubiläen der Ortschaft ist stets das Jahr 1859 als Entstehungsdatum des Kalkofens angegeben. Laut Zenker gibt es aber einen Katastereintrag sowie eine Zeitungsannonce, welche auf ein früheres Datum verweisen. Der Kalkofen lag an der Straße zwischen Erding und Neufahrn. Als Haus "Nummer 55" war es damals der Ortschaft Notzingermoos zugerechnet. Im Ofen wurde aus Kalksteinen der Isar Kalkmörtel gebrannt.

Im Grundsteuer-Kataster der Gemeinde Notzing im Landkreis Erding hat Zenker bei seinen Nachforschungen einen Eintrag gefunden, der das Haus "Nummer 55" als Kalkbrenneranwesen tituliert. Das Wohnhaus nebst Stall, Stadel und Ofen sei im Jahr 1851 dort neu erbaut worden. Also wesentlich früher als wie bisher angenommen im Jahr 1859. Und Zenkers Recherche zufolge gibt es im Erdinger Wochenblatt vom August 1852 eine "Bekanntmachung", derzufolge in dem Anwesen Kalk aus dem neu errichteten Ofen angeboten wird. Seine Lage entspricht dem heutigen Rottmeier-Anwesen.

Ein weiteres Indiz für ein früheres Entstehen des Kalkofens ist für Zenker eine Bekanntmachung des königlichen Rentamts in Freising. Dieses veröffentlichte am 17. September 1853 im Erdinger und Freisinger Wochenblatt, den Aufruf, dass sich diejenigen elf Tage später bei der Behörde melden sollte, die Interesse daran hätten, innerhalb eines Flussabschnitts der Isar Kalksteine sammeln zu wollen. Die Pacht auf zehn Jahre werde dann an den Meistbietenden vergeben. Zenker schließt daraus, dass am Ende der Kalkofenbesitzer in Goldach den Zuschlag bekommen haben musste. Nähere Unterlagen dazu gibt es aber nicht. Überreste des Kalkofens sind Zenker zufolge 1908 bei einem Ausbau des Hauses und dem Bau einer Scheune aufgetaucht.

In seinem 46. Sammelblatt widmet sich Zenker dem Deuteranwesen in Goldach. Der Großvater von Erna Sumpser hat den Hof mit 50 Tagwerk im Jahr 1889 gekauft. Er stammte aus der Hallertau. Am 19. Juli 1944 ereilte die Familie ein schwerer Schicksalschlag. Der Hausherr beobachtete mit zwei Söhnen einen Luftangriff auf München, als hinter dem Haus eine Flakgranate explodierte. Sohn Martin war sofort tot. Seinen Vater trug die herbeigerufene Feuerwehr auf einer Leiter ins Haus. Ein Splitter hatte ihn getroffen, er verblutete an der Wunde. Beide wurden auf dem Goldacher Friedhof beerdigt und auf dem Kriegerdenkmal verewigt. Der jüngste Sohn Johann überlebte die Explosion unverletzt, obwohl er neben seinem älteren Bruder gestanden war.

Die Familie scheint gleichwohl vom Unglück verfolgt. Magdalena Lamprecht, eine Schwester von Johann Deuter, verunglückte 1966 an der Neuwirt-Kreuzung tödlich. Ernestina Sumpser, von der Zenker die Familiengeschichte erfahren hatte, erlitt ein Jahr später dort das gleiche Schicksal. Johann Deuter starb 1994. Auf dem einstigen Deuteranwesen steht jetzt eine Wohnanlage.

© SZ vom 06.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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