Handwerk in Erding:Die Auftragsbücher sind voll

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Auch bei den Dachdeckern sind die Auftragsbücher voll. Gebremst wird das Geschäft nur, weil Mitarbeiter oder Auszubildende fehlen. (Foto: Robert Haas)

Wer im Landkreis einen Handwerker benötigt, braucht auch viel Geduld. Der anhaltende Boom beim Bau von Eigenheimen und der Mangel an geeigneten Mitarbeitern bringt manche Firmen an den Rand ihrer Kapazitäten

Von Regina Bluhme, Erding

Rudolf Waxenberger, Geschäftsführer des Erdinger Bauunternehmens Anzinger, hat im Herbst einen Anruf bekommen: Ein Ehepaar aus dem Landkreis wollte demnächst mit den Bau seines Eigenheims beginnen. "Keine Chance", betont Waxenberger, der zugleich Kreishandwerksmeister ist. Wer im Landkreis einen Handwerker benötigt, braucht auch Geduld. Die Auftragsbücher der Dachdecker, Installateure und Baufirmen sind voll. Das liegt zum einen an den vielen Häuslebauern in der Boomregion, zum anderen aber auch daran, dass die Betriebe mittlerweile Aufträge ablehnen oder hinausschieben müssen, weil Mitarbeiter, vor allem Auszubildende, fehlen.

"Jeder Handwerksbetrieb muss zufrieden sein"

Die Zinsen sind niedrig wie nie, es herrscht nahezu Vollbeschäftigung, der Zuzug hält unvermindert an - kein Wunder, dass fleißig an den eigenen vier Wänden gebaut wird im Speckgürtel von München. "Wer ehrlich ist, muss sagen, dass jeder Handwerksbetrieb aus dem Landkreis mit dem Geschäftsverlauf zufrieden sein muss", sagt Rudolf Waxenberger. Auf dem Bau könnten sich die Firmen die Aufträge aussuchen. Er kenne Betriebe, die mittlerweile bis zu drei Monate ausgebucht sind. Auch bei Anzinger Bau wurden laut Wasxenberger bereits Aufträge "nach hinten geschoben", wie bei dem Ehepaar, das nun frühestens in diesem Frühjahr mit dem Bau beginnen kann.

"Ich sage nur: Vollgas", so lautet der Kommentar von Klaus Marx, Inhaber von Elektro Marx aus Bockhorn, zu seiner Auftragslage. Zwei Wochen vor Weihnachten habe sein Betrieb noch alle Aufträge abgearbeitet, um Luft zum Verschnaufen zu haben. "Es läuft wirklich gut", betont der Firmeninhaber. Noch laufen einige Verhandlungen, aber er geht davon aus, "dass es im Januar mit Vollgas weitergeht".

Ein Notdienst wird bereit gehalten

Ebenfalls ausgebucht bis in den Januar hinein, sind die Auftragsbücher der Glaserei Schuhmann aus Erding. Kunden, die sich eine neue Dusche einbauen lassen wollen oder weitere Umbauten vorhaben, müssen Geduld haben.

"Wir hatten 2017 volle Auftragsbücher und manchmal sogar Schwierigkeiten, neue Kunden anzunehmen", heißt es bei der Erdinger Sanitärfirma Kübelsbeck. Bis in den April hinein sei er gut mit Aufträgen eingedeckt. Für Notfälle, einen Wasserrohrbruch oder dergleichen, hält der Betrieb einen Notdienstbereit, aber zwischen den Feiertagen wie an Weihnachten, könne dieser Dienst dann auch nur Bestandskunden angeboten werden.

Von der Erdinger Dachdeckerei Ludwig Reiser berichtet Juniorchefin Christine Reiser,dass es dort ebenfalls volle Auftragsbücher gibt. "Bis Weihnachten war's der Wahnsinn", sagt sie. "Es hat gepasst, wir sind zufrieden." Sie hofft nun, dass es im neuen Jahr so gut weitergeht, aber da klingt sie ganz zuversichtlich. Nicht so optimistisch ist Christine Reiser dagegen bei der Suche nach Mitarbeitern. Der Mangel an Auszubildenden sei leider ein Riesenthema. Sie habe auch schon zwei Flüchtlinge beschäftigt, "das lief gut, sie waren immer pünktlich und auch fleißig" - nur bei den Deutschkenntnissen habe es halt sehr gehapert. "Es ist echt ein Drama, wir finden keine geeigneten Leute."

Firmen können ihre Kapazitäten nicht erhöhen

Das bestätigt auch Rudolf Waxenberger. "Es ist eigentlich im Moment unmöglich, für Firmen die Kapazitäten zu erhöhen. Sie finden einfach keine Mitarbeiter." Jeder wolle studieren, da könne er noch so viel hinweisen, dass man am Bau nicht schlecht verdiene: "Trotz aller Hilfsmittel bleibt der Beruf halt eine ,Freiluftsportart', und Arbeit im Freien sei nun mal nicht beliebt, lautet seine Erfahrung.

Die vollen Auftragsbücher haben laut Rudolf Waxenberger aber die Kosten für die Kunden nicht ins Unendliche steigen lassen. "Mit den Preisen ist das so eine seltsame Sache bei uns", sagt der Kreishandwerksmeister: Nach wie vor herrsche nämlich im Landkreis "ein rechter Preiskampf" unter den Betrieben. Eigentlich unnötig bei der Auftragslage, "aber wahrscheinlich sind wir das so gewohnt".

© SZ vom 03.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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